Darum gehts
- Swiss-Techniker arbeiten nachts unter Sondergenehmigung des Seco
- Gewerkschaft kritisiert Swiss für geplante Änderungen im Schichtplan
- Gewerkschaften sehen sich in guter Verhandlungsposition
Ferienzeit bedeutet Hochsaison für die Fluggesellschaften. Damit morgens kurz nach 5.45 Uhr die ersten Flieger nach Italien, Portugal und Griechenland starten können, müssen Swiss-Techniker die Flugzeuge über Nacht warten und kontrollieren. Für Nachtarbeit gelten besondere Regeln vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Secco), damit der Gesundheitsschutz eingehalten wird.
Fünf Tage Nachtarbeit am Stück, elf Stunden pro Schicht
Bis Ende Jahr hat das Seco der Swiss eine Sondergenehmigung erteilt. Die Swiss darf ihre Mitarbeiter nachts fünf Tage am Stück einteilen – und zwar elf Stunden lang. Nach fünf Nächten Dauereinsatz können sich die Techniker dann fünf Tage am Stück erholen. Eigentlich darf nachts nur neun Stunden gearbeitet werden. Das Seco verlangt nun von der Swiss, einen «gesetzeskonformen Schichtplan» zu erarbeiten.
Wie der neue Schichtplan aussehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Streit zwischen Swiss und der Gewerkschaft SEV-GATA ist nun eskaliert. Philipp Hadorn (58), Präsident der Gewerkschaft SEV-GATA und ehemaliger SP-Nationalrat, hat ein Protestschreiben verschickt, das SonntagsBlick vorliegt. Er spricht von «schwerwiegenden Verfahrensverstössen» und einem «Vertrauensverlust zwischen den Sozialpartnern und den Mitarbeitenden». Doch was ist vorgefallen?
Swiss-Managerin soll aus Arbeitsgruppe abgezogen werden
Die Swiss rüttelt offenbar am Modell, nach fünf Tagen Nachtarbeit fünf freie Tage einzuteilen. Doch genau dieses Modell will Hadorn aufrechterhalten – schliesslich stammen viele Techniker aus dem Ausland, die für die Nachtarbeit in die Schweiz kommen und danach zurück zu ihren Familien wollen. Mehr noch: Hadorn wirft der Swiss vor, Lohnkürzungen vorgeschlagen zu haben, und spricht von einer «unverhohlenen Provokation».
Auch wirft die Gewerkschaft einer Swiss-Managerin vor, Druck auf Mitarbeitende ausgeübt und Stimmung gegen die Gewerkschaft gemacht zu haben. «Mitarbeitende berichten von einer wahrgenommenen Drohung, dass das neue System auch dann durchgesetzt werden könnte, wenn es zu Entlassungen führt», schreibt Hadorn in seinem Brandbrief. Geht es nach der Gewerkschaft, dann soll die umstrittene Swiss-Managerin abgesetzt werden. Hadorn fordert eine Veränderung in der Führung der Arbeitsgruppe und verspricht im Gegenzug eine «gemeinsame Suche nach einer akzeptablen Lösung».
«Die Swiss ist die Cashcow der Lufthansa-Gruppe»
Die Gewerkschaften sehen sich in einer guten Verhandlungsposition: Der Gesundheitsschutz, gerade bei der Nachtarbeit, wird vom Seco inzwischen strenger ausgelegt als früher – was den Arbeitnehmern in die Hände spielt. Und Swiss-Techniker sind gut ausgebildete Fachkräfte, die mehrere Zertifizierungen durchlaufen müssen und nicht einfach zu ersetzen sind. Hadorn: «Wer will heutzutage noch nachts arbeiten? Die Swiss sollte ihre Techniker, deren Lohn sehr wohl Luft nach oben hätte, fair behandeln.»
An diesem Montag kommt es zu einer Krisensitzung. Ein Swiss-Sprecher teilt mit: «Die öffentlich erhobenen Vorwürfe überraschen uns sehr, sie entsprechen so nicht den Tatsachen und wir weisen die Vorwürfe klar zurück.» Die Airline sei irritiert, «dass ein Sozialpartner mitten im laufenden Prozess so öffentlich und persönlich eskaliert. Gute Lösungen entstehen erfahrungsgemäss dann, wenn man gemeinsam verschiedene Varianten offen diskutiert und sachlich abwägt.» Gewerkschafter Hadorn kontert: «Die Swiss ist die Cashcow der Lufthansa-Gruppe, jedes Jahr fliessen Millionen-Gewinne nach Frankfurt. Die Techniker, die nachts malochen, sollten bei der Nachtarbeit faire Arbeitsbedingungen erhalten.»