Darum gehts
- USA verhängt hohen Strafzoll auf italienische Pasta wegen Dumping-Vorwürfen
- Italienische Behörden und Verbände protestieren gegen die Entscheidung
- Neuer Zollsatz von 91,74 Prozent zusätzlich zum bestehenden 15-Prozent-Zoll
Zwischen Italien und den USA ist ein Pasta-Krieg ausgebrochen. Das US-Handelsministerium bezichtigt italienische Hersteller des Dumpings. Deshalb hat US-Präsident Donald Trump (79) einen neuen Strafzoll von 91,74 Prozent verhängt – zusätzlich zum bereits bestehenden Zollsatz von 15 Prozent.
Das ergibt eine Gesamtbelastung von fast 107 Prozent. Der sogenannte «Super-Zoll» soll ab Januar 2026 in Kraft treten. Die Schäden für die italienische Lebensmittelbranche könnten enorm sein.
Die italienische Botschaft in Washington sowie das Aussen- und das Landwirtschaftsministerium in Rom haben bereits Massnahmen ergriffen. Sie wollen das US-Handelsministerium davon überzeugen, die Entscheidung noch vor ihrem Inkrafttreten zu überdenken. Dafür bleiben ihnen nun rund vier Monate.
Kontrollen auf Antrag der US-Konkurrenz
Wie aus einem veröffentlichten Dokument des US-Handelsministeriums hervorgeht, begann alles mit einer turnusmässigen Überprüfung italienischer Pastahersteller. Eingeleitet wurde diese auf Antrag einiger konkurrierender US-Unternehmen. Überprüft wurden die italienischen Unternehmen La Molisana und Garofalo.
Im Dokument heisst es dazu: «Nach dieser Überprüfung haben wir vorläufig Dumping-Margen für den Zeitraum vom 1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024 festgestellt.»
In der aktuellen Untersuchung wurden insgesamt 18 Unternehmen berücksichtigt, letztlich jedoch nur La Molisana und Garofalo genau geprüft. Das US-Ministerium warf ihnen mangelnde Kooperation und unvollständige respektive nicht normgerechte Angaben vor. Daher kommt die Strafzollhöhe von 91,74 Prozent, die auch auf andere italienische Marken wie Barilla ausgeweitet wurde.
Solche Untersuchungen sind nicht neu – bereits 1998 wurde ein Anti-Dumping-Zoll auf italienische Pasta verhängt, weil sie in den USA zu niedrigeren Preisen verkauft wurde und damit amerikanische Unternehmen benachteiligte.
«Weder nötig noch gerechtfertigt»
Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida äusserte sich besorgt. «Ich verfolge die Dossiers zur angeblichen Anti-Dumping-Massnahme mit grosser Aufmerksamkeit. Ein derartiger Mechanismus gegen unsere Pastaproduzenten ist weder notwendig noch in irgendeiner Weise gerechtfertigt», sagte Lollobrigida.
Die Branchenverbände schlagen Alarm. Der Präsident des Bauernverbands, Ettore Prandini, sprach von einem «tödlichen Schlag»: «Ein Zoll von 107 Prozent würde den Preis eines einfachen Pastagerichts für amerikanische Familien verdoppeln und den Weg für Produkte mit italienisch klingenden Namen ebnen.»
Damit meinte er Imitate, deren Bezeichnungen zwar italienisch klingen, aber nicht italienisch sind. Das würde italienische Unternehmen benachteiligen und einen strategischen Markt zerstören. 2024 habe der Exportwert italienischer Pasta in die USA 671 Millionen Euro erreicht, sagte Prandini.