Darum gehts
- Nutella-Produzent Ferrero wartet mit Haselnusskäufen wegen geringer Ernte in der Türkei
- Spekulanten kaufen Haselnüsse in der Hoffnung, sie teurer an Ferrero zu verkaufen
- Denner und Coop haben kürzlich die Preise für Nutella angehoben
Isst du dein Nutella-Brot mit oder ohne Butter? So oder so ist Nutella der beliebteste Schoko-Haselnussauftrich schlecht hin. Kein Wunder braucht Produzent Ferrero etwa ein Viertel der weltweit geernteten Haselnüsse.
Fast zwei Drittel davon werden von Bauern in der Türkei angebaut. Doch wegen Kälte und Schädlingsbefall fällt die Ernte dieses Jahr geringer aus, wie die «Financial Times» schreibt. Deswegen haben sich die Preise diesen Frühsommer fast verdoppelt.
Der italienische Nutella-Produzent Ferrero wartet deshalb mit seinen Käufen ab. Das nutzen Spekulanten aus: Türkische Zwischenhändler kaufen die wenigen Haselnüsse – und hoffen darauf, diese dann noch teurer an Ferrero verkaufen zu können.
Doch der Milliardenkonzern überstürzt nichts: «Wir haben dieses Jahr noch sehr viele Vorräte … wir haben es nicht eilig, einzukaufen», sagt Marco Botta gegenüber der britischen Zeitung. Er ist der Geschäftsführer der Ferrero Hazelnut Company, die sich um die Beschaffung und Verarbeitung der Nüsse kümmert. Gemäss Botta warten die türkischen Zwischenhändler vergebens: «Jeder spielt seine Spielchen». Ferrero bezieht noch von anderen Standorten Haselnüsse, wie Chile oder Serbien.
Doch die Ernte in der Türkei könnte gar noch schlechter ausfallen als bisher angenommen. Normalerweise ernten türkische Landwirte bis zu 700'000 Tonnen Haselnüsse pro Jahr. Dieses Jahr ging man bisher von 450'000 Tonnen aus. Doch einer der grössten Vertriebsverbände in den Türkei rechnet mittlerweile gar mit weniger als 300'000 Tonnen Haselnüssen, heisst es weiter. Gut möglich also, dass Ferrero den Engpass früher oder später zu spüren bekommt – oder gezwungen sein wird, die Preise anzupassen.
Denner und Coop heben Preise an
Im Schweizer Detailhandel machen sich aber noch keine Lieferengpässe bemerkbar. Sowohl bei den Riesen Migros und Coop als auch bei den Discountern Aldi, Lidl und Denner ist Nutella mit Abstand der beliebteste Haselnussaufstrich.
Denner hob den Preis für ein 750-Gramm-Glas wegen des gestiegenen Kakao-Preises um 25 Rappen auf 5.20 Franken an. Dabei greifen zwei Drittel der Kunden beim Discounter zu Nutella, ein Drittel zu anderen Haselnussaufstrichen.
Bei Coop stieg der Preis ebenfalls: Ein 400-Gramm-Glas kostet neu 4.20 Franken. Der Detailhändler begründet dies mit den gestiegenen Rohstoffkosten. Damit könnten neben dem Kakao-Preis auch die teurer gewordenen Haselnüsse gemeint sein.
Die Preise sind bei allen gleich: 200 Gramm Nutella gibt es für 3.20 Franken, 400 Gramm für 4.20 Franken und das 750-Gramm-Glas kostet 5.20 Franken. Lidl bietet als einziger ein 450 Gramm Glas für 4.49 Franken an. Alle Detailhändler und Discounter verkaufen auch Alternativen, die zum Teil deutlich günstiger sind.
Erdnüsse statt Haselnüsse?
Diesen Sommer hat Ferrero eine neue Geschmacksrichtung vorgestellt: Nutella peanut – also mit Erdnüssen. Ob der italienische Produzent damit dem drohenden Haselnuss-Engpass entgehen will? Der Süsswarenhersteller selbst nennt es «die erste geschmackliche Innovation in mehr als 60 Jahren». Doch es ist noch nicht bekannt, ob es die neue Variante auch in der Schweiz zu kaufen geben wird.
Die ebenfalls neue, vegane Version von Nutella gibt es seit September hierzulande im Handel. Vor allem online findet man die pflanzenbasierte Variante.