Darum gehts
- Trump droht mit Zöllen auf Pharmaprodukte ab 1. August
- Pharma-Unternehmen sollen Produktion in die USA verlagern
- Novartis und Roche kündigen Milliarden-Investitionen in den USA an
Die Show von Zollzampano Donald Trump (79) geht auch diese Woche weiter. Der US-Präsident verhängte am Dienstag tiefere Strafzölle gegen Indonesien – während Bundesbern weiter zittern muss. Und gleichentags wartete der oberste Chef im Weissen Haus mit einer weiteren Drohung gegen die für die Schweiz so wichtige Pharmabranche auf. So sollen die Zölle auf pharmazeutische Produkte jetzt wirklich kommen – bereits ab dem 1. August, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
«Wahrscheinlich Ende des Monats werden wir mit einem niedrigen Zoll beginnen und den Pharmaunternehmen etwa ein Jahr Zeit geben, sich darauf einzustellen», sagte Trump laut dem Bericht am Dienstag vor Journalisten. Er tat dies ganz nebenbei, auf seiner Rückreise von einem Gipfeltreffen zu künstlicher Intelligenz in Pittsburgh. Und schob drohend nach: «Danach werden wir einen sehr hohen Zoll erheben.»
Trump will Pharma zur Produktion in den USA zwingen
Was das genau bedeutet, hatte der US-Präsident schon letzte Woche klargemacht. «Sie werden sehr, sehr hohe Zölle bekommen, ungefähr 200 Prozent», hatte Trump an der Kabinettssitzung vom vorletzten Dienstag gesagt – adressiert an die ausländischen Pharmaunternehmen. In seinen weiteren Ausführungen lässt er an der Branche kein gutes Haar. Die Pharmakonzerne hätten alle in den USA produziert. «Dann sind sie weggegangen, weil wir das zugelassen haben. Ich lasse das aber nicht zu», so Trump weiter.
Ein Jahr will der US-Präsident den Pharmafirmen Zeit geben, um die Produktion wieder in die Staaten zu verlagern. Die zwei grossen Schweizer Industriegrössen hatten bereits nach der ersten grossen Zoll-Show von Trump Anfang April reagiert und grosse Investitionen in den USA angekündigt. Novartis will 23 Milliarden Dollar in die eigenen US-Werke stecken, Roche spricht von 50 Milliarden Dollar. Insbesondere Novartis-CEO Vas Narasimhan (48) buhlte in Washington persönlich um die Gunst des Republikaners im Oval Office.
Medi-Preise sind für Trump ein Problem
Big Pharma hat Trump schon lange im Visier. Anfang April drohte er mit Zöllen, «wie sie noch nie jemand gesehen hat». Zölle von 200 Prozent würden genau in diese Dimension fallen. Diese wären dann die ultimative Strafe, ein Jahr Aufschub will Trump den Pharmaunternehmen geben. Bislang hat der US-Präsident aber auf seine scharfen Worte keine Taten folgen lassen. Entsprechend geben sich die Anleger an der Schweizer Börse ob der neuen Drohung ziemlich unbeeindruckt. Die Aktie von Novartis hat aktuell gut 1 Prozent nachgegeben, jene von Roche ist gegen Mittag sogar im Plus.
Trump steckt mit seinen Pharmazöllen in einer Zwickmühle: Er will seine Stammwählerschaft nicht mit hohen Medikamentenpreisen vergraulen. Genau darauf dürfte es aber hinauslaufen, sollte er Importabgaben auf pharmazeutische Produkte einführen. Darum kündigte der US-Präsident im Mai an, die Medikamentenpreise stark zu senken – zum Ärger der Schweizer Pharmabranche. Diese konterte damals gegenüber Blick, das sei «wirtschaftlich nicht nachvollziehbar».
Die Branche um Novartis und Roche ist eine tragende Säule für die Schweizer Exportwirtschaft. Über die Hälfte aller Exporte in die USA entfallen auf Pharmaprodukte. Entsprechend verheerend wären Pharmazölle. Ob diese aber auch wirklich an unserem Nationalfeiertag kommen, werden die nächsten Tage zeigen.