Abo-Zwang lässt weiter auf sich warten
Wie sich ein Schweizer Familienskigebiet aus der Krise kämpft

Vor dem letzten Winter standen die Sportbahnen Braunwald vor dem Aus. Ein Jahr später gewährt VR-Präsident Richard Bolt einen Blick hinter die Kulissen. Finanziell braucht das Skigebiet eine langfristige Lösung. Der Abo-Zwang lässt aber auf sich warten.
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Das Skigebiet Braunwald im Glarnerland ist für seine Familienfreundlichkeit bekannt.
Foto: CC0 1.0

Darum gehts

  • Braunwald-Skigebiet startet trotz finanzieller Herausforderungen in die Wintersaison
  • Neue Familientageskarte für 222 Franken soll mehr Gäste anlocken
  • Operativer Verlust von 1,5 Millionen Franken, um ein Drittel gesunken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Dass die Skilifte in diesem Winter im glarnerischen Braunwald anspringen, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Noch vor einem Jahr mussten Aktionäre in einer Hauruckaktion 1,7 Millionen Franken neues Kapital einschiessen, um die bevorstehende Saison zu retten. Und trotzdem hiess es: Gibt es über die ganze Saison nicht genügend Schnee, werden die Sportbahnen Braunwald nicht überleben.

Ein Szenario, das die Betreiber zum Glück abwenden konnten. Spätestens am 20. Dezember öffnet die Familiendestination in diesem Winter ihre Pisten, bei guten Bedingungen schon zwei Wochenenden früher. Kurz vor dem Start gewährt Richard Bolt (56), VR-Präsident der Sportbahnen Braunwald, einen Blick hinter die Kulissen.

«Ohne existenziellen Druck»

«Wir starten mit voller Energie in den Winter», meint Bolt. Diese Saison gab es zu keinem Zeitpunkt Zweifel, dass die Lifte laufen. «Der Vorverkauf der Saisonkarten ist gut angelaufen.» Und die wohl wichtigste Tatsache: «Dank der Unterstützung der Aktionäre öffnet Braunwald ohne existenziellen Druck.»

Auch der vergangene Sommer war gemäss Bolt erfolgreich. «Braunwald hat grosse Fortschritte gemacht. Es gab eine spürbare Belebung des Berggebietes.» Im Winter soll eine neue Familientageskarte für 222 Franken inklusive Mittagessen mehr Gäste ins Skigebiet locken. «Dieses Angebot ist ein wichtiger Bestandteil unserer Positionierung als familienfreundliche und zugängliche Destination», so der VR-Präsident gegenüber Blick.

Klar ist trotzdem: Es ist von heute auf morgen nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen im Glarnerland. Ohne das ausserordentliche Kapital der Aktionäre steht in der vergangenen Jahresrechnung ein operativer Verlust von 1,5 Millionen Franken zu Buche. Im Vergleich zur Saison 2023/2024 ist dieser immerhin um ein Drittel gesunken.

Langfristig braucht es im autofreien Tourismusort aber sowieso eine Finanzierungslösung. Ein simples Pflästerli und mehrere positive Entwicklungen reichen (noch) nicht aus, um die hohen Aufwendungen vollständig zu decken.

Woher das Geld kommen soll, ist bereits seit längerem klar. Das Risiko darf nicht alleine bei den Sportbahnen liegen. Die Nutzniesser in der Gemeinde sollen darum Unterstützung leisten. Die Idee von Richard Bolt: eine Art Abo-Zwang. Pro Bett in einem Hotel oder einer Ferienwohnung sollen die Besitzer ein Jahresabo der Sportbahnen kaufen.

Im Frühling wurde den wichtigsten Leistungsträgern ein konkreter Vorschlag unterbreitet. Im Herbst hätte dann die finale Finanzierungslösung vorliegen sollen. Dazu meint der VR-Präsident: «Die Abo-Idee wurde positiv aufgenommen und bleibt weiterhin ein spannendes Zukunftsprojekt. Der Vorschlag ist nicht vom Tisch. Er wird mit Sorgfalt weiterentwickelt, um eine nachhaltige und langfristige Lösung zu schaffen.» Entschärft hat man die finanzielle Krise in Braunwald also noch nicht. Die Sorgenfalten waren aber definitiv bereits grösser.

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