Darum gehts
- Google lässt zwei Bürogebäude in Zürich seit Jahren leer stehen
- Die jährlichen Mietkosten dürften sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen
- Wegen des ausgetrockneten Wohnungsmarktes wird Umwandlung leerstehender Büros in Wohnraum zunehmend diskutiert
Bei Google läufts. Der Tech-Riese gehört seit Jahren zu den wertvollsten der Welt. Und der Mutterkonzern Alphabet knackte letztes Jahr die magische Gewinngrenze von 100 Milliarden Dollar. Da kann man es sich auch leisten, ein ganzes Bürogebäude in Zürich leer stehenzulassen – trotz teurer Lage mitten im noblen Bankenviertel, keine fünfzig Meter vom Zürichsee entfernt. Und wohl auch in Zukunft nicht in die dortigen Büroräume einziehen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Konkret: Google Schweiz hat sich 2022 an bester Lage im Gebäude am Zürcher General-Guisan-Quai 26 eingemietet. Die Besitzerin Zurich-Versicherung hatte die Liegenschaft zuvor bis 2021 aufwendig saniert. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern erstreckt sich nun ein top-modernes, teilweise achtstöckiges Gebäude mit grossen Fenstern und Dachterrasse. Aber ohne lebendiges Bürotreiben durch Google-Angestellte.
Gebäude steht seit über zwei Jahren leer
Gegenüber der Zeitung bestätigt Google, die Erweiterungspläne am General-Guisan-Quai endgültig beendet zu haben. Der Konzern wolle sich auf die beiden Züricher Hauptstandorte im Hürlimann-Areal und an der Europaallee konzentrieren.
Damit hat sich wohl auch ein baldiger Einzug an einem weiteren Google-Standort in der Limmat-Stadt erledigt. Auch an der Müllerstrasse im Kreis 4 stehen laut «Tages-Anzeiger» seit über zwei Jahren 15'500 Quadratmeter frisch renovierte Büroflächen leer.
Der US-Riese zahlt also Miete für zwei Zürcher Standorte, die er gar nicht nutzt. Das dürfte Google jedes Jahr viele Millionen kosten. Alleine für die Büros an der Müllerstrasse peilte die Vermieterin Swiss Prime Site eine Miete von 11 Millionen Franken an. Für die Büros am General-Guisan-Quai dürfte der Konzern gleich viel bezahlen – mindestens.
Büroleerstände nehmen zu
Google leistet sich damit einen grossen Luxus, hält sich aber Optionen für die Zukunft offen. Denn wie Wohnraum sind auch Büroflächen in der Schweiz ein rares Gut. Am Mittwoch veröffentlichte Zahlen des Immobilienberaters CBRE zeigen: Von Juli bis September 2025 waren hierzulande 2,1 Millionen Quadratmeter Bürofläche frei verfügbar. Heisst: Nur 4,3 Prozent aller Büroflächen in der Schweiz sind unbesetzt.
Trotzdem: In der Vergangenheit gab es noch weniger freien Büroraum. Es sei das sechste Quartal in Folge mit einem freien Bestand von über zwei Millionen Quadratmetern, schreibt CBRE in einer Mitteilung.
Aus ungenutzten Büros soll Wohnraum entstehen
Um einiges prekärer ist die Lage am Schweizer Wohnungsmarkt, wo die Leerwohnungsziffer immer weiter sinkt. Deswegen werden auch immer wieder Rufe laut, wonach leerstehende Büro- oder Fabrikräumlichkeiten zu Wohnungen werden sollen.
Und das passiert auch: So wird derzeit beispielsweise in Winterthur ZH der ehemalige Hauptsitz der AXA-Versicherung aus den 1970er Jahren zu Wohnungen umfunktioniert. Auch die Fabrikhallen der ehemaligen Baumwollspinnerei in Kollbrunn ZH wurden zwei Jahre lang zu 35 Eigentumswohnungen umgebaut, so dass vor einem Jahr neues Leben einziehen konnte. Die Lofts mit Industrieflair sind heiss begehrt: Die Kaufpreise bewegten sich zwischen 450'000 und 1,58 Millionen Franken.