Darum gehts
- Wallisellen hat hohe Leerstandsziffer trotz Wohnungsnot in Zürich
- 255 Wohnungen sollen am 1. Juni 2025 in Wallisellen leer gestanden sein
- Business-Apartments und Firmenwohnungen verzerren die Leerstandsstatistik
Nirgends stehen so viele Wohnungen leer wie im Kanton Jura: Der jüngste Kanton der Schweiz hat mit 3,03 Prozent die höchste Leerstandsziffer landesweit. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich der Kanton Zürich. Hier herrscht mit einer Leerstandsziffer von 0,48 Prozent Wohnungsnot. Mit einer kleinen Ausnahme: Die Gemeinde Wallisellen sticht seit Jahren heraus.
Die Leerstandsziffer von Wallisellen ist mit 2,98 Prozent aussergewöhnlich hoch. In den letzten zwei Jahren waren es sogar 3,5 Prozent. Am Stichtag 1. Juni 2025 sollen in Wallisellen insgesamt 255 Wohnungen leer gestanden sein. Und das in der heiss begehrten Agglomeration von Zürich. Ist das überhaupt möglich?
Ausgeschrieben sind sie nicht
Wer in Wallisellen auf der Suche nach einer Mietwohnung ist, merkt schnell: Das Wohnungsangebot ist dort nicht höher als in anderen Zürcher Gemeinden. Bezahlbarer Wohnraum ist rar. Das bestätigt auch Robert Weinert (46), Immobilienexperte bei Wüest Partner: «Die Angebotsquote für Mietwohnungen liegt in Wallisellen bei 3,3 Prozent», sagt er. Das liege etwa im kantonalen Schnitt.
Im Unterschied zur Leerstandsquote zählt die Angebotsquote nicht nur die leer stehenden Wohnungen, sondern alle jene, die ausgeschrieben – aber vielleicht noch bewohnt – sind. Sie ist deshalb immer etwas höher als die Leerstandsquote.
Wenn in Wallisellen nicht mehr Wohnungen ausgeschrieben sind als in umliegenden Gemeinden, wie lässt sich der hohe Leerstand sonst erklären? Blick hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt. «Es gibt in Wallisellen zahlreiche Wohnungen, die nur für eine kurze Zeit vermietet werden», sagt Marcel Amhof (47), stellvertretender Stadtschreiber von Wallisellen. Solche Apartments, die nicht dauerhaft vermietet seien, würden in der Statistik als leer angeführt.
Business-Apartments verfälschen die Statistik
«Weiter gibt es Liegenschaften, in denen eine Partei mehrere Wohnungen nutzt», sagt Amhof. Bis auf eine Wohnung gehen die übrigen Apartments dann ebenfalls als leer in die Statistik ein. Mit anderen Worten: Es sind entweder Business-Apartments oder Liegenschaften, die von Firmen gemietet werden, um Mitarbeitende aus dem Ausland dort unterzubringen, die für den vermeidlich hohen Leerstand in Wallisellen sorgen.
Das Phänomen der Business-Apartments, das auf dem Wohnungsmarkt schon länger für Spannungen sorgt, verzerrt also die Statistik. Die vermeintlich hohe Leerwohnungsziffer ist der Stadtverwaltung ebenfalls aufgefallen. Sie will sich des Themas nun annehmen und das Datenmaterial vertieft prüfen, wie sie Blick sagt. Man wolle sichergehen, dass keine umgenutzten oder zurückgebauten Wohnungen in der Statistik als Leerwohnungen auftauchen.