Kampf mit Bund ums Kapital
Am Ende gewinnt Ermottis UBS

Der Kampf um die Höhe des Eigenkapitals der UBS kommt in eine heisse Phase. Anfang Juni präsentiert Finanzministerin Karin Keller-Sutter ihre Vorschläge für eine sichere UBS. Die Bank befürchtet das Schlimmste – und bringt sich schon mal in Stellung.
Publiziert: 23.05.2025 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2025 um 20:15 Uhr
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UBS-Chef Sergio Ermotti macht sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz.
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Darum gehts

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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Undank ist der Welten Lohn: So lässt sich die momentane Gefühlslage der UBS-Chef-Etage auf den Punkt bringen. Vor gut zwei Jahren hat die UBS die marode Credit Suisse übernommen und damit die Schweiz und die Welt vor einer globalen Finanzkrise bewahrt. Zum «Dank» werden der Bank nun «Daumenschrauben» in Form deutlich erhöhter Kapitalanforderungen verpasst. 

Nur mit diesem Narrativ im Hinterkopf ist das Lobbying-Trommelfeuer der UBS-Spitze zu erklären. Jüngster Höhepunkt im Kampf um das Eigenkapital: Anfang Woche äusserte Sergio Ermotti (65) einmal mehr sein deutliches Unbehagen über den von der Politik angedachten Kapitalplan für seine Bank. «Das werden wir nicht verkraften können, wenn wir gleichzeitig eine wettbewerbsfähige globale Bank bleiben wollen», so der UBS-Boss am Digitalgipfel 2025 vor hochrangigen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik. 

Aktienkurs im Hintertreffen

Ermotti hat einen Punkt: Muss die UBS wirklich deutlich mehr Kapital als die Konkurrenz aufbauen, kann die Bank weniger Dividenden ausschütten oder Aktienrückkäufe tätigen als vergleichbare Finanzinstitute. Das macht die Bank für Anleger und Investoren weniger attraktiv.

Die Folge: Der Aktienkurs ist nicht dort, wo er aufgrund der bislang so erfolgreich verlaufenen Integration der CS sein könnte. Solange die Frage der Kapitalanforderungen nicht geklärt ist, ist die UBS mit angezogener Handbremse unterwegs. Was Ermotti und andere UBS-Spitzenleute auch ärgern dürfte: Weil die Aktie nicht so performt, wie sie ohne die Kapitaldiskussion könnte, sind die Boni in Form von Aktien und Optionen weniger wert. 

Was der mächtige Banker ausblendet: Die Angst vor einem Grossbanken-Kollaps sitzt der Schweiz noch immer in den Knochen, zuletzt befeuert vom PUK-Bericht über den Untergang der CS. Das kann die Politik nicht ignorieren. Also wird Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) Anfang Juni Stärke markieren und eine Maximalvariante auf den Tisch legen. Das heisst: eine 100-prozentige Kapitalunterlegung für die ausländischen Töchter. Das Hintertürchen hat die gewiefte Politikerin aber schon mal einen Spalt weit geöffnet, damit es dann doch nicht ganz so schlimm kommt, wie von der UBS befürchtet. 

Zeit spielt für die UBS

Denn nicht der Bundesrat, sondern das Parlament – oder gar das Volk – wird abschliessend über das Gesetz für die Kapitalausstattung der letzten Schweizer Grossbank entscheiden. Wer den politischen Prozess in der Schweiz kennt, weiss: Das kann noch Jahre dauern. Der UBS bleibt genug Zeit, um eine Mehrheit der Parlamentarierinnen und Parlamentarier davon zu überzeugen, die Kapital-Daumenschrauben nicht ganz so fest anzuziehen.

Auch wenn die Bank jetzt heult und mit den Zähnen klappert, am Ende gewinnt die UBS. Andererseits muss sich auch die aktuelle Bankspitze bewusst sein: Heute und morgen ist die UBS bei ihnen in guten Händen, nur kann niemand garantieren, dass es auch in 15 oder 20 Jahren noch so ist. Der Untergang der CS hat gezeigt, dass Missmanagement jede noch so erfolgreiche Bank in den Abgrund reissen kann. Deswegen braucht es für die letzte Schweizer Grossbank eine etwas dickere Kapitaldecke – und damit einen gutschweizerischen Kompromiss. 

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