Airline braucht dringend Piloten
Schafft die Swiss jetzt die Deutschpflicht im Cockpit ab?

Wer als Pilot für die Swiss fliegen will, muss Deutsch können. Jetzt fasst CEO Jens Fehlinger ein Ende der Deutschpflicht ins Auge. Wie handhaben es andere Schweizer Airlines?
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Wer bei der Swiss im Cockpit arbeitet, muss die deutsche Sprache beherrschen.
Foto: imago images/UPI Photo

Darum gehts

  • Swiss will die Deutschpflicht für Piloten «kritisch überdenken»
  • Eine Lockerung würde den Personalmangel im Cockpit lindern
  • Helvetic Airways und Edelweiss wollen an Deutschpflicht festhalten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Die Lufthansa-Tochter Swiss hält gerne an Traditionen fest: Erst seit vergangenem Jahr ist es dem weiblichen Kabinenpersonal erlaubt, auf Lippenstift zu verzichten. Zur selben Zeit lockerte die Airline auch ihre Bestimmungen für Tattoos und Piercings ein wenig. Für Piloten und Pilotinnen der Swiss sind diese aber – sofern sichtbar – weiterhin tabu.

Was aber für die Cockpit-Crew der Swiss seit jeher zwingend ist: Deutschkenntnisse. Wer sich bei der Airline als Pilot oder Pilotin bewirbt, muss die deutsche Sprache mindestens auf dem Niveau B2 beherrschen. Für die Arbeit in der Flugkabine gilt dasselbe – zumindest, wenn man in Zürich stationiert ist. Die Bestimmung sorgt insbesondere bei Bewerbern für das Pilotenamt aus der Romandie und dem Tessin für Unmut, da diese neben Englisch eine weitere Fremdsprache lernen müssen. 

Jetzt könnte es bei der Schweizer Fluggesellschaft zu einem Umdenken kommen, wie «CH Media» berichtet. «Ich denke, dass wir die Deutschpflicht in den kommenden Jahren kritisch überprüfen sollten», so Swiss-Chef Jens Fehlinger (44) im Bericht.

Lockerung als Mittel gegen Personalmangel?

Würde sie gelockert, würde das auch den Kandidatenkreis für Piloten vergrössern. Ein vielleicht notwendiger Schritt, mangelt es der Swiss doch massiv an Personal im Cockpit. Gegenüber Blick bestätigte die Airline im November, dass von 32 ausgeschriebenen Stellen in letzter Zeit nur sechs besetzt werden konnten. Und das auch nur mit Ach und Krach. Im Sommer musste die Swiss deshalb 1400 Flüge streichen.

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Seit längerem sind die Swiss-Piloten mit den aktuellen Arbeitsbedingungen unzufrieden. Sie fordern höhere Löhne und mehr Mitsprache bei den Einsatzplänen. Letzte Woche haben sie den noch bis 2026 laufenden Gesamtarbeitsvertrag gekündigt. Und wollen nun mit dem Swiss-Managent bessere Konditionen aushandeln.

Helvetic und Edelweiss wollen nichts ändern

Und wie handhaben andere Schweizer Fluggesellschaften die Deutschpflicht? Helvetic Airways gibt auf Anfrage von Blick an, dass alle Mitarbeitenden in der Kabine und im Cockpit Deutschkenntnisse mitbringen müssen. Für Piloten gilt eine Mindestanforderung von Niveau B1, man müsse sich lediglich verständigen können.

Die Cabin Crew spreche aber fliessend Deutsch, erklärt Helvetic-Chef Tobias Pogorevc (54). Im Backoffice und bei Mechanikern und Ingenieurinnen bestehe eine solche Pflicht nicht. Dort seien jedoch sehr gute Englischkenntnisse zwingend.

Pläne zur Abschaffung oder Lockerung der Bestimmungen verfolgt Helvetic Airways keine. «Die Fluggäste schätzen es besonders, wenn die Ansprachen des Cockpits und die Kommunikation in der Kabine in mehreren Sprachen vorgenommen werden», sagt Pogorevc. Zudem vereinfache ein gemeinsamer «Sprachnenner», Situationen wie schwierige Passagiere zu meistern.

Bei Edelweiss heisst es derweil: «Die Firmensprache ist Schweizerdeutsch. Schweizerdeutsch muss daher verstanden, aber nicht gesprochen werden.» «Ausgezeichnete» mündliche und schriftliche Deutschkenntnisse seien Voraussetzung – sowohl für das Kabinen-, als auch für das Cockpitpersonal. Und daran wird sich in naher Zukunft nichts ändern: «Aktuell gibt es keine Bestrebungen, dies zu ändern», erklärt ein Sprecher auf Anfrage. 

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