Darum gehts
- US-Angriffe auf Iran: turbulenter Montag für Märkte erwartet, Ölpreis steigt
- Iran droht mit Vergeltung, mögliche Schliessung der Strasse von Hormus
- Ölpreis könnte auf 130 Dollar pro Fass steigen, US-Inflation bis 6 Prozent
Nach den Angriffen der USA auf die iranischen Atomlager dürfte der Ölpreis am Montag weiter ansteigen. Die Frage ist nur, wie stark. Seit dem Start der israelischen Luftschläge gegen den Iran hat der Ölpreis bereits um 18 Prozent zugelegt.
Das iranische Regime hat nach den US-Angriffen Vergeltung angekündigt. Man behalte sich «alle Optionen vor», schrieb der iranische Aussenminister auf der Kurznachrichtenplattform X. Am Sonntag droht das iranische Regime mit der vollständigen Sperrung der Strasse von Hormus. Das wäre für die Weltwirtschaft fatal. Rund ein Fünftel der weltweiten Ölexporte werden durch diesen Wasserkanal transportiert. Eine Blockade würde den Ölpreis massiv in die Höhe treiben und auch die USA hart treffen.
Ölpreis könnte auf 130 US-Dollar steigen
Die Analysten von Oxford Economics hatten noch vor dem Angriff mehrere Szenarien skizziert. Die rasche Deeskalation scheint seit Samstag deutlich weniger wahrscheinlich. Das Worstcase-Szenario beinhaltet einen Stopp der iranischen Ölproduktion samt Schliessung der Strasse von Hormus. Gemäss Oxford Economics könnte das den Ölpreis von derzeit 77,26 US-Dollar pro Fass auf 130 Dollar hochschiessen. Bei einer langanhaltenden Blockade droht die US-Inflation bis Ende Jahr auf bis zu sechs Prozent anzusteigen.
Die von Trump erhofften Zinssenkungen würden mit Sicherheit ausbleiben. Ökonomen warnen vor einem inflationären Schock: Laut Hamburg Commercial Bank würde eine Eskalation in Hormus signifikant die Gefahr einer globalen Stagflation erhöhen. Also einer Stagnation der Wirtschaft bei zugleich steigender Inflation. Die US-Notenbank Fed wäre dann gar zu Zinserhöhungen gezwungen, die die US-Wirtschaft deutlich ausbremsen würden.
Auch in anderen Wirtschaftsräumen wie der EU würde der Inflationsdruck steigen. Ein Ölpreisschock würde die globale Wirtschaft massiv in Schieflage bringen. Steigende Transportkosten, sinkende globale Nachfrage: Das wäre für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ein herber Schlag. Die bereits seit langem gebeutelten Industrie müsste mit einem zusätzlichen Rückgang der Bestellungen rechnen.
Die Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande müssten sich in diesem Szenario zudem auf steigende Preise beim Heizöl und an den Zapfsäulen einstellen.
China als Hoffnungsschimmer
In der Vergangenheit hat der Iran bereits mehrfach mit einer Schliessung der Strasse von Hormus gedroht. Das Regime in Teheran würde damit aber auch den wichtigsten Handelspartner China stark in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb ist dieses Szenario für den Iran der allerletzte Ausweg. Denn das Regime will es sich nicht mit China verscherzen. Zudem ist es nicht ganz so einfach, die riesige Wasserstrasse – an der engsten Stelle über 30 Kilometer breit – zu blockieren. Das Regime könnte dabei etwa auf Seeminen, Boote, Raketen und Drohnen setzen. Müsste jedoch mit einer unmittelbaren Reaktion der USA rechnen.
In einem Umfeld voller wirtschaftlicher Unsicherheit, in dem niemand so richtig weiss, wie es im US-Zollkonflikt weitergeht, ist der Krieg im Nahen Osten ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Das ist Gift für die Wirtschaft – auch in der Schweiz. Im besten Fall wird der Ölpreis nur kurzfristig ansteigen – wie während des Irak-Kriegs 2003. Ausschlaggebend wird sein, wie lange der Konflikt anhält.