Darum gehts
- Swatch-Chef fordert Goldexportsteuer gegen USA als Reaktion auf Strafzölle
- Gold stützt US-Dollar als Weltwährung und stärkt Vertrauen in Krisenzeiten
- Schweiz exportierte fast 500 Tonnen Gold im Wert von 39 Milliarden Dollar
Swatch-Chef Nick Hayek (70) hat eine Schwäche bei Donald Trump (79) ausgemacht: Gold. Unser Gold.
Die Schweiz ist die wichtigste Drehscheibe im internationalen Goldhandel. Bis zu 70 Prozent der weltweit geförderten Menge des Edelmetalls werden in vier Schweizer Raffinerien eingeschmolzen und weiterverarbeitet. Die Exportzahlen nach Amerika belegen die Relevanz der Eidgenossenschaft: Im ersten Halbjahr 2025 hat die Schweiz fast 500 Tonnen Gold in die USA exportiert – im Wert von 39 Milliarden Dollar.
Kein Wunder, hat der US-Präsident Anfang Woche nach Tagen der Unsicherheit verlauten lassen: «Gold wird nicht mit Zöllen belegt!» Somit gelten die 39 Prozent Zölle auf das Edelmetall nicht. «Wir Schweizer sollen jetzt nicht einfach nur Danke sagen. Jetzt ist der Moment, in die Offensive zu gehen», fordert Nick Hayek am Mittwoch exklusiv im Blick.
Konkret: «Die Schweiz soll eine Exportsteuer auf Goldbarren von 39 Prozent für die USA erlassen.» Hayek hat erkannt, dass ausbleibende Goldlieferungen aus der Schweiz Trump so richtig wehtun würden. «Das ist seine Achillesferse!»
Aber warum eigentlich ist Gold für die USA und Trump so wichtig?
Gold als Garantie
Die kurze Antwort: Es geht um die Psyche!
Der US-Dollar hängt daran – und damit die wirtschaftliche Zukunft Amerikas. Auch wenn die USA seit 1971 keinen Goldstandard mehr haben, lagern in den Tresoren des amerikanischen Finanzministeriums mehr als 8100 Tonnen Gold – die grössten offiziellen Reserven der Welt. Ein gewaltiger Staatsschatz.
Für Investoren weltweit ist das ein psychologisches Sicherheitsnetz: Es signalisiert, dass der Dollar im Notfall zumindest teilweise durch reale Werte gedeckt ist. In Zeiten hoher Inflation oder geopolitischer Krisen wirkt der Goldschatz wie eine Versicherung – die Option, ihn im Ernstfall zu verkaufen, stärkt das Vertrauen in die Währung. Auch wenn dieses ultimative Mittel wohl nie genutzt werden wird.
Trump will Macht nicht verlieren
Gold stützt auch die Rolle des Dollars als Weltwährung. Global wird das wertvollste Edelmetall fast ausschliesslich in US-Dollar notiert. Wer also Gold kaufen will, braucht US-Dollar. Das stärkt die Nachfrage nach der amerikanischen Währung und zementiert ihre Stellung im globalen Finanzsystem. Das wiederum gibt den USA Macht. Und davon kann Donald Trump bekannterweise nicht genug kriegen.
Hinzu kommt das Timing: Der Dollar schwächelt aktuell. Und die Brics-Staaten um China, Russland, Brasilien und Co. tüfteln an einer neuen Währung, die dem Dollar global den Rang ablaufen soll. Erhielte also Amerika aus der Schweiz aufgrund eines 39-Prozent-Strafzolls kein Gold mehr, weil sich Exporte für die hiesigen Raffinerien nicht mehr rechnen, würde sich Trump selber ins Bein schiessen. Denn das Gold anderswo aufzutreiben, dürfte aufgrund geringer Kapazitäten schwierig werden. Nick Hayek hat das erkannt.
Ob unsere Gold-Exporte nun zur Verhandlungsmasse werden, ist aber fraglich. Die Raffinerien haben daran natürlich kein Interesse, wie sie am Mittwoch auch gegenüber Blick klargemacht haben. Und in der Schweizer Politik gibt man sich nach wie vor zurückhaltend. Das passt dem Swatch-Chef gar nicht. «Die bisherige diplomatische, defensive Strategie hat offensichtlich nicht funktioniert. Unsere Verhandler standen am Schluss wie Pfadfinder in kurzen Hosen da.»
Ob sein Weckruf in Bundesbern noch Gehör findet? Anzeichen dafür gibts aktuell keine.