Darum gehts
- Schweizer Gastronomie in Krise, Rosa Pulver Winterthur über Crowdfunding gerettet
- Crowdfunding brachte 124’000 Franken für neue Küche und Innenausbau ein
- Zwischen Januar und September 2025 meldeten fast 900 Lokale Konkurs
Die Schweizer Gastronomie steckt in der Krise. Landauf, landab schliessen jeden Tag mehrere Lokale. Von der einfachen Quartierbeiz bis zum noblen Sternerestaurant. Alleine zwischen Januar und September 2025 mussten fast 900 Gastrobetriebe Konkurs anmelden. Das ist gut ein Viertel mehr als noch im Vorjahr. Es sind Zahlen, die erschrecken. Die Gründe fürs heimische Beizensterben sind vielfältig, wie Gastro-Experte Daniel Marbot (58) für Blick analysiert.
Es gibt aber auch Beispiele von Lokalen, die Hoffnung machen. Beizen, die im letzten Moment noch die Kurve kriegen. Wie etwa das Restaurant Rosa Pulver in Winterthur ZH. Seit fünf Jahren wirten Marco Nisoli und Sam Frey direkt hinter dem Manor, am Rande der Altstadt. Ihre Küche kommt gut an, von GaultMillau bekommt das Rosa Pulver 15 Punkte und ist damit eines der besten Lokale der Stadt.
120'000 Franken für eine neue Küche
Finanziell hat aber auch das Winterthurer Lokal strube Zeiten hinter sich. Im Sommer stand es sogar richtig schlecht um das Rosa Pulver, der Konkurs drohte. Erst der Nachweis, dass eine Rechnung der Pensionskasse bezahlt worden war, hat den Fine-Dining-Betrieb gerettet. Nun zieht das Rosa Pulver um. Am neuen Ort soll das Restaurant auch finanziell gesunden, wie der «Landbote» berichtete. Und dank mehr Platz und einem neuen Konzept mehr Gäste ansprechen.
Dumm nur: Dafür müssen die Betreiber zuerst richtig investieren. Und dafür fehlt das Geld. Der Innenausbau des neuen Lokals kostet 340'000 Franken. Allein für eine voll ausgestattete Küche werden 120'000 Franken fällig. «Leider ist es uns derzeit nicht möglich, die gesamten Kosten aus Eigenmitteln zu finanzieren», hiess es Ende November in einem Aufruf auf einer Crowdfunding-Plattform. Mindestens 40’000 Franken wären nötig gewesen, um die wichtigsten Geräte zu finanzieren.
20 Jahre lang essen für 50'000 Franken
Jetzt zeigt sich: Der Aufruf war ein Erfolg! Innert nur drei Wochen kamen knapp 124’000 Franken zusammen, wie der «Landbote» berichtet. Das Maximalziel ist damit erreicht. Mit über 120’000 Franken wird nun sogar eine voll ausgestattete Küche nach modernstem Standard möglich. 273 Unterstützerinnen und Unterstützer beteiligten sich – und bekommen dafür auch etwas zurück.
Drei Personen sicherten sich etwa eine Member Card für 5000 Franken, von denen 4000 Franken später im Rosa Pulver eingelöst werden können. Besonders gefragt waren Gutscheine: 67 Mal wurden 200 Franken für einen 150-Franken-Gutschein bezahlt. Den grössten Einzelbetrag brachte ein Privatanlass für bis zu 50 Personen ein – 34'000 Franken. Nur das Luxusangebot, für 50'000 Franken zwanzig Jahre lang frei zu konsumieren, blieb liegen. Die Neueröffnung an der Steinberggasse 52 in der Winterthurer Altstadt ist Ende März geplant.