Darum gehts
- Krankenkassenprämien steigen 2026 erneut. SP-Ministerin gibt Details bekannt
- Wohnort, Alter und Einkommen beeinflussen individuelle Prämienhöhe
- Mittlere Monatsprämie könnte von 378.70 auf fast 400 Franken steigen
Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: 2026 steht bei den Krankenkassen der nächste Prämiensprung an. Um wie viel, das verrät SP-Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (61) am Dienstag um 15 Uhr an einer Medienkonferenz.
Experten erwarten einen Anstieg um 4 bis 5 Prozent. Das ist zwar etwas weniger als in den vergangenen Jahren, dürfte aber doch über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die mittlere Monatsprämie von derzeit 378.70 Franken dürfte im nächsten Jahr auf gegen 400 Franken steigen. Die Prämienlast hat sich seit 1996 – damals betrug die mittlere Standardprämie noch 128 Franken – praktisch verdreifacht.
Steigende Gesundheitskosten
Grund dafür sind die weiterhin steigenden Gesundheitskosten. Allein schon aufgrund der alternden Bevölkerung sowie wegen neuer Therapien und Medikamente nehmen diese zu. So wuchsen die Ausgaben in der obligatorischen Grundversicherung bis Mitte Jahr um 4,6 Prozent im Jahresvergleich.
In den letzten zwölf Monaten verursachte jede Person durchschnittliche Kosten in Höhe von 4813 Franken, die von der Grundversicherung gedeckt wurden. Das sind 210 Franken mehr als im Vorjahr, wie das Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) aktuell zeigt.
Nicht jeden trifft es gleich – die Faktoren
Doch nicht jeden trifft es gleich hart. Blick zeigt, auf welche Punkte es ankommt:
Der Wohnort
Ob man im urbanen Genf Prämien bezahlt oder im beschaulichen Appenzell, macht einen Riesenunterschied! Am stärksten ist die Prämienlast derzeit im Kanton Genf mit fast 480 Franken im Monat. Auch im Tessin und in Basel-Stadt geht die monatliche Prämienrechnung so richtig ins Geld. Das dürfte sich diesmal kaum ändern.
Besser kommt man in eher ländlichen Kantonen weg, wo man vielleicht eher mal auf ein Hausmittel setzt, statt gleich zum Arzt zu rennen. Dabei stechen besonders die Appenzell Innerrhoder hervor, die knapp 260 Franken berappen. Ebenfalls weniger als 300 Franken kostet die Krankenversicherung noch in Uri. Allerdings dürften die Urner die 300er-Marke diesmal reissen.
Das Alter
Für das Alter gelten drei Kategorien. Erwachsene ab 26 zahlen am meisten – im Schnitt derzeit rund 450 Franken. Jugendliche Erwachsene von 19 bis 25 Jahren kommen mit rund 135 Franken weniger davon. Für Kinder werden derzeit 118 Franken fällig.
Früher wurden Senioren noch stärker zur Kasse gebeten. Doch mit dem Krankenkassen-Obligatorium 1996 wurde auch die Generationensolidarität verankert.
Das Einkommen
Regional gelten zwar für alle die gleichen Kopfprämien. Trotzdem hat das Einkommen Einfluss darauf, wie viel man für die Prämien effektiv zahlt. Für tiefere und mittlere Einkommen gibt es je nach Familienverhältnissen eine individuelle Prämienverbilligung. Diese ist kantonal aber unterschiedlich ausgestaltet.
Für die Prämienverbilligung geben Bund und Kantone jährlich rund 6 Milliarden Franken aus. 2026 wird diese Summe weiter ansteigen, da die Kantone neu einen Mindestanteil von 3,5 bis 7,5 Prozent der Bruttokosten in ihrem Kanton übernehmen müssen. Damit dürften rund 500 Millionen zusätzlich zur Verfügung stehen.
Das Versicherungsmodell
Die Versicherten sind dem Prämienhammer nicht einfach ausgeliefert, sondern können ein wenig steuern, wie hart er trifft. Einerseits mit der Wahl einer günstigeren Krankenkasse, andererseits mit dem Versicherungsmodell. So gibt es verschiedene Sparvarianten, mit denen die Kosten deutlich reduziert werden können. Viele Kassen bieten ein günstigeres Hausarzt-, HMO- oder Telmed-Modell an.
Eine weitere Option ist eine höhere Franchise von bis zu 2500 Franken. Damit sinkt die Prämienlast. Im Gegenzug trägt man aber im Krankheitsfall das Risiko, unter dem Strich mehr zu berappen, als man bei den Prämien einspart.
Jetzt kommt die Prämienrabatt-Initiative
Klar ist jetzt schon: Der Prämienschub wird in der Politik einmal mehr für eine Vorstossflut sorgen. In der laufenden Herbstsession wurden dazu bereits Vorstösse eingereicht. So will etwa Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner (53, AI) den Leistungskatalog in der Grundversicherung überprüft wissen.
Die SP wiederum plant eine neue Prämienrabatt-Initiative, die Anfang 2026 lanciert werden soll. Sie will die Krankenkassenprämien vom Einkommen abhängig machen. Normalverdiener würden einen Rabatt erhalten, Reiche müssten draufzahlen. 85 Prozent der Haushalte sollen profitieren.
Der Prämienanstieg der vergangenen Jahre sei für viele nicht mehr tragbar, moniert SP-Co-Chefin Mattea Meyer (37). «Wir müssen von den unfairen Kopfprämien wegkommen – hin zu einem solidarischen System.»