Darum gehts
- Schweizer Start-up entwickelt innovative Tablette zur Verbesserung von Krebstherapien
- 3D-gedruckte Pille ermöglicht gleichmässige Medikamentenzufuhr über längere Zeit
- Erste Tests an gesunden Probanden laufen, Patientenstudien in einem Jahr geplant
Laut dem Index der Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO ist die Schweiz das innovativste Land der Welt. Unzählige Schweizerinnen und Schweizer sorgen dafür, dass dies seit 15 Jahren der Fall ist. Einer von ihnen ist Aron Blaesi, Chef des Start-ups Enzian Pharmaceutics.
Das 2016 von ihm gegründete Unternehmen hat eine Tablette zur Verbesserung von Krebstherapien entwickelt. Sie ermöglicht eine gleichmässigere Zufuhr von Krebsmedikamenten ins Blut. So soll die Wirksamkeit verbessert und Nebenwirkungen verringert werden.
Tablette aus dem 3D-Drucker
Orale Kapseln und Tabletten machen die Krebstherapie heute so einfach wie möglich – schlucken statt spritzen. Perfekt sind sie deshalb aber noch lange nicht. Meist lösen sie sich fast sofort nach Einnahme im Magen auf, und erwirken einen sprunghaften Anstieg der Blutkonzentration des Medikaments. Das kann zu üblen Nebenwirkungen wie Herzproblemen und Leberschäden führen. Und: Die Konzentration des Medikaments sinkt anschliessend schnell wieder ab, wodurch die Wirksamkeit der Therapie beeinträchtigt werden kann.
Enzian Pharmaceutics will dieses Problem nun lösen. Die von Blaesi und seinem Team entwickelte Pille, gibt das Medikament gleichmässig über längere Zeit in den Magen ab. Sie besteht aus einer 3D-gedruckten Faserstruktur, die nach Einnahme Magenflüssigkeit aufnimmt und sich in eine ausgedehnte, gelartige Substanz wandelt.
Pilotstudie am Universitätsspital Zürich läuft
Tests an Tieren verliefen nach Firmenangaben vielversprechend: Es wurde gezeigt, dass sich die Tablette bis zu 24 Stunden nebenwirkungsfrei im Magen von Hunden und Schweinen aufhält, sich danach auflöst, und ausgeschieden wird. Zudem wurde gezeigt, dass die Tablette konstant Krebsmedikament ins Blut von Hunden liefern kann. Die Tests wurden teils an der Universität Zürich durchgeführt, die Ergebnisse wurden von der Fachzeitschrift «International Journal of Pharmaceutics» veröffentlicht.
Aktuell laufen am Universitätsspital Zürich erste Tests an gesunden menschlichen Probanden. Studien an Krebspatienten, in denen die Fähigkeit der Tablette zur Verbesserung der Wirksamkeit und Verringerung der Nebenwirkungen getestet werden soll, sollen gemäss Blaesi in rund einem Jahr begonnen werden.
«Unser erstes Produkt wird voraussichtlich ein Prostatakrebsmedikament sein, von dem der Patient heute mehrere hundert Milligramm pro Tag einnehmen muss. Wir hoffen, die Dosis um rund 90 Prozent reduzieren zu können, und trotzdem einen besseren therapeutischen Effekt zu erreichen», sagt Blaesi zu Blick. Der anstehende Schritt in die Klinik ist für Blaesi der Höhepunkt von mehr als zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Er hat die Technologie auf Basis seiner 2014 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) abgeschlossenen Doktorarbeit entwickelt, wo er auch seinen ersten, auf seine Anwendungen zugeschnittenen 3D-Drucker fertigte.
Blaesi ist davon überzeugt, dass seine Tablette die Medikamentenzufuhr langfristig grundlegend verändern wird. Bis zur Marktreife wird es laut dem Forscher aber noch ein paar Jahre dauern. «Wir hoffen, in rund 3 bis 5 Jahren mit dem ersten Produkt auf dem Markt zu sein.»