Darum gehts
- UBS-Aktie unverändert vor Entscheidung über neue Grossbankenregulierung
- Keller-Sutter legt Eckpfeiler für strengere Eigenkapitalvorschriften vor
- UBS könnte zusätzliche 15 bis 25 Milliarden Franken Eigenkapital benötigen
Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Die UBS-Aktie büsst am Tag vor der grossen Entscheidung mit knapp 0,4 Prozent nur minim ein – wobei sie im Verlauf des Donnerstags zuerst über 1 Prozent verliert, das Minus am späten Nachmittag aber fast wieder wettmacht. Jedes Zucken des Bankentitels wird in der Finanzbranche mit Argusaugen beobachtet. Ist der Kursverlauf nun ein gutes oder schlechtes Omen für den Freitag? Dann wird das Finanzdepartement um Bundesrätin Karin Keller-Sutter (61) die Eckpfeiler der neuen Grossbankenregulierung vorlegen. Bei der UBS geht die Angst um, dass der Eigenkapital-Hammer mit voller Wucht auf sie niederdonnern wird.
Keller-Sutter obliegt die grosse Aufgabe, mit neuen Regeln die Mega-UBS sicherer zu machen. Damit der Staat nicht wieder mit Steuergeldern in Milliardenhöhe einspringen muss, sollte die Grossbank kriseln. Diesbezüglich ist die Schweiz ein gebranntes Kind. 2008 musste sie der UBS während der globalen Finanzkrise unter die Arme greifen. Und 2023 brauchte es eine von Bundesbern orchestrierte Notübernahme durch die UBS, damit die Credit Suisse nicht unkontrolliert in den Niedergang schlitterte. Die damaligen Too-big-to-fail-Regulierungen erwiesen sich beim CS-Debakel als zahnlos. Darum ist sich die Politik einig: Neue, schärfere Vorgaben sind nötig. Schliesslich ist die UBS durch die Übernahme noch grösser.
Lobbying-Trommelfeuer der UBS-Spitze
Im Fokus steht die höchst umstrittene Kapitalfrage. Konkret geht es darum, wie viel Prozent Eigenkapital die UBS im Stammhaus für ihre Auslandstöchter bereitstellen muss. Aktuell liegt diese Quote bei 60 Prozent. Dieser Rabatt soll weg, fordern sowohl die Finanzmarktaufsicht (Finma) als auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Der Entscheid liegt jetzt bei Keller-Sutter. Vieles spricht dafür, dass die Finanzministerin Stärke markieren und eine Maximalvariante auf den Tisch legen wird. Sprich: «KKS» wird für die «Lex UBS» eine 100-prozentige Kapitalunterlegung für die ausländischen Töchter vorschlagen – was für die Grossbank der «Worst Case» wäre.
Dadurch müsste die UBS ihre Eigenkapitaldecke deutlich stärken. Schätzungen gehen von zusätzlichen 15 bis 25 Milliarden Franken aus. Um diese Vorgabe zu verhindern, hat die UBS-Spitze in den letzten Monaten ein regelrechtes Lobbying-Trommelfeuer losgelassen. Fast wöchentlich warnte CEO Sergio Ermotti (65) vor den negativen Konsequenzen des angedachten Kapitalplans für seine Bank. Ein kürzliches Beispiel: «Das werden wir nicht verkraften können, wenn wir gleichzeitig eine wettbewerbsfähige globale Bank bleiben wollen», so die markigen Worte des UBS-Chefs am Digitalgipfel 2025 vor hochrangigen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik. Sogar der Wegzug aus der Schweiz war ein Thema.
Was passiert mit dem Aktienkurs?
Nun scheint es so, als dass das Lobbying der UBS nichts genützt hat. Legt Keller-Sutter am Freitag die Maximalforderung auf den Tisch, haben Ermotti und Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (67) die Schlacht ums Eigenkapital verloren – zumindest vorerst. Denn die gewiefte FDP-Politikerin hat ein Hintertürchen offengelassen. Nicht der Bundesrat, sondern das Parlament – oder bei einem späteren Referendum gar das Volk – wird abschliessend über das Gesetz für die Kapitalausstattung der letzten Schweizer Grossbank entscheiden. Wer den politischen Prozess in der Schweiz kennt, weiss: Das kann noch Jahre dauern.
Es ist jedoch genau diese Unsicherheit, die der UBS-Aktie zusetzt. Seit dem Jahresanfang hat sie gut 5 Prozent eingebüsst, obwohl die Integration der CS ziemlich reibungslos vorankommt. Das zeigt, dass der Markt den «Worst Case» eingepreist hat. Entsprechend gross ist das Rätselraten der Analysten, wie sich die Aktie der UBS morgen Freitag verhalten wird. Ein Ausschlag von 5 Prozent ist möglich – die Frage ist nur, in welche Richtung.