Aus für italienischen Traumhaus-Trickser – Kunden verzweifelt
«Ich glaube nicht, dass ich mein Geld jemals wiedersehe»

Jahrelang verkaufte die Arras Group in Italien Ferienhäuser. Doch gebaut wurden die Objekte nie. Mehrere Schweizer fielen der Immobilienfirma zum Opfer. Ein Gericht in Italien hat nun die Liquidation der Arras Group angeordnet.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Die Arras Group verkaufte Ferienresidenzen auf Sardinien, Sizilien und in Apulien. Im Bild: Die Visualisierung eines Hauses auf Sardinien.
Foto: Social Bite

Darum gehts

  • Italienische Immobilienfirma Arras Group köderte Hauskäufer weltweit
  • Gericht in Mailand ordnet Liquidation an
  • Betroffene aus der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden
  • Hunderte Betroffene warten auf Rückzahlung, darunter auch Bulgari-CEO
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Ihre Tricksereien mit Traumresidenzen haben auch in der Schweiz für Schlagzeilen gesorgt: Die italienische Immobilienfirma Arras Group hat Hauskäufer rund um den Globus um ihr Ferienhaus gebracht – darunter auch viele Schweizerinnen und Schweizer. Sie alle wollten sich den Wunsch eines Zweitwohnsitzes am Meer erfüllen. Und wurden dabei von der italienischen Immobilienfirma gehörig über den Tisch gezogen.

Die Arras Group verkaufte Ferienresidenzen auf Sardinien, Sizilien und in Apulien. Oder vielleicht sollte man eher sagen: Sie verkaufte den Traum vom Haus am Meer. Denn gebaut wurden die Objekte nie. Nun ist der Immo-Trickser am Ende, zeigen Recherchen von Blick und Gespräche mit Betroffenen. Das Gericht in Mailand (I), wo die Arras Group ihren Hauptsitz hat, ordnete Anfang November die Liquidation des Unternehmens an. 

Hunderte Käufer verloren ihr Geld

Zur Erinnerung: Blick machte den Fall im Januar 2025 öffentlich. Eine Schweizer Familie, die 2022 eine Anzahlung von 78'000 Euro für ein Ferienhaus auf Sardinien leistete, packte aus. Ihr Traumhaus wurde bis heute nicht fertiggestellt. Der Blick-Bericht schlug Wellen, es meldeten sich weitere Opfer. Sie stammen aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz. Insgesamt dürften es Hunderte sein.

Auch ein prominenter und erfolgreicher Geschäftsmann ist auf die Machenschaften der Immobilienfirma hereingefallen: Jean-Christophe Babin (65), CEO der römischen Luxusmarke Bulgari. Er war aber nicht nur Opfer, er geschäftete selbst auch mit der Arras Group. Babin war 2023 kurzzeitig im Vorstand des Unternehmens und eröffnete eine Schweizer Niederlassung in Neuenburg. Auch er wollte sich ein Haus bauen lassen und leistete dafür eine Anzahlung von 414’000 Euro. Heute liess er Fragen von Blick unbeantwortet.

Der Westschweizer A. Meier* gehört ebenfalls zu den Betroffenen. Er möchte anonym bleiben. Sein Ferienhaus sollte in La Maddalena im Nordosten Sardiniens gebaut werden. Meier leistete Anfang 2023 eine Anzahlung von 80'000 Franken. Auch sein Projekt wurde bis heute nicht realisiert.

Enttäuscht vom Justizsystem

«Ich glaube leider nicht, dass ich mein Geld jemals wiedersehen werde», sagt er zu Blick. Meier, Babin und mehrere weitere Betroffene reichten bei der Staatsanwaltschaft in Mailand Strafanzeige ein. Diese stellte im April 2025 einen Antrag auf Liquidation. Daraufhin reichte die Arras Group einen Antrag auf einen Vergleich mit den Gläubigern ein. So sollte eine Insolvenz abgewendet werden. Vergebens. 

Meier ist enttäuscht vom Justizsystem in Italien. Es sei schwerfällig und intransparent. «Wir wissen bis heute nicht, was mit unserem eingezahlten Geld passiert ist», so der Betroffene. Die Guardia di Finanza, die italienische Finanzpolizei, habe den Geschädigten noch immer keine Informationen zum Verbleib ihrer Gelder geben können. 

Warten auf das verlorene Geld

Kein gutes Wort über die italienischen Behörden verliert Babin. «Dieser Fall ist peinlich für Italien, da die meisten Opfer Ausländer sind», sagte er im April 2025 zu Blick. «In der Schweiz wäre Herr Arras längst verurteilt und wahrscheinlich inhaftiert worden.»

Nun setzt die zuständige Behörde dem Immo-Albtraum immerhin ein Ende. Doch die Betroffenen bleiben auf dem Schaden sitzen. Noch immer warten Hunderte Familien auf ihr verlorenes Geld. Niemand weiss, wo die vielen Anzahlungen hinflossen. Es ist wie vom Erdboden verschwunden. Genauso wie Arras-CEO Enrico Arras (44), der zuletzt weder auf die Anfragen seiner Kunden noch auf jene von Blick reagierte. 

Für die Arras-Gruppe gilt nach italienischem Recht die Unschuldsvermutung, bis das Verfahren abgeschlossen ist.

* Name geändert 

Die Arras Group, ein prominenter Investor und die Schweiz

Die Arras Group hatte es einst offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Babin blieb aber Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Auch er hat Anfang Jahr Strafanzeige gegen die Arras Group erstattet. Als Kunde der Immobilienfirma wollte er sich ein Haus in Golfo Aranci auf Sardinien bauen lassen. Auch seine Ferienresidenz wurde nie fertiggestellt.

Jean-Christophe Babin, CEO von Bulgari.
imago/ZUMA Press

Die Arras Group hatte es einst offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Babin blieb aber Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Auch er hat Anfang Jahr Strafanzeige gegen die Arras Group erstattet. Als Kunde der Immobilienfirma wollte er sich ein Haus in Golfo Aranci auf Sardinien bauen lassen. Auch seine Ferienresidenz wurde nie fertiggestellt.

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