Pro-Palästina-Aktion während Frauen-Streik in Zürich
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Tramstation Paradeplatz:Pro-Palästina-Aktion während Frauen-Streik in Zürich

Wutschrei gegen Ungleichbehandlung
Zehntausende demonstrieren am Frauenstreiktag in Schweizer Städten

Zehntausende Frauen haben am Samstagnachmittag in Schweizer Städten am Tag des Frauenstreiks demonstriert. Sie wehrten sich unter anderem gegen Rückschritte bei der Gleichstellung, gegen Gewalt an Frauen sowie für einen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Publiziert: 14.06.2025 um 19:17 Uhr
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Der Demonstrationszug zog am Samstagnachmittag durch die Gessnerallee in Zürich.
Foto: Benjamin Fisch
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

«Die Gleichstellung ist in der Schweiz noch lange nicht erreicht», schrieb der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) am Samstag in einer Mitteilung. Er forderte rasche Fortschritte bei der Lohngleichheit, bessere Löhne in Branchen mit Frauenmehrheit und einen besseren Schutz vor Belästigung am Arbeitsplatz.

Frauen verdienten im Durchschnitt jeden Monat 1364 Franken weniger als Männer, was ein Lohnunterschied von 16,2 Prozent darstelle, so der SGB. Zudem seien in Berufen mit hohem Frauenanteil die Löhne «besonders tief». Gleichzeitig würden Frauen deutlich mehr unbezahlte Arbeit leisten.

Der Frauenstreik in Bern

«Vereint im Widerstand» lautete das Motto des Feministischen Streikkollektivs Bern. Die Schweiz erlebe zurzeit einen antifeministischen Rückschlag, hiess es in einem Aufruf. Die Zahl der Femizide sei in diesem Jahr stark angestiegen, und in der Politik seien konservative Wertvorstellungen erstarkt.

Gemäss der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gingen mehr als zehntausend Menschen in Bern auf die Strasse, um gegen geschlechtsspezifische Gewalt, mehr Mitbestimmung und gleiche Rechte für alle zu demonstrieren. Die organisierende Streikkollektiv sprach von 35'000 Teilnehmenden. Die Umzugsroute führte bei brütender Hitze von der Schützenmatte durch die Innenstadt vors Bundeshaus.

Was passierte in Zürich?

«Ich wär au lieber i de Badi», stand auf dem Kartonschild einer Teilnehmerin in Zürich, die wie viele andere auch unter der Hitze litt. 32 Grad heiss war es am Samstagnachmittag in der Innenstadt. Doch demonstrieren war für sie offensichtlich Bürgerinnenpflicht: Mit Wasserflaschen und Sonnenschirmen ausgerüstet zogen die Teilnehmerinnen von der Rudolf-Brun-Brücke bis zum Helvetiaplatz.

Die rund zehntausend Teilnehmerinnen – und einige Teilnehmer – liessen Zürich in Violett leuchten. Die Themen waren altbekannt, aber immer noch aktuell: Patriarchat, Lohnungleichheit, Gewalt gegen Frauen. Als Seitenhieb auf das männerlastige Sechseläuten gab es einen «Zünftig feministisch»-Wagen. Die Veranstalterinnen sprachen in einem Communiqué am Abend von mehr als 55'000 Demonstrierenden in Zürich.

Basel

In Basel versammelten sich unter dem Motto «Gewalt benennen, Wut bündeln, in Widerstand verbünden» rund 5000 Personen. Mit Transparenten wie «Wenn sich Frauen verbünden, entsteht Freiheit» oder «Frauen auf der Flucht brauchen unseren Schutz» sowie unzähligen lilafarbenen Plakaten und Ballons zog die Demo vom Barfüsserplatz über die Wettsteinbrücke zum Kasernenareal.

Der Feministische Streik Basel positionierte sich auch gegen den Krieg – sei es in der Ukraine, in Gaza, im Kongo, in Kurdistan, im Sudan oder anderswo auf der Welt, hiess es. An der Kundgebung waren auch zahlreiche Palästina-Fahnen zu sehen.

Luzern

Auch in Luzern demonstrierten mehrere Tausend Frauen. SP-Stadträtin Melanie Setz rief dazu auf, dass sich Frauen bei den nächsten Wahlen in Position bringen. 2023 hatten die Frauen zwei Sitze in der fünfköpfigen Luzerner Kantonsregierung besetzen können, ein Jahr später in der Stadt Luzern drei und damit eine Mehrheit. «Diese Plätze lassen wir uns nicht mehr nehmen», sagte Setz.

St. Gallen

In der Stadt St. Gallen «streikten» rund 2000 Personen. Vor dem Zug durch die Innenstadt protestierten die Teilnehmenden mit einem gellenden Wutschrei gegen Femizide. In der Schweiz habe es in diesem Jahr bereits 15 Femizide gegeben, sagte eine Sprecherin. Auf Schildern stand etwa «Stopp Femizide», «Freiheit, Gleichheit, tschüss Patriarchat» oder «Omas gegen Rechts».

Bellinzona

In der italienischen Schweiz versammelten sich in Bellinzona nach Angaben der Veranstalterinnen rund 600 Personen zur Frauenstreik-Demonstration. In der Romandie waren Kundgebungen in Genf, Lausanne und Freiburg geplant. Demonstriert wurden nach Angaben des Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) schweizweit in rund 25 Gemeinden und Städten.

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