Darum gehts
- Geschätzt stehen 60'000 Bauernhäuser in der Schweiz ganz oder teilweise leer
- IG will Umnutzung von Bauernhäusern im Kanton Freiburg gesetzlich verankern
- Potenzial von 2000 bis 5000 neuen Wohnungen im Kanton Freiburg
Wohnraum ist in der Schweiz Mangelware. In 200 Gemeinden gibt es keine einzige freie Wohnung mehr. In solchen Zeiten ist es deshalb umso wichtiger, jeden Quadratmeter sinnvoll zu nutzen.
Doch rund 60'000 Bauernhäuser in der Schweiz stehen entweder komplett oder zum Teil leer. «Diese Gebäude können besser genutzt werden», sagt Bruno Riedo (62), SVP-Grossrat im Kanton Freiburg, gegenüber Blick. Genau dafür setzt sich der Politiker mit der Interessensgemeinschaft (IG) «Stillgelegte Bauernhäuser sinnvoller nutzen» ein. Die Zahl der teilweise leerstehenden Bauernhäuser ist dabei eine Schätzung des Bundes.
Bis zu 5000 neue Wohnungen im Kanton Freiburg
Die IG will die sinnvollere Nutzung von Bauernhäusern im Gesetz des Kantons Freiburg verankern – und so einen Beitrag zur Wohnungsnot leisten. Ab 2026 sind nämlich die Kantone für das Raumplanungsgesetz verantwortlich.
«2000 neue Wohnungen wären mit dem neuen Gesetz im Kanton Freiburg durchaus realistisch», ist sich Riedo sicher. Er spricht gar von möglichen 5000 Wohnungen. Dabei geht es speziell um Bauernhäuser ausserhalb der Bauzone. Diese dürfen laut dem aktuellen Gesetz nicht umgebaut werden – obwohl sie nicht denkmalgeschützt sind und nicht mehr für die Landwirtschaft gebraucht werden. «Wenn wir das nicht anpacken, haben wir in 20 bis 30 Jahren ein unschönes Bild.»
Eine Familie – statt Generationen
Immer mehr alte Bauernhäuser werden nämlich gar nicht mehr für die Landwirtschaft gebraucht. In der früheren Bauernwohnung leben zum Teil noch einzelne Familien. Doch Flächen wie die Heuebene oder der frühere Abstellplatz im Bauernhaus bleiben leer. «Die Häuser sind zum Teil halbleer, wenn nicht sogar ganz», so Riedo.
Früher hätten oft mehrere Generationen von Familien sich den Wohnraum in den grossen Häusern geteilt. Das will die IG wieder mehr möglich machen. Der Wohnraum solle aber auch anderen Familien und Personen zugutekommen. Dafür will sich die IG mit der Landwirtschaft einigen.
Riedo betont, dass es dabei nicht um die Mieterträge gehe. «Wir denken an das ungenutzte Volumen, das verpasst wird», so der Grossrat. Dabei sieht er noch einen weiteren Vorteil: «So müssen auch keine neuen Flächen bebaut werden.»
Vorbild für andere Kantone
Das Potenzial der halbleeren Bauernhäuser ist aber nicht nur im Kanton Freiburg riesig. «Wir wollen hier als positives Beispiel vorangehen», erklärt Riedo, für den das Ganze eine Herzensangelegenheit ist. Andere Kantone hätten schliesslich ebenfalls die Möglichkeit, die Umnutzung gesetzlich anzugehen.
Anfang 2024 gab es schon einmal einen ähnlichen Vorstoss auf Bundesebene: SVP-Nationalrat Thomas Burgherr (63, AG) wollte mehr Freiraum beim Umbau landwirtschaftlicher Bauten. Doch die Motion scheiterte im Parlament.
Nun wird sich zeigen, ob es der IG im Kanton Freiburg gelingen wird. Im Sommer 2026 will sie den Vorstoss im Kantonsparlament diskutieren. Mit der Umsetzung dürfte es dann noch einige Jahre dauern.