Darum gehts
- Betreibungsamt Zürich versteigert 16 seltene Fisker Ocean Elektroautos nach Konkurs
- Käufer erhalten viel Auto fürs Geld, müssen aber Risiken abwägen
- Auktionspreise stiegen von 8000 auf über 25'000 Franken, über 200 Gebote
Was für eine Auktion! Das Betreibungsamt der Stadt Zürich versteigert derzeit 16 Fisker Ocean. Die edlen Elektroautos stammen aus der Konkursmasse von Fisker Schweiz. Die meisten Autos waren noch nie zugelassen, sind fabrikneu und entsprechend rar. Die SUVs mit 568 PS und einer Reichweite von 700 Kilometern haben noch vor kurzem mindestens 65'900 Franken gekostet. Nach dem Konkurs des kleinen US-Autobauers Fisker mit Sitz in Manhattan Beach bei Los Angeles sind sie heiss begehrt. Denn: Neuwagen gibts eigentlich gar keine mehr.
8000 Franken hat das Betreibungsamt am Freitag als Startpreis ausgerufen. Übers Wochenende ist der Preis weit über 25'000 Franken gestiegen. Bei einzelnen Fahrzeugen liegen bereits über 200 Gebote vor. Von Privaten, aber auch von Händlern und von grossen Autohäusern. 5100 Interessenten sind auf der Versteigerungsplattform E-Gant registriert. Stadtammann Thomas Zeller freut sich denn auch über das «grosse Interesse». Die Formel ist einfach: «Je mehr Interessenten, desto höher der Preis.» Und das freut die Gläubiger, denn sie kommen nach der Fisker-Pleite zu ihrem Geld.
Experten aus dem Ausland beim Notfall
Ob auch die Käufer ihre Freude an den günstig ersteigerten Fisker Ocean haben werden, steht aber in den Sternen. Denn ganz ohne Risiko ist der Kauf eines Elektroautos einer Marke, die es gar nicht mehr gibt, nicht. Bekomme ich nach einem Unfall auch in ein paar Jahren noch alle Karosserieteile? Wie sieht es mit der Batterie aus? Und was ist mit den Updates, ohne die ein Elektroauto brutal schnell altert?
Auch Thomas Frick (42) aus Neftenbach ZH hat sich diese Fragen gestellt. Er ist einer der ersten Ocean-Besitzer der Schweiz und Präsident der IG Fisker, in der sich über 70 Fisker-Fahrer zusammengeschlossen haben, sich austauschen und helfen. «Natürlich bringt es Risiken, etwa hinsichtlich der Update-Situation», sagt er im Gespräch mit Blick.
Für ihn ist aber klar: «Man bekommt sehr viel Auto fürs Geld.» Die E-SUVs seien ein Schnäppchen. «Aber natürlich muss jeder Käufer das Risiko selbst abwägen.» Sein Ocean sei auf dem neusten Stand. «Den werde ich nicht mehr hergeben», so Frick. Und wenn ein Auto einmal stehenbleibe, dann helfe man sich aus. Und lasse auch einmal einen Experten aus dem Ausland kommen. Als «flying doctor», wie es Frick nennt.
«Teile sind relativ schnell verfügbar»
Giuseppe Petruzziello ist Direktor der Garage Arenaz Automobiles in Crissier VD. Und seit Juni offizieller Fisker-Servicepartner für die Westschweiz und den Osten Frankreichs. Die Risiken, einen Fisker im Alltag zu fahren, hält er für «überschaubar». «Mitglieder einer IG können die Software aktualisieren lassen und haben stets ein aktuelles Auto», sagt er zu Blick. Arenaz habe auch Zugang zu sämtlichen Ersatzteilen. «Sie sind relativ schnell verfügbar, der Transport erfolgt aus Österreich», sagt er. Die Fisker Ocean wurden bei Steyr in Graz produziert. Nach der Pleite haben 1000 Angestellte ihre Jobs verloren.
Wie die Teilesituation in ein paar Jahren aussieht, kann aber auch Petruzziello nicht sagen. Und doch gerät er ins Schwärmen. «Das Fahrzeug hat ein revolutionäres Design, ist mit Solarpanels auf dem Dach ausgestattet und verfügt über eine der grössten Batterien, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind.» Zudem seien alle im Innenraum verwendeten Kunststoffmaterialien aus recycelten PET-Flaschen, die aus dem Ozean geborgen wurden. Darum der Name «Ocean».
Ersteigert sich der Fisker-Fan Frick ein zweites Modell? Der Autofreak besitzt auch zwei Benziner, einen Chrysler 300 V8 mit Jahrgang 1966 und einen Ford F1 von 1951.«Ich hab es mir überlegt, das Angebot ist verlockend», sagt er. «Aber meine Garage ist leider voll», sagt er und lacht.