Darum gehts
- Streik am Flughafen Zürich möglich: Die AAS-Angestellte wollen einen fairen Sozialplan
- Die Zusammenarbeit mit Goldair ist geplatzt – nun droht das Aus am Flughafen Zürich
- 220 AAS-Angestellte in Zürich sind betroffen
Kommt es heute zum Streik am Flughafen Zürich? Die 220 Angestellten des Bodenabfertigers Airline Assistance Switzerland (AAS) haben jedenfalls die Nase voll: Seit Wochen soll AAS-Geschäftsführer Dieter Streuli (49) diese im Dunkeln lassen über die Einstellung des Betriebs in Zürich-Kloten. Ein Konsultationsverfahren läuft seit Anfang August – damit steht auch eine Massenentlassung im Raum.
Kampflos wollen die AAS-Beschäftigten nicht untergehen, darum planen sie, ihre Arbeit niederzulegen, wie Blick erfahren hat. Bei Streuli nicht auf Gehör gestossen sei im Vorfeld ein Sozialplan, den die Mitarbeitenden mit der Gewerkschaft VPOD ausgearbeitet hätten.
Ausbaden müssen die Eskalation bei AAS nun Fluggäste von Airlines wie Chair, Eurowings und Air Serbia, die mit dem Bodendienstleister AAS zusammenarbeiten.
Geplatzte Zusammenarbeit und Querfinanzierung
Wie konnte es so weit kommen? Grund für das Insolvenzverfahren soll der Wegfall eines «bedeutenden Kunden» sein. Doch gemäss den Angestellten steckt einiges mehr dahinter.
Gemeinsam mit der griechischen Firma Goldair sollte sich die AAS am Flughafen Zürich um die Bodenabfertigung kümmern. Doch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Firmen ist geplatzt. «Deshalb hat die AAS im August das Konsultationsverfahren eingeleitet und möchte das Geschäft am Flughafen Zürich nun aufgeben», sagt Stefan Brülisauer (37) von VPOD auf Nachfrage von Blick.
Bis Ende 2024 haben sich die Firmen bereits zusammen als Goldair-AAS um Passagiere mit eingeschränkter Mobilität gekümmert. Diesen Service bietet der Flughafen Zürich mittlerweile selber an.
Dort soll es bereits erste Probleme gegeben haben: «Dieter Streuli hat offen zugegeben, dass die AAS sich über das Geschäft von Goldair-AAS querfinanziert hat», so Brülisauer. Es hat sich dabei um ein reguläres privatrechtliches Geschäft gehandelt, hält Geschäftsführer Streuli dagegen.
Zurück weist der Bodenabfertiger die Vorwürfe, dass das Konsultationsverfahren sehr intransparent abläuft und AAS der Kommunikationspflicht «bei weitem» nicht nachkomme. «Wir sind sämtlichen Verpflichtungen im Rahmen des Konsultationsverfahrens nachgekommen», sagt Streuli. Aktuell prüfe man die zahlreichen Vorschläge der Mitarbeitenden und werde anschliessend kommunizieren.
Er betont auf Rückfrage von Blick, dass ein Sozialplan bei dieser Anzahl Angestellten nicht Pflicht ist. Trotzdem versuche man, die «Anzahl der Kündigungen so tief wie möglich zu halten», so Streuli.
Wie steht die Firma finanziell wirklich da?
Widersprüche orten die Mitarbeitenden und Gewerkschaft bei Aussagen der Geschäftsleitung zu den Finanzen. AAS habe stets betont, dass es keine finanziellen Probleme gäbe, heisst es.
Ein Blick ins Betreibungsregister zeigt aber: Es gibt über 25 Einträge von Steuerämtern und Kantonen, aber auch von einem Malergeschäft oder dem Transportunternehmen DHL. Die Beträge reichen dabei von wenigen Hundert Franken bis in den sechsstelligen Bereich. Auch eine Konkursandrohung steht im Raum. Die Löhne wurden gemäss Streuli für diesen Monat bereits überwiesen – mehr möchte der Chef nicht zur Liquidität sagen.
Keinen anderen Ausweg
Die AAS kümmert sich auch an mehreren deutschen Flughäfen, in Wien und in Mallorca um die Bodenabfertigung. Insgesamt beschäftigt die Gruppe rund 3000 Angestellte. Vom Konsultationsverfahren betroffen ist nur den Standort am Flughafen Zürich mit 220 Angestellten. Seit Januar ist Streuli Geschäftsführer der AXS-Gruppe, zu der neben AAS noch fünf weitere Unternehmen aus der Luftfahrtbranche zählen.
Die aktuelle Situation scheint festgefahren. Legen die AAS-Angestellten nun die Arbeit nieder am Flughafen Zürich, könnte der Streik kurz vor dem Wochenende einige Hunderte Passagiere und mehrere Dutzend Flüge betreffen. Dafür entschuldigen sich die Mitarbeitenden der AAS, wie sie Blick mitteilen. Doch sie sehen keinen anderen Ausweg mehr.