Normalverdiener werden von Reichen verdrängt
In fünf Jahren sind Mietwohnungen in Zug bis zu 40 Prozent teurer geworden!

Wohnraum ist in der ganzen Schweiz ein rares Gut. Jetzt zeigt eine neue Auswertung: Im Kanton Zug ist die Lage besonders prekär. Explodierende Preise treffen auf ein schrumpfendes Angebot. Eine Expertin macht dafür reiche Zuzüger verantwortlich.
Publiziert: 20:55 Uhr
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Die Mietpreise kennen in der Schweiz seit Jahren nur eine Richtung: nach oben.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Mietpreise im Kanton Zug steigen im Vergleich zur restlichen Schweiz besonders stark
  • In den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 30 Prozent
  • Durch reiche Zuzüger finden auch sehr teure Mietwohnungen Abnehmer, erklärt Expertin
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Wer sich jüngst nach einer neuen Bleibe umschaute, der weiss um die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche: befristete Verträge, wenig Angebot, horrende Preise. Und das fast im ganzen Land: Die Leerwohnungsziffer in der Schweiz sank zuletzt auf noch ein Prozent. Rutscht sie unter die 1-Prozent-Marke, herrscht akute Wohnungsnot.

Jetzt zeigt eine Auswertung der «Zuger Zeitung» von Daten des Immobilienberaters Wüest Partner, wie es um die Mieten im Kanton Zug steht. Mit alarmierenden Ergebnissen: Im kleinen Kanton in der Zentralschweiz spitzt sich die Lage am Wohnungsmarkt besonders stark zu. Seit 2020 sind die Mietpreise um durchschnittlich 30 Prozent gestiegen, schreibt die Zeitung.

Je nach Gemeinde gibt es Unterschiede

Zum Vergleich: In einer Auswertung vom März 2025 waren die Kantone Schwyz und Graubünden Spitzenreiter bei den Angebotsmieten. Diese stiegen in den beiden Kantonen in den letzten fünf Jahren um 27,7 respektive 22,4 Prozent.

In manchen Zuger Gemeinden ist der Anstieg noch krasser: So kostet eine Mietwohnung im mittleren Preissegment in Oberägeri beispielsweise 33 Prozent mehr. In einer höheren Preisklasse sind es gar 40 Prozent.

In Zug sind die Reichen schuld

Angelika Brändle von Wüest Partner macht für die Mietpreisexplosionen in Zug mitunter den Zuzug von Reichen verantwortlich. Anders als in der restlichen Schweiz, wo die hohen Preise vielfach mit einer gestiegenen Nachfrage erklärt werden können. Wohlhabende würden auch sehr teure Wohnungen mieten. «So finden auch hohe Mietpreise problemlos Abnehmer», erklärt Brändle gegenüber der «Zuger Zeitung».

Die Zahlen bestätigen diesen Trend: 2021 versteuerten fast 12'400 Zuger und Zugerinnen über eine Million Franken Vermögen – ein Anstieg von 26 Prozent gegenüber 2019. Gleichzeitig ist das Wohnungsangebot um ein Drittel geschrumpft. Für Normalverdiener wird die Lage also prekär.

Ein Eigenheim ist fast nur noch was für Millionäre

Auch bei den Preisen für Wohneigentum sieht es düster aus: Wer sich heute in der Schweiz den Traum vom Eigenheim verwirklichen möchte, muss 26 Prozent mehr bezahlen als noch vor fünf Jahren. Dies zeigt eine neue Studie des Immobilienberaters Iazi.

Donato Scognamiglio (55), Verwaltungsratspräsident von Iazi, fand am Dienstag vor den Medien klare Worte für den Trend: «Wir sind an der Grenze zur Wohnungsnot», ordnet der Experte ein. Und weiter: «Ein Haus für unter einer Million Franken gibt es dort, wo niemand ist und keine Arbeitsstellen vorhanden sind, beispielsweise in Poschiavo GR oder im Jura.» Konkret koste ein typisches Einfamilienhaus im Kanton Zürich momentan 3,45 Millionen Franken. In Basel und Bern muss man dafür etwa 2,4 Millionen und 1,9 Millionen hinblättern.

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