Katastrophe in Blatten geht ihm nahe – auch Hotelier Burgener musste sein Lebenswerk neu aufbauen
Elf Monate nach Flut in Saas-Grund öffnet Hotel Eden wieder die Türen

Nach dem Hochwasser in Saas-Grund VS vor elf Monaten steht das Hotel Eden kurz vor der Wiedereröffnung. Hotelier David Burgener blickt auf eine schwierige Zeit zurück, in der er sein Lebenswerk neu aufbauen musste.
Publiziert: 31.05.2025 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2025 um 17:57 Uhr
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Nach Wiederaufbau: Das Hotel Eden in Saas-Grund wird am 1. Juni wieder eröffnet.
Foto: Andrea Soltermann

Darum gehts

  • Hotel Eden in Saas-Grund öffnet nach Hochwasserschäden wieder
  • Wiederaufbau dauerte elf Monate, 25 grosse Mulden Schutt entsorgt
  • Naturgefahren in Bergregionen: Blatten VS von Bergsturz und Gletscherabbruch zerstört
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Katastrophe in Blatten VS geht den Menschen in Saas-Grund VS besonders nah. Vor elf Monaten trat im Walliser Bergdorf der Triftbach über die Ufer. Das Wasser und das mitgeführte Geröll kosteten ein Menschenleben und beschädigten mehrere Wohnhäuser sowie Hotels schwer. 

Im Hotel Eden von David Burgener (57) drangen Schutt, Schlamm und Wasser ein und füllten die Räume bis hoch zur Decke. Das Erd- und Untergeschoss erlitten einen Totalschaden. «Ich habe kein Hotel mehr», sagte Burgener damals beim Besuch von Blick resigniert.

«Die ersten Tage und Wochen waren emotional eine sehr schwierige Zeit», blickt Burgener heute zurück. Doch es musste irgendwie weitergehen. Und zwar rasch: Das hohe Gewicht des Schlamms gefährdete das Erdgeschoss. Gemeinsam mit Helfern räumte die Hoteliersfamilie das zerstörte Hab und Gut während Wochen aus dem Gebäude.

Warme Betten sind für den Tourismusort zentral

Der materielle Schaden war das eine, die Erinnerungen das andere. «Wir mussten alles wegwerfen, was wir in 40 Jahren aufgebaut haben», so Burgener. Die aufwendig geschnitzten Holzarbeiten im Restaurant, die Möbel, die Küche, Dekoration, alles war zerstört – und landete am Ende in rund 25 grossen Mulden. «Dabei haben wir über die Jahre immer viel ins Hotel investiert und vieles war neu», sagt er.

Wann das Hotel wieder eröffnen kann, war damals unklar. Klar war, dass es wieder aufgehen muss. «Fürs Dorf ist es enorm wichtig, dass in den vom Hochwasser betroffenen Betrieben künftig wieder Gäste übernachten», sagt der Hotelier. Saas-Grund ist stark vom Tourismus abhängig.

Auch daheim viele Erinnerungen verloren

Parallel zu den Aufräumarbeiten mussten Burgener und seine Frau den Wiederaufbau planen. Die gesamte Technik ersetzen, Geräte bestellen, neue Böden verlegen, Wände ersetzen oder reparieren. «Du musst einfach funktionieren und die Aufträge laufend vergeben, damit es vorwärtsgeht», erzählt er. Dafür stand er jeden Morgen um 6 Uhr auf und nach den Arbeiten beantwortete er abends bis um 22 Uhr oder darüber hinaus noch E-Mails. Sich um Gästeanfragen kümmern, Personal suchen. «So sahen meine Tage praktisch sieben Tage die Woche während der letzten elf Monate aus», sagt er. 

Was nun in Blatten im Lötschental geschehen ist, macht Burgener sprachlos. «Ich wünsche den Betroffenen viel Kraft», sagt er. Auch das Daheim von ihm und seiner Frau war vom Hochwasser letzten Sommer betroffen. Sie leben in Saas-Grund in einer kleinen Wohnung. Der Grossteil ihrer Kleider und persönlichen Gegenstände waren deshalb im grossen Keller gelagert und mussten entsorgt werden. So kann er erahnen, wie es den Bewohnern von Blatten aktuell geht. 

Deren Häuser, Gewerbegebäude, Hotels, Ferienwohnungen und Ställe sind weg: Bergsturz und Gletscherabbruch haben fast alles dem Erdboden gleichgemacht. Naturgefahren gehören in den Bergen dazu. Doch mit der Zerstörung eines ganzen Dorfs rechnet niemand.

Schutz in Saas-Grund wird verbessert

Auch in Saas-Grund mussten 2017 rund 220 Einwohnerinnen und Einwohner evakuiert werden. Beim Triftgletscher drohte ein Abbruch. Doch die Gletschermasse ging in mehreren Brüchen ab und kam auf der Gletscherzunge zum Stillstand. Entwarnung. Alle durften wieder zurück in ihr Daheim. 

Am Triftbach laufen nach dem letztjährigen Hochwasser derzeit Bauarbeiten. Das Bachbett wird vertieft, die Wälle erhöht. Der Schutz wird verbessert, eine absolute Sicherheit gibt es aber nicht.

Schöne Momente in schwierigen Zeiten

Im Hotel Eden ist in den letzten elf Monaten viel passiert. Dabei gab es neben all der Belastung auch ein paar aufbauende Momente. «Wir konnten als Familie im letzten Jahr gemeinsam Weihnachten feiern und an einigen Sonntagen einen Ausflug machen», so der Hotelier. Das sei in den letzten Jahrzehnten mit dem Hotelbetrieb kaum möglich gewesen. 

So konnten sie auch etwas Kraft tanken: Am 1. Juni geht der Betrieb auf. «Seit einiger Zeit überwiegt die Vorfreude», so Burgener. Die ersten Buchungen sind da. «In den ersten zwei Wochen lassen wir es ein wenig langsamer angehen. Alle müssen den neuen Betrieb, die neuen Geräte und Abläufe erst kennenlernen.»

Ab Mitte Juni kann der Sommer dann durchstarten. Was Burgener besonders freut: «Fast alle Angestellten sind wieder zurückgekommen. Auch wenn nichts mehr wie vorher ist, die Menschen sind geblieben.» 

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