Darum gehts
- Mini-Skigebiet in Adelboden sucht neuen Betreiber für legendären Norro-Lift
- Sporthändler Bruno Mathys verschenkt Skigebiet mit Lift und Ausrüstung
- 180 Meter langer Schlepplift bringt Kinder seit 1950 den Hang hinauf
Vor knapp drei Wochen ist das erste Schweizer Skigebiet ohne Gletscher in die Wintersaison gestartet. Die im Oberengadin gelegene Diavolezza öffnet jeweils am Mittwoch und am Wochenende seine Pisten. Möglich machts die hohe Lage – bereits die Talstation liegt im Berninatal auf über 2000 Meter über Meer.
Während Diavolezza bereits Pisten präpariert, bangt Adelboden um den Betrieb jenes Skilifts, an dem viele Einheimische ihre ersten Schwünge im Schnee gemacht haben. Am Norro-Hang mitten im Dorf üben Kinder seit 1950 ihre Skikünste. Ein 180 Meter langer Schlepplift bringt sie hinauf zum Übungshang, den die inzwischen geschlossene Snowboardschule jahrelang genutzt hat. Seit 2006 betreibt Sporthändler und Snowboardpionier Bruno Mathys das Mini-Skigebiet. Rund zwei Jahrzehnte später mag er das nicht mehr, wie der «Berner Oberländer» berichtet. Es droht das Ende einer Ära.
Inserate haben nichts geholfen
«Skigebiet zu verschenken», schrieb Mathys bereits im Frühling in einem Inserat. Er hofft, einen Nachfolger für den 180 Meter langen Norro-Lift zu finden. Zum Inventar gehört auch ein älteres Ratrac-Pistenfahrzeug, ein neueres Chalet-Lifthäuschen und eine Beschneiungsanlage. Die neuen Eigentümer könnten die Infrastruktur mehr oder weniger gratis übernehmen.
Trotz zahlreicher Reaktionen und zweier Interessenten ergab sich nichts Konkretes. Darum inserierte Mathys kürzlich ein zweites Mal – bislang ohne Erfolg. Gemäss der «Berner Zeitung» haben auch die Bergbahnen Adelboden-Lenk, Engstligenalp und die Tschentenbahnen kein Interesse am Lift, an dem zehn Fahrten für Kinder 7 Franken kosten.
Womöglich ein Grund: So romantisch die Lage mitten im Bergdorf im Berner Oberland ist, der Norro-Hang liegt auf einer Höhe von nur 1300 Metern über Meer. Die Betriebstage nehmen ab, meint Mathys zur Zeitung. «Ganz im Gegensatz zu den Sicherheitsvorschriften, die in den letzten 20 Jahren stark zugenommen haben.» Ihn belastet also das Problem, mit dem viele Schweizer Mini-Skigebiete zu kämpfen haben: der abnehmende Schnee. Zahlreiche Lifte sind deswegen verschwunden – im Sommer verlor etwa Baselland seinen kultigen Schlepper «untere Wanne».
Es bleibt Hoffnung
Meldet sich in den kommenden Wochen niemand, bedeutet dies das Ende für das Adelbodner Mini-Skigebiet. Dann verkauft Mathys den Lift. Weil er vor drei Jahren 15'000 Franken in eine Steuerung investierte, würde sich bestimmt ein Käufer melden.
Bleibt zu hoffen, dass sich doch noch ein Betreiber für den Norro-Lift vor seiner 75. Wintersaison findet. Ein Funken Hoffnung bleibt. So werden doch immer wieder kleinere Skilifte in der Schweiz gerettet. Im Sommer meldete das Skigebiet Klosters-Madrisa GR, den Nostalgieschlepper Glatteggen wiederzubeleben. Im Mai sammelten Skifans über 30'000 Unterschriften für den Erhalt des Tellerlifts Schwändli in Eriz BE. Und auch der Walliser Rekordlift im Skigebiet Moosalp bleibt dank Spenden von fast einer Million Franken bestehen.