Ladenhüter Luxuswohnungen
Darum wird trotz Wohnungsnot am Bedarf vorbei gebaut

Die Wohnungssuche wird zunehmend schwieriger, besonders für Menschen mit kleinem bis mittlerem Budget. Während günstige Wohnungen rar sind, stehen üppig-luxuriöse Neubauten lange leer. Ein paar krasse Beispiele.
Publiziert: 00:10 Uhr
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In dieser Überbauung im Seefeldquartier der UBS konnten erst zwei von sechs Wohnungen vermietet werden – obwohl die Wohnungen seit dem 1. August bezugsbereit sind.
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Darum gehts

  • Wohnungssuche in urbanen Regionen wird schwieriger, besonders für Menschen mit kleinem Budget
  • Im gehobenen Preissegment herrscht keine Wohnungsnot, Interessenten werden wählerischer
  • Mieten für 3,5-Zimmer-Wohnungen in Zürich reichen von 3090 bis 6400 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Wohnungssuche in den urbanen Regionen wird immer schwieriger – besonders für Menschen mit kleinem bis mittlerem Budget. Günstige Wohnungen müssen Ersatzneubauten weichen oder werden kernsaniert. Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen in Zürich. Wird dort eine günstige Wohnung inseriert, überhäufen Interessenten die Vermieter mit Anfragen. Verwaltungen nehmen die Inserate zum Teil kurz nach Aufschalten wieder vom Netz.

Während zahlreiche Mieterinnen und Mieter händeringend nach einer bezahlbaren Bleibe suchen, sieht das Bild bei vielen Neubauten im Bereich teuer bis Luxus völlig anders aus. In der Stadt Zürich kommen Hunderte Wohnungen auf den Markt, die sich nur Gutsituierte leisten können. So sind im Wohnpark Buchholzstrasse im Stadtquartier Witikon derzeit noch 34 von 127 Wohnungen verfügbar. Dies, obwohl knapp die Hälfte der freien Wohnungen gemäss Webseite bereits seit Anfang Mai bezugsbereit ist. Wird in der Immobilienbranche am Bedarf vorbei gebaut? «Steht auf dem aktuellen Wohnungsmarkt eine Wohnung leer, stimmt die Qualität nicht oder sie ist schlicht zu teuer», bestätigt Immobilienexperte Donato Scognamiglio (55) gegenüber Blick. 

Wohnungen stehen Monate lang frei

An der Buchholzstrasse in Zürich-Witikon reichen die Monatsmieten der verfügbaren Wohnungen von 3090 bis 4090 Franken für 3,5 Zimmer. Eine 5,5-Zimmer-Wohnung gibts für 4790 Franken. Die Eigentümerin Noldin Immobilien lässt eine Blick-Anfrage unbeantwortet. Ein paar Tage später sind auf der Webseite zur Überbauung jedoch die Bezugstermine angepasst. Statt ab Mai oder August steht bei allen freien Wohnungen plötzlich: verfügbar ab 1. Oktober. 

Im beliebten Zürcher Seefeld-Quartier warten an der gleichnamigen Strasse seit Anfang August vier von sechs neuen Wohnungen auf Mieter. 2 Zimmer kosten hier 3550 Franken pro Monat. Die grosszügigen 3,5-Zimmer-Wohnungen sind zwischen 5500 und 6400 Franken teurer. Vermieter ist die UBS.

Auch an der Wiedingstrasse 76 sind noch vier von sechs Wohnungen frei: bezugsbereit seit 1. Juli oder 1. August. Kostenpunkt für 3,5 bis 4,5 Zimmer: 4120 bis 5265 Franken pro Monat. Ebenfalls im Quartier Friesenberg sind in einer neuen Überbauung 29 von 53 Wohnungen immer noch frei. Diese sind bezugsbereit ab Oktober. Die Miete der 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen beträgt zwischen 2500 und knapp 5000 Franken.

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«Etwas härter geworden, Mieter zu finden»

Wer für 2,5 Zimmer deutlich über 3000 Franken und für 3,5 Zimmer klar über 4000 Franken bezahlen kann, hat in Zürich plötzlich die Qual der Wahl. Wird bei solchen Mietzinsen tatsächlich vermehrt am Bedarf vorbeigebaut? Die UBS und andere angefragte Verwaltungen und Investoren betonen auf Anfrage, dass sich die Nachfrage im üblichen Rahmen bewege.

Etwas anders beurteilt die Situation Urs Kälin (48), Inhaber und Geschäftsführer von Kälin Immobilien. «Es ist grundsätzlich etwas härter geworden, Mieterinnen und Mieter für solche Objekte zu finden», sagt er. So seien etwa die Interessenten wählerischer geworden. Zudem mache die grössere wirtschaftliche Unsicherheit Interessenten zurückhaltender. 

Aber auch aufseiten der Firmen habe die Nachfrage abgenommen. «Es gibt weniger Arbeitgeber, die ihren Angestellten, die aus dem Ausland kommen, eine Wohnung bezahlen und zur Verfügung stellen», so Kälin. Wohnungsnot herrscht in der Schweiz also nur für Geringverdiener und die Mittelschicht. 

«Zahlungsbereitschaft hat Grenzen»

Es gibt Anbieter, die es bei den Mieten auf die Spitze treiben: Die Mietzinsen werden nach Sanierungen und Neubauten auf den Betrag festgesetzt, von dem man ausgeht, dass man die Wohnungen gerade noch so wegbekommt. Basierend darauf wird dann der Wert der Überbauung ermittelt. «Die Zahlungsbereitschaft der Mieterinnen und Mieter hat jedoch Grenzen und die ist bei den teuersten Wohnungen langsam erreicht», so Scognamiglio. Das heisst: Man ist mehr am Bau von Luxusimmobilien interessiert, als der Schaffung von Wohnraum für die breite Bevölkerung.

Harzt die Vermietung in einer Überbauung, könne man die Mieten auch nicht so einfach senken. «Sonst kommen alle, die bereits eine Wohnung genommen haben und wollen ebenfalls eine Mietzinssenkung», so der Immobilienexperte.

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