Darum gehts
- Pilatus profitiert von zollfreiem Handel mit USA für Flugzeuge
- Flugzeugbauer plant Zukunft ausserhalb der Schweiz mit Werken in Florida und Spanien
- Pilatus steigerte 2024 den Umsatz auf 1,6 Milliarden Franken, ein Plus von 10 Prozent
Bei Pilatus in Stans NW hat man ganz tief durchgeatmet: null Prozent US-Strafzölle auf die Flugzeuge aus Schweizer Produktion. Pilatus profitiert von einem Spezialdeal. Die USA und die Schweiz kehren zu einem Abkommen von 1979 zurück. Damals verpflichteten sich über 30 Staaten zu zollfreiem Handel im zivilen Flugzeugbau. Diese Regelung war wegen Trumps Zollhammer ausser Kraft gesetzt. Nun wird sie wieder berücksichtigt. Das ist zentral fürs wirtschaftliche Wohlergehen von Pilatus: 40 Prozent des Umsatzes machen die Nidwaldner in den USA.
In Stans hat man schnell auf die gute Kunde aus den USA reagiert. Mittlerweile liefert Pilatus den PC-12 und den PC-24 wieder in die Vereinigten Staaten, wie die NZZ schreibt. Beide Flugzeuge werden primär für Geschäftsreisen benutzt. Der PC-12 ist das meistverkaufte Geschäftsflugzeug in den USA. Doch die Erleichterung täuscht. Hinter den Fabriktoren in Stans wächst die Sorge. Denn Pilatus hat längst begonnen, seine Zukunft auch ausserhalb der Schweiz zu planen.
Gewerkschaft fürchtet «riesigen Knall»
Noch bevor US-Präsident Donald Trump (79) wieder ins Weisse Haus einzog, entschied die Teppichetage von Pilatus: Die PC-12-Jets für Nord- und Südamerika sollen künftig in Bradenton im Bundesstaat Florida montiert werden. Der Bau läuft. Für viele der Mitarbeitenden in Stans ist das ein Frontalangriff auf den Werkplatz. Unia-Regionalleiter Giuseppe Reo (60) warnt: «Ich fürchte, es wird zu einem riesigen Knall in der Region kommen», sagte er der NZZ. Betroffen wären nicht nur Pilatus-Jobs, sondern auch Zulieferer.
Gleichzeitig baut Pilatus in einem Technologiepark bei Sevilla ein neues Fertigungswerk auf. Auf einem 97’000 Quadratmeter grossen Grundstück zieht Pilatus eine Fabrik hoch, die zwischen 75 und 100 Millionen Franken kosten soll. Bis zu 500 Angestellte sollen schon bald in Andalusien tätig sein. 75 Mitarbeitende arbeiten bereits heute in Spanien. Einige wurden aus Stans abgezogen, spanische Mitarbeiter in Nidwalden ausgebildet. In der neuen Fabrik sollen unter anderem Strukturelemente und Verkabelungen für den PC-12 und den PC-24 hergestellt werden.
Sinkende Arbeitsmoral kritisiert
Pilatus-CEO Markus Bucher (59) hatte schon 2024 öffentlich Zweifel am Schweizer Standort geäussert: «Business follows tax», sagte er. Und meint: Firmen gehen dorthin, wo sie das günstigste steuerliche Umfeld haben. Er kritisierte damit die OECD-Mindeststeuer sowie eine «sinkende Arbeitsmoral», wie er damals der NZZ sagte. Es sei für ein global agierendes Unternehmen ein Problem, wenn eine ganze Generation weniger arbeiten wolle.
Trotzdem: Die Geschäfte gehen gut in Stans. 2024 steigerte Pilatus den Umsatz auf 1,6 Milliarden Franken. Das ist ein Plus von 10 Prozent. Und gleichzeitig beschäftigte der Flugzeugbauer erstmals mehr als 3000 Mitarbeitende. Konkret waren es im letzten Jahr 3326 Vollzeitstellen – fast 90 Prozent davon in der Schweiz. CEO Markus Bucher schaut aber stets nach vorne. In einem Interview mit der «Handelszeitung» sagte er Ende 2024: «Es gibt die schnellen Unternehmen und die toten.»