Fertigt eure Luxusuhren in Detroit!
Ami-CEO will von der Zoll-Not der Schweizer Uhrenfirmen profitieren

Wie frech ist das denn? Der US-Uhrenhersteller Shinola aus Detroit wittert seine Chance im Zollstreit. In einer Anzeige lädt CEO Steve Katzman Schweizer Uhrenfirmen ein, Teile ihrer Produktion in die USA zu verlagern, um Zölle zu umgehen und Kosten zu senken.
Publiziert: 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 19:10 Uhr
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Steve Katzman, CEO von Shinola, wirbt im TV um Schweizer Uhrenhersteller.
Foto: Bloomberg

Darum gehts

  • US-Zölle treffen Schweizer Uhrenbranche hart. Shinola bietet Zusammenarbeit an
  • Shinola lädt Schweizer Uhrenhersteller ein, Produktion nach Detroit zu verlagern
  • Shinola produziert jährlich 80'000 bis 100'000 Uhren mit 600 Angestellten
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die 39 Prozent Zoll von US-Präsident Donald Trump (79) treffen die Schweizer Uhrenbranche hart. Entsprechend heftig fallen die Reaktionen aus. Swatch-Group-Chef Nick Hayek (70) forderte im Blick als Gegenmassnahme gar 39 Prozent Zoll auf Goldexporte in die USA. Das erstaunt nicht, denn die USA sind der wichtigste Exportmarkt. Fast 20 Prozent der Uhrenausfuhren gehen nach Amerika. 2024 waren das 4,3 Milliarden Franken.

Das Wehklagen der Schweizer Uhrenhersteller wird auch in den USA gehört. Uhrenproduzent Shinola aus der US-Autostadt Detroit wittert jetzt die Chance seines Lebens: das grosse Geschäft mit den Schweizern. In einem ganzseitigen Inserat in der «New York Times» rollt er den von den Zöllen gebeutelten Schweizer Uhrenfirmen – er nennt sie «Meister der Uhrmacherei» – den roten Teppich aus. Und ruft sie dazu auf, einen Teil der Produktion von der Schweiz in die USA zu verlegen.

«Viele Weltklasse-Uhrmacher ausgebildet»

«In Detroit haben wir unsere eigene Geschichte geschrieben», heisst es im Inserat. «Wir haben das amerikanische Uhrmacherhandwerk wiederbelebt, indem wir bewiesen haben, dass Handwerk, Ausbildung und Stolz ihren Platz in Fabrikhallen in Amerika haben.» Jetzt wolle man etwas machen, das noch niemand versucht habe: «Wir wollen Schweizer Präzision und den Detroit-Spirit unter einem Dach vereinen», schreibt CEO Steve Katzman (64). Ausgerechnet Detroit – jahrzehntelang Inbegriff für den Niedergang der amerikanischen Autoindustrie.

Ganz schön selbstbewusst! In diesem Stil argumentiert er auch in einem TV-Interview auf Bloomberg. «Wir haben hier viele Weltklasse-Uhrmacher ausgebildet», so Katzman. 600 Angestellte produzieren in Detroit 80’000 bis 100’000 Uhren pro Jahr, vor allem für den amerikanischen Markt. Aber auch für Asien. «Wir wachsen jedes Jahr.» Mit Schweizern will er künftig gemeinsame Modelle entwickeln, das Know-how austauschen und über gemeinsame Lieferanten die Kosten drücken. «Indem wir eure technische Exzellenz mit unserer Reichweite, Widerstandsfähigkeit und unserem Einfallsreichtum verbinden.»

«Das hilft euch, Zölle zu senken!»

Im Inserat heisst das dann pathetisch: «Die Kosten steigen. Zölle schmerzen. Märkte verändern sich. Aber die Nachfrage nach Authentizität wächst – und Detroit liefert.» Die Industriestadt im Bundesstaat Michigan habe die Autos gebaut, die die Welt bewegt haben. «Jetzt haben wir eine amerikanische Uhrenmarke von Grund auf aufgebaut, die beweist, dass hochwertige, handgefertigte Uhren in Amerika genauso gut zu Hause sind wie anderswo.» Und an die Schweizer Uhrenhersteller gerichtet: «Betrachten Sie dies als mehr als nur eine Einladung. Sehen Sie es als Chance – Detroit steht weit offen.»

Im TV-Interview legt Katzman nach, macht Schweizer Uhrenfirmen gluschtig: «Importiert die Teile, lasst sie hier zusammenbauen. Das hilft euch, die Zölle zu senken!» Wie diese Offensive bei den Schweizern ankommt? Der Shinola-CEO gibt sich zugeknöpft. «Eine Handvoll Schweizer Firmen haben bereits geantwortet», sagt er. Namen verrät er allerdings keine.

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