Darum gehts
- SP-Initiative für nationalen 10-Prozent-Prämiendeckel abgelehnt
- Bis 2030 müssen Kantone aber eigene Obergrenze festlegen
- Blick-Umfrage zeigt, in welchen Kantonen es vorwärtsgeht
Kommt die SP durchs kantonale Hintertürchen zum Ziel? Einen 10-Prozent-Prämiendeckel forderte die Partei vergangenes Jahr mit einer nationalen Volksinitiative, doch das Stimmvolk lehnte das Begehren mit 55 Prozent Nein-Anteil ab.
Trotzdem kommt nun wieder Bewegung in die Debatte. 2026 tritt der indirekte Gegenvorschlag zur SP-Initiative in Kraft. Dieser nimmt die Kantone nicht nur bei der Prämienverbilligung stärker in die Pflicht, er verlangt auch ein konkretes Sozialziel.
Spätestens bis 2030 müssen die Kantone regeln, welchen Anteil die Prämie am verfügbaren Einkommen der Versicherten ausmachen darf. Ein kantonaler Prämiendeckel also. Blick hat in allen Kantonen nachgefragt, wo sie mit der Umsetzung stehen.
10 Prozent in Waadt und Graubünden
Mehrere Kantone kennen bereits eine Obergrenze. Waadt und Graubünden haben die Prämienlast auf maximal 10 Prozent gedeckelt. In Appenzell Innerrhoden liegt die Obergrenze je nach Einkommen und Vermögen zwischen 7 und maximal 12 Prozent des massgeblichen Haushaltseinkommens. In Schaffhausen können Prämienverbilligungen beantragt werden, wenn die Prämien mehr als 15 Prozent des Einkommens ausmachen.
Im Kanton Schwyz gilt ein sogenannter Selbstbehalt von 11 Prozent. «Wie hoch der Selbstbehalt für die Zukunft festgelegt wird, ist Bestandteil der noch zu führenden politischen Diskussion», sagt der zuständige Regierungsrat Damian Meier (51).
Speziell ist die Situation in Zug. Seit 2022 gilt dort ein Deckel von 8 Prozent für Haushalte in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Weil der im Geld schwimmende Kanton in den Jahren 2026 und 2027 nahezu die gesamten Kosten für stationäre Spitalbehandlungen übernimmt, sinkt die mittlere Prämienbelastung gar auf 4 Prozent.
Volksinitiativen machen Druck
Andernorts läuft die Deckel-Debatte gerade heiss. Im Tessin hat das Stimmvolk eine kantonale Volksinitiative angenommen, die die Prämienbelastung auf 10 Prozent begrenzt. In Basel-Stadt hat der Grosse Rat knapp einer Motion zugestimmt, die einen 10-Prozent-Deckel verlangt. In Bern hat das Kantonsparlament einen Vorstoss überwiesen, der eine Begrenzung «möglichst nahe an 10 Prozent» vorschlägt.
In Baselland läuft gerade die Vernehmlassung, wonach der Regierungsrat den Deckel jeweils per Verordnung festlegen kann – nach aktuellem Vorschlag läge dieser allgemein bei 10,5 Prozent, für Familien mit Kindern sogar bei nur 8,9 Prozent. In Glarus wiederum schlägt die Regierung eine Limitierung auf 15 Prozent vor. Stimmt die Landsgemeinde dem Vorschlag kommendes Jahr zu, gilt diese bereits ab 2028.
«Ich freue mich über jeden Kanton, der mit einem fairen Sozialziel bezahlbarere Prämien schafft – allerdings lässt der Gegenvorschlag zu viel Spielraum», kommentiert SP-Co-Chefin Mattea Meyer (38) die Entwicklung. «Wir werden uns dafür einsetzen, dass möglichst viele Kantone Richtung 10-Prozent-Deckel kommen.» Angesichts der weiter steigenden Prämien brauche es schweizweit eine Entlastung für die Versicherten, macht sie klar.
Die SP lanciert kommendes Jahr daher eine neue Prämienrabatt-Initiative – weg von Kopfprämien hin zu einem einkommensabhängigen System. «Rund 85 Prozent der Haushalte sollen durch einen Rabatt entlastet werden, der von 15 Prozent der Topverdienenden mitfinanziert wird – ähnlich wie bei der AHV», sagt Meyer. Zusätzlich entlastet würden Familien: «Kinder bis 18 Jahre werden ganz von der Prämie befreit.» Ruedi Studer
«Ich freue mich über jeden Kanton, der mit einem fairen Sozialziel bezahlbarere Prämien schafft – allerdings lässt der Gegenvorschlag zu viel Spielraum», kommentiert SP-Co-Chefin Mattea Meyer (38) die Entwicklung. «Wir werden uns dafür einsetzen, dass möglichst viele Kantone Richtung 10-Prozent-Deckel kommen.» Angesichts der weiter steigenden Prämien brauche es schweizweit eine Entlastung für die Versicherten, macht sie klar.
Die SP lanciert kommendes Jahr daher eine neue Prämienrabatt-Initiative – weg von Kopfprämien hin zu einem einkommensabhängigen System. «Rund 85 Prozent der Haushalte sollen durch einen Rabatt entlastet werden, der von 15 Prozent der Topverdienenden mitfinanziert wird – ähnlich wie bei der AHV», sagt Meyer. Zusätzlich entlastet würden Familien: «Kinder bis 18 Jahre werden ganz von der Prämie befreit.» Ruedi Studer
In den Kantonen Freiburg und Appenzell Ausserrhoden sind Volksinitiativen hängig, die einen 10-Prozent-Deckel verlangen. Ebenso in Neuenburg – wobei der Kanton eine 13-Prozent-Limite als Alternative vorschlägt. Im Wallis werden derzeit Unterschriften für eine 10-Prozent-Obergrenze gesammelt, und in Schwyz verlangt eine SP-Initiative einer Erhöhung der Prämienverbilligung «auf mindestens den durchschnittlichen Pro-Kopf-Beitrag aller Kantone».
In Genf wurde eine 10-Prozent-Initiative 2020 zwar abgelehnt, dafür ein Gegenvorschlag angenommen, der deutliche höhere Subventionen vorsieht.
In vielen Kantonen steht die Deckel-Debatte noch bevor. Dabei wird die Sozialziel-Vorgabe nicht überall gern gesehen. «Ein Prämiendeckel setzt falsche Anreize», beantwortete die Luzerner Regierung jüngst eine Anfrage aus dem Parlament. «Ein Deckel greift nur oberflächlich ein, ohne die Ursachen des Kostenwachstums wie Fehlanreize, Überversorgung oder mangelhafte Steuerung zu adressieren.» Doch auch die Zweifler müssen eine Obergrenze festsetzen, da sonst der Bund die Vorgabe macht.
Prämienverbilligung steigt an
Bereits ab kommendem Jahr müssen die Kantone einen Mindestanteil der Kosten in der obligatorischen Grundversicherung finanzieren. Je nach Einkommenssituation der Bevölkerung soll der Mindestanteil auf 3,5 bis 7,5 Prozent fixiert werden.
Temporär gelten 3,5 Prozent für alle als Minimum. Ab 2028 erhöht sich der Mindestanteil auf bis zu 7,5 Prozent. Die meisten Kantone liegen schon heute innerhalb dieses Rahmens. Aufgrund der Prämienentwicklung rechnen sie mit weiter steigenden Kosten. Der Kanton Luzern beispielsweise erfüllt die Mindestvorgabe mit 3,6 Prozent nur knapp, ab 2028 muss er eine Quote von 5,4 Prozent erreichen.
Schwyz rechnet mit 17,3 Millionen Franken zusätzlich per 2028, St. Gallen mit 60 Millionen Franken mehr. Solothurn sieht für nächstes Jahr eine Beteiligung von 5,9 Prozent vor, wobei diese «langfristig» bis zur Obergrenze von 7,5 Prozent steigen dürfte.
Einzelne Kantone leisten schon heute mehr als gefordert. Genf beispielsweise übernimmt rund 15 Prozent, der Kanton Tessin 10,5 Prozent der Kosten. Schaffhausen schätzt den Anteil für 2026 auf 8,9 Prozent. Auch Basel-Stadt und Neuenburg leisten schon höhere Beiträge.
Bis 2030 dürften die Kantone gut 700 Millionen Franken mehr pro Jahr für die Prämienverbilligung aufwerfen müssen als heute.
Blick und FinanceScout24 haben einen Krankenkassenrechner lanciert, der die günstigsten Prämien aufzeigt, das Sparpotenzial im Vergleich zur aktuellen Kasse berechnet und die Möglichkeit bietet, Angebote einzuholen. Der Rechner stellt Preise und Leistungen transparent gegenüber und bewertet darüber hinaus die Servicequalität und digitalen Angebote der Kassen. Grundlage dafür ist eine unabhängige Kundenumfrage von FinanceScout24 und moneyland.ch. Filter- und Sortierfunktionen helfen, die Ergebnisliste nach persönlichen Kriterien anzupassen und die passende Krankenkasse zu finden. Den Rechner findest du hier.
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