Darum gehts
- Migros senkt Preise auf Discount-Niveau, ist aber aktuell teurer als Discounter
- Hälfte der verglichenen Produkte kosten in allen Filialen gleich viel
- Migros widerspricht Kernaussage des Preisvergleichs
Im Oktober 2024 kündigte die Migros an, den Preis von 1000 Alltagsprodukten auf «Discount-Niveau» zu senken. «Es gibt definitiv keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», sagte CEO Peter Diethelm (60) damals. Ein grosses Versprechen an die Kundinnen und Kunden! Es sollen Produkte betroffen sein, die beim täglichen Einkauf eine wichtige Rolle spielen.
Bereits Ende Januar waren gemäss des orangen Riesen national 500 Produkte aus dem Foodbereich auf Tiefpreisniveau. Spätestens im Sommer sollen alle betreffenden Produkte gleich teuer oder billiger sein wie die entsprechenden Artikel der Discounter. Wie sieht es heute im Vergleich aus? Eine Untersuchung des Schweizer Konsumentenmagazins «K-Tipp» verschafft einen Einblick.
Migros ist immer noch deutlich teurer
Dieses verglich Anfang Mai die Preise von 40 beliebten Lebensmitteln und Haushaltsartikel in Läden von Migros, Coop, Denner, Aldi und Lidl. In den mittelgrossen Filialen der Region Basel wurde jeweils der günstigste verfügbare Artikel berücksichtigt. Und da zeigt sich: Die Migros ist 17,9 Prozent teurer als Aldi und Lidl.
Der K-Tipp-Einkauf kostete im Aldi 84.95 Franken, bei Lidl waren es 85.12 Franken. Die Alltagsprodukte waren in der Migros mit 100.15 Franken am teuersten. Bei 25 der 40 Produkte war Aldi am günstigsten. Besonders Fleisch, Fertigprodukte, Süssigkeiten und Haushaltsartikel sind bei den deutschen Discountern um einiges günstiger. In letzter Kategorie war die Migros um 90 Prozent teurer.
20 von 40 Produkten haben denselben Preis
Zudem interessant: Die Hälfte der Produkte kostete in allen fünf Filialen gleich viel – so unter anderem bei Weichkäse, Quark und Olivenöl. Ein Beispiel dafür, wie fest die Händler darauf achten, was billige Standardprodukte bei der Konkurrenz kosten und so die Preise angleichen.
Hinweis: Falls ein Produkt beim Besuch von «K-Tipp» nicht verfügbar war, wich das Magazin auf den nächstbilligeren Artikel aus. So fehlte bei der Migros beispielsweise das M-Budget-Backpapier. Für die Stichprobe wurde darum das Markenprodukt Kitchen + Co. verwendet. Ein Einkauf kann bei den Detailriesen Migros und Coop darum schnell teuer werden.
Der orange Riese stellt die Kernaussage des Preisvergleichs in Abrede: «Fakt ist, dass das Ergebnis des K-Tipps allein durch den Ausreisser beim Colorwaschmittel in Pulverform zustande kommt. Ein Produkt, das kaum mehr nachgefragt wird. Colorwaschmittel in Pulver-Form ist ein stark rückläufiger Markt und entspricht keinem breiten Kundenbedürfnis mehr. Der Anteil der Color-Pulver-Waschmittel am gesamten Waschmittelmarkt liegt im sehr tiefen einstelligen Prozentbereich. Dies ist kein Alltagsprodukt und wird daher nicht mehr unter der Marke M-Budget angeboten. Kundenrelevant ist das flüssige Colorwaschmittel und hier bieten wir unserer Kundschaft mit dem M-Budget Produkt ein sehr preiswertes Angebot an. Dieses Waschmittel kostet für eine Waschladung weniger als 9 Rappen. Zudem war zur getesteten Zeit dieses Waschmittel ebenfalls in Aktion ab 2 Stück für CHF 7.98 für 36 Waschgänge erhältlich. Ohne diesen Einzelwert läge der Durchschnittspreis aller 39 weiteren Artikel kaum höher als bei Aldi oder Lidl.»
Blick-Test sorgte für Diskussionen
Auch Blick machte kürzlich einen Preisvergleich im Detailhandel, der für hitzige Diskussionen sorgte. So kauften wir bei Aldi und Lidl in Deutschland und in der Schweiz ein. Die Erkenntnisse? Ein typischer Familieneinkauf ist hierzulande bei den jeweiligen Discountern praktisch gleich teuer. In Deutschland weist der Kassenzettel allerdings eine deutlich tiefere Summe aus. Inklusive Abzug der deutschen Mehrwertsteuer ist es ennet der Grenze um rund 33 Prozent und in diesem Beispiel um gut 35 Franken günstiger!
Viele Blick-Leserinnen und -Leser bezeichneten die Einkaufstouristen als Landesverräter. «Alle, die ennet der Grenze einkaufen, schädigen unsere Wirtschaft, unsere Heimat», meinte Daniel Lehner in den Kommentaren.
Disclaimer: Der Artikel wurde nach Publikation um die Stellungnahme der Migros ergänzt.