Nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht …
Trump verschont unsere Gold-Industrie – das ist schlecht für die Schweiz

Trump erlässt der Schweizer Gold-Industrie die Strafzölle – eine auf den ersten Blick gute Nachricht für die Schweiz, die aber eigentlich eine schlechte ist. Warum die Verhandlungen mit dem US-Präsidenten nun noch schwieriger werden.
Publiziert: 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 13:41 Uhr
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Die Schweiz ist eine Drehscheibe für das Gold weltweit.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Schweizer Goldexporte in die USA werden von Trumps Zollhammer verschont
  • Goldexporte beeinflussen Handelsdefizit und Verhandlungen mit den USA stark
  • Schweiz verarbeitet bis zu 70 Prozent der global geförderten Goldmenge
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Die Schweizer Goldraffinerien können nach Tagen der Ungewissheit endlich aufatmen: Ihre Goldexporte in die USA werden von Donald Trumps (79) 39-Prozent-Zollhammer verschont. Dies teilte der US-Präsident am Montagabend auf seinem eigenen Kurznachrichtendienst Truth Social mit.

Für die Schweiz ist das auf den ersten Blick eine gute Nachricht: Denn wir sind die grösste Goldverarbeiterin der Welt! Bis zu 70 Prozent der global geförderten Goldmenge werden in vier Schweizer Raffinerien eingeschmolzen und weiterverarbeitet. Die Branche erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 100 Milliarden Dollar – und das bei «nur» gerade 2000 Beschäftigten. Gold war 2024 laut der Schweizerischen Nationalbank SNB mit 27 Prozent gar der weltweit wichtigste Export der Schweiz – noch vor Pharmazeutika.

Schlecht für die Trump-Verhandlungen

Doch die auf den ersten Blick gute Nachricht aus dem Weissen Haus ist für die Schweiz eher eine schlechte. Denn die Schweiz hat im ersten Halbjahr 2025 fast 500 Tonnen Gold in die USA exportiert – im Wert von 39 Milliarden Dollar. Dem gegenüber stehen Importe von rund 7 Milliarden Dollar. Wären die Goldexporte nach Amerika aufgrund von Trumps Strafzöllen künftig weggefallen, wäre das Handelsdefizit massiv geschrumpft. Das hätte der Schweiz bei den Verhandlungen um tiefere Strafzölle direkt in die Karten gespielt.

«Basiert der US-Zoll auch künftig auf dem bilateralen Handelsbilanzdefizit, so wäre ein Wegfall der Schweizer Goldexporte sehr hilfreich», sagt auch Stefan Legge, Handelsexperte der Universität St. Gallen, zu Blick. Allerdings sei unklar, ob der Zollsatz wirklich nur darauf basiert – und welche Formel künftig angewendet wird. Legge gibt weiter zu bedenken, dass die Schweizer Goldexporte nach Amerika seit April 2025 fast wieder auf null gefallen sind – und der massive Anstieg Anfang Jahr nur temporär war.

Besteuert die Schweiz die Gold-Industrie stärker?

Trotzdem: Im Jahr 2024 betrug das Handelsdefizit bei Gold zwischen der Schweiz und den USA 5 Milliarden Dollar. Bei einem Handelsdefizit von total 38,5 Milliarden Dollar sind das immerhin rund 13 Prozent. Gerade bei Donald Trump, der gerne nackte Zahlen betrachtet und wenig Geduld für technische Details hat, wäre ein Wegfall der Goldexporte ein Verhandlungsvorteil gewesen. Doch das ist nun nicht der Fall. Stattdessen werden die Goldexporte, die Anfang 2025 explodiert sind, das Handelsdefizit zwischen der Schweiz und den USA im laufenden Jahr noch stärker belasten!

Ganz aus dem Schneider scheint die Gold-Industrie indes noch nicht zu sein – zumindest im Landesinneren. FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (62) sagte am Wochenende gegenüber der «Financial Times»: «Wenn ein Sektor der gesamten Volkswirtschaft schadet und weder durch Arbeitsplätze noch Steuern grossen Wert für die Schweiz bringt, muss man überlegen, ob dieser Sektor für den Schaden aufkommen soll.»

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