Darum gehts
- Die Schweiz und die USA einigen sich auf Zolldeal für Exporte
- Pilatus profitiert vom Spezialdeal mit null Prozent Zoll für Flugzeuge
- 40 Prozent aller zivilen Pilatus-Flugzeuge gehen in die USA
Es war die Nachricht der letzten Woche: Die Schweiz hat ihren Zolldeal mit den USA und Donald Trump (79). Endlich! Statt 39 Prozent Zoll sollen es bald nur noch 15 Prozent sein. Die Exportindustrie atmet auf. In der Politik regt sich allerdings bald Widerstand. Zu viel sei über das Abkommen noch unklar, heisst es vor allem von linker Seite. Die Befürworter sagen hingegen pragmatisch: 15 Prozent ist deutlich besser, als 39 Prozent Strafzölle zu zahlen.
15 Prozent? Nicht für den Schweizer Flugzeugbauer Pilatus. Sie profitieren von einem Spezialdeal. Laut der US-Luftfahrtvereinigung National Business Aviation Association (NBAA) haben die USA sowohl Südkorea als auch der Schweiz zugesichert, zu einem Abkommen von 1979 zurückzukehren. Damals verpflichteten sich über 30 Staaten zu zollfreiem Handel im zivilen Flugzeugbau. Diese Regelung war wegen Trumps Zollhammer ausser Kraft gesetzt. Nun werde sie wieder berücksichtigt, schreibt NBAA in einer Mitteilung. Bedeutet: Der gegenseitige Null-Prozent-Zoll ist zurück! Zumindest im Fall von Südkorea und der Schweiz.
«Die NBAA begrüsst die Rückkehr zu Nullzöllen für Flugzeuge und Flugzeugteile, was sich erheblich positiv auf die Führungsrolle der USA in Bezug auf globale Sicherheit und Innovation in der Luft- und Raumfahrt auswirken wird», sagt NBAA-Präsident Ed Bolen. «Diese neuen Abkommen stellen nicht nur gerechte Handelsbeziehungen mit der Republik Korea und der Schweiz wieder her, sondern ermöglichen es der Luftfahrtindustrie auch, weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigung und zur Wirtschaft in den USA zu leisten.»
Öffentlich jubeln will Pilatus nicht
Grosser Jubel beim Stanser Flugzeugbauer? Mitnichten. Pilatus informierte die Öffentlichkeit bisher nicht über den Spezialdeal. Auf Anfrage von Blick gibt sich das Unternehmen zurückhaltend. Zum Null-Prozent-Zoll will man nichts Konkretes sagen. Pilatus bedankt sich aber artig bei Bundesrat, bei der Seco-Chefin Helene Budliger Artieda sowie bei der US-Regierung für die «vorerst erzielte Vereinbarung». Das geplante Handelsabkommen stärke die Planungssicherheit, schütze die Arbeitsplätze von Pilatus in der Schweiz und in den USA sowie jene der in die USA exportierenden und dort tätigen Schweizer Unternehmen, heisst es beim Flugzeugbauer.
Warum feiert Pilatus sich nicht selber für den Spezialdeal ab? Wohl im Wissen darum, dass es nicht bei allen Unternehmen gut ankommt, dass man in Stans für Exporte über den Atlantik nichts mehr bezahlt, während die restliche Schweizer Industrie 15 Prozent an Trump abdrücken muss. Auswirkungen hat der Spezialdeal aber bereits heute: «Wir können bestätigen, dass die Lieferungen von PC-12 und PC-24 in die USA wieder aufgenommen wurden», schreibt Pilatus. Anfang August, kurz nach Trumps 39-Prozent-Zollhammer, stoppte Pilatus die Lieferungen in die USA vorübergehend.
So wichtig sind die USA für Pilatus
Wie wichtig der US-Markt für Pilatus ist, zeigen die Zahlen: Rund 40 Prozent aller zivilen Pilatus-Flugzeuge gehen in die USA – fast die Hälfte des Gesamtumsatzes stammt von dort. Und die Kundschaft ist so vielfältig wie diskret: Wer genau die Flieger privat nutzt, bleibt oft ungewiss. Klar ist: Kleine Airlines wie Tradewind Aviation oder Planesense setzen im grossen Stil auf die Schweizer Maschinen. Allein Tradewind betreibt 38 PC-12. Zwischen August 2023 und Juli 2024 war die PC-12 gar das meistgenutzte Businessflugzeug in den USA. Dass Pilatus nun wieder zollfrei liefern darf, ist also ein regelrechter Wirtschaftscoup.