Kein Schneefall in Sicht!
6 Pistenchefs sprechen über die Lage in den Skigebieten

Meteorologen erwarten in den Bergen nur ein paar Flocken. Von den 1823 Liftanlagen sind erst 612 in Betrieb – also nur etwa jede dritte.
Kommentieren
1/8
Engelberg, Brunnihütte auf 1860 Metern, am 16. Dezember.
Foto: Webcam

Darum gehts

  • Skigebiete bereiten sich auf Festtage vor, Schnee im Flachland unwahrscheinlich
  • Bergbahnen setzen auf technische Beschneiung für gute Pistenverhältnisse
  • Oft ist nur rund die Hälfte der Pisten befahrbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Kommendes Wochenende stellt auch das letzte Skigebiet die Ampel auf Vollbetrieb. Die Wintersportorte stehen vor einem Ansturm über die Festtage. Doch was ist mit dem Neuschnee? In den Tourismusdörfern wie Gstaad BE, Zermatt VS oder Arosa GR liegt lediglich eine hauchdünne Schneeschicht auf den Dächern und Wiesen. Das Flachland ist völlig grün und grau – und das dürfte auch so bleiben, sagt Yves Karrer (31). «Die Wahrscheinlichkeit, dass es an den Weihnachtstagen ein paar Schneeflocken bis ins Flachland schaffen, liegt bei rund 10 Prozent», sagt der Meteo-Schweiz-Mann. «Für weisse Weihnachten – also Schnee, der auch liegen bleibt – sind die Chancen noch geringer.»

Bange Momente für Skifans, die in den Startlöchern stehen. Gemäss Karrer sieht es in den Bergen nur wenig besser aus. Aktuell fallen am Alpensüdhang ein paar Flocken Schnee. Am Freitag erwartet man in den westlichen Alpen nur oberhalb von 2000 Metern etwas Schnee. «Bis Weihnachten sind in den Alpen keine wirklich nennenswerten Schneemengen zu erwarten», so der Meteorologe.

Der Blick auf den Schneebericht von Schweiz Tourismus zeigt: Aktuell sind 1835,1 von 7232,1 Pistenkilometern und 612 von 1823 Liftanlagen geöffnet (Stand Dienstag, SRF-Data). Alle Pisten geöffnet hat bislang kein Skigebiet. Ein Vollbetrieb in der Schweiz ab kommendem Wochenende scheint aussichtslos. Blick hat bei Bergbahnen- und Pistenchefs nachgefragt, wie besorgt sie über die Schneelage auf den Pisten sind.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Urs Keller, Hoch-Ybrig SZ

Foto: Stefan Kürzi

Das Wintersportgebiet Hoch-Ybrig im Kanton Schwyz hat seit Ende November geöffnet: Aktuell sind rund 10 der 50 Pistenkilometer offen für Wintersportler, es liegt rund ein halber Meter Schnee. «Für die technische Beschneiung ist es noch etwas zu warm», so Urs Keller (39) von der Geschäftsleitung der Bergbahnen. Doch er zeigt sich mit dem Saisonstart zufrieden, da das Skigebiet auch eine neue Bahn in Betrieb genommen hat. «Es fehlen nur der Neuschnee und winterliche Temperaturen – dann wäre es perfekt», sagt Keller. 

Sascha Leitner, Melchsee-Frutt OW

Foto: Melchsee-Frutt

Im Skigebiet Melchsee-Frutt sind aktuell 4 von 17 Pisten offen, dank Naturschnee in Kombination mit technischer Beschneiung. «Die aktuelle Wetterlage ist auch für uns herausfordernd, insbesondere unterhalb von 1800 Metern auf den Naturschneeabschnitten. Die Aussichten bleiben bis zum Jahresende verhalten», so Sascha Leitner (47) vom Pistendienst. Trotz herausfordernder Bedingungen sei der Auftakt in die Saison gelungen.

Stefan Hallenbarter, Engelberg-Titlis OW

Foto: ANDRE HERGER

«Bereits am 11. Oktober konnten wir die ersten Pisten eröffnen», sagt Stefan Hallenbarter (56), Leiter Pistendienst bei den Titlis-Bergbahnen. Mittlerweile sind 15 der 23 Pisten geöffnet. Mit den Schneeverhältnissen zeigt sich Hallenbarter zufrieden: «Bei günstigen Temperaturen beschneien wir zusätzlich, um Top-Bedingungen zu gewährleisten.» Es liegen fast 80 Zentimeter Schnee. 

Mario Gertschen, Belalp VS

Foto: zVg

Das Skigebiet ist seit 6. Dezember offen. «Ohne technische Beschneiung wäre es in diesem Winter schwierig. Doch wir konnten während der Kältephase Anfang November die Pisten beschneien», sagt Geschäftsführer Mario Gertschen (43). So werde man für die Weihnachtsferien rund die Hälfte der Pisten offen haben. Das sind die Flächen, die zwischen 2000 und 2500 Meter ü. M. liegen und beschneit werden können. «Zum Fahren ist es dort super.» Oberhalb sind die Pisten noch gesperrt. Im felsigen Gelände bräuchte es noch viel mehr Schnee. «Über Weihnachten ist aber vor allem das Wetter entscheidend», sagt der Bergbahnchef.

Hansruedi Burgener, Jungfrau-Region

Foto: Jungfraubahnen Management AG

In der Berner Jungfrau-Region haben die Lifte seit Ende November geöffnet: aktuell 48 der 62 Anlagen. «Der Schnee ist griffig und überall gut fahrbar», sagt Hansruedi Burgener (58), Leiter Pistendienst Kleine Scheidegg. Als einer der wenigen kann er sich derzeit über geöffnete Talabfahrten freuen. Dank der Lage und technischen Beschneiung erwarte er gute Verhältnisse für die Feiertage. Aber auch Burgener ergänzt: «Selbstverständlich schadet es nicht, wenn wir bis zu den Festtagen noch etwas Neuschnee erhalten.»

Reto Bieri, Engadin St. Moritz GR

Foto: Engadin St. Moritz Mountains AG

Lediglich im Engadin beklagt sich niemand über fehlenden Schnee. «Das Skigebiet Corviglia ist bereits Ende November bei besten Bedingungen in die Wintersaison gestartet», so Pistenchef Reto Bieri (52). Am kommenden Wochenende sollen fast die gesamten 150 Pistenkilometer für Wintersportler offenstehen. Die Gäste berichten von «hervorragenden» Schneeverhältnissen. Bieri rechnet gar mit Neuschnee. 

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen