Darum gehts
- Schweizer nutzen immer häufiger Vorsorgegelder für den Eigenheimkauf
- Dadurch entstehen Rentenlücken von bis zu 500 Franken pro Monat
- Laut einer Moneypark-Studie werden im Schnitt 115'000 Franken aus der 2. Säule vorbezogen
Die Schweiz ist ein Land von Mieterinnen und Mietern. Trotzdem ist der Wunsch nach den eigenen vier Wänden bei vielen gross. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung, die noch kein Wohneigentum besitzt, hätte gerne ein Eigenheim.
Wegen der steigenden Immobilienpreise wird dieser Wunsch aber nicht so einfach Realität. Es braucht immer mehr finanzielle Mittel – ein durchschnittliches Einfamilienhaus in der Schweiz kostet heute rund 1,35 Millionen Franken. Deshalb greifen viele Schweizerinnen und Schweizer auf eine Finanzierung zurück. Und plündern dafür vermehrt ihre Vorsorgekonten, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Moneyland zeigt.
Jeder Zweite zapft Gelder aus der Pensionskasse an
So kommt eine Analyse von 7500 Kauftransaktionen aus den letzten fünf Jahren zum Schluss, dass 48 Prozent der Neukäufer für den Erwerb eines Eigenheims auf Gelder aus der 2. Säule zurückgreifen. Um so Eigenkapital zu schaffen oder die Hypothek tragbar zu machen. 36 Prozent nutzen derweil Gelder aus der Säule 3a. Seit 1990 ist es Schweizerinnen und Schweizern möglich, sich das Geld aus dieser Säule auszahlen lassen, um ein Haus zu bauen. Bei der Pensionskasse ist dies seit 1995 der Fall.
Laut Studie werden im Schnitt 115'000 Franken aus der 2. Säule vorbezogen. Damit werden etwa 70 Prozent der verfügbaren Pensionskassengelder ins Eigenheim investiert. Bei der privaten Altersvorsorge werden durchschnittlich 50'000 Franken abgezapft. Das sind 95 Prozent der angesparten Beiträge.
Der Druck, für die Finanzierung eines Eigenheims auf die Vorsorge zurückzugreifen, wird durch die Immobilienpreise massiv verstärkt: Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus brauche es heute 270'000 Franken Eigenkapital und ein Haushaltseinkommen von 240'000 Franken, was weit über dem Medianeinkommen von knapp 160'000 Franken liege, so die Studie.
Zurückzahlen? Nein danke.
Die Folge: Durch die Plünderung des Ersparten entstehen auf den Vorsorgekonten Löcher. Bei der 2. Säule entsteht laut der Moneypark-Analyse im Schnitt eine Rentenlücke von rund 500 Franken pro Monat. Spannend: Eine Studie von Raiffeisen Schweiz vom April 2025 zeigt, dass nur jeder Vierte, der Gelder aus der Pensionskasse eingesetzt hat, auch plant, diese mit späteren Einzahlungen wieder aufzufüllen.
Betroffene schieben das Auffüllen also gerne auf die lange Bank. Das kann heikel werden: Knapp ein Drittel der Schweizer Rentner und Rentnerinnen müssen laut der jüngsten Wohntraumstudie wegen der Pensionierung das geliebte Eigenheim verkaufen. Und: Krasse 85 Prozent der 50- bis 65-jährigen Immobilienbesitzer könnten nach der Pensionierung mit der Finanzierung ihrer Hypothek Probleme bekommen.
Damit der Traum vom Eigenheim nach der Pensionierung nicht zum Albtraum wird, empfehlen die Moneypark-Studienautoren eine konsequente Vorsorgeplanung. Dazu gehören: die bezogenen PK-Gelder rechtzeitig zurückzahlen, jedes Jahr den Maximalbetrag in die Säule 3a einzahlen und auch die Steuerersparnisse investieren. Als Faustregel gilt: Es sollten jährlich 2 bis 2,5 Prozent des Kaufpreises in Vorsorgegefässe fliessen.