Darum gehts
- Mega-Projekt in Baden AG lockt Stadtmenschen mit «urbanen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten»
- «Konnex» bietet neu Business-Apartments, Coworking-Zonen und ein eigener Gastrobetrieb
- Insgesamt sind 119 Apartments zwischen 20 und 52 Quadratmetern verfügbar
Banken und Luxus, arrogante Menschen, exorbitante Preise: Diese Stereotype über die Stadt Zürich und ihre Bewohner halten sich bis heute. Letzteres macht besonders Mieterinnen und Mietern zu schaffen: Die Wohnungspreise in der Limmatstadt spielen seit Jahren verrückt. Das veranlasst einen wiederum, sich ausserhalb der Stadt – oder gar ausserhalb des Kantons – umzuschauen. Zum Beispiel im Thurgau. Oder auch ein paar Kilometer limmatabwärts im Aargau.
Genau dort soll jetzt ein neues Mega-Projekt «Stadtmenschen in den Aargau locken», wie es selbst im entsprechenden Communiqué gross steht. Nur 15 Zugminuten vom Zürcher HB entfernt steht in Baden AG ein riesiger 42'000 Quadratmeter grosser Bürokomplex mit dem Namen «Konnex». Dem 1996 fertiggestellten Bau auf dem ehemaligen Industrieareal der ABB wurde über die letzten vier Jahre neues Leben eingehaucht – und ein hippes «Rebranding» vollzogen. Waren zuvor nur Büros im Konnex untergebracht, ist es heute ein «neu gedachter urbaner Lebens- und Arbeitsort.»
Alles an einem Ort
Zum «Stadt-in-der-Stadt-Konzept», unter dem das Projekt vermarktet wird, gehört: ein hauseigener Gastrobetrieb mit Café, Coworking-Zonen, Sitzungszimmer, Konferenzräume, Ausstellungs- und Eventflächen – und 119 neue Business-Apartements. Sie sollen «eine flexible Alternative zwischen Hotel und Wohnraum bieten», heisst es.
Die voll möblierten Wohnungen sind 20 bis 52 Quadratmeter gross und gehören der Firma City Pop. Ihr Geschäftsmodell ist ähnlich wie jenes vom Schweizer Marktführer Visionapartments: Die Wohnungen werden online gebucht – bei den City-Pop-Apartments in Baden für mindestens vier Wochen oder maximal ein Jahr. Der Preis sei «vergleichbar mit einem herkömmlichen Mietvertrag», heisst es auf der entsprechenden Website. Eine 25 Quadratmeter grosse Wohnung startet bei 380 Franken pro Woche. Für das leicht grössere Modell mit 27 Quadratmetern zahlt man hochgerechnet 1'600 Franken pro Monat.
Trotz den relativ hohen Preisen: Das Konzept ist heiss begehrt. Vor drei Wochen waren alle Wohnungen ausgebucht.
«Eine absolute Zumutung»
Die Apartments sind mittlerweile bezugsbereit. Und beherbergten schon einige Gäste. Auf Google fallen die Rezensionen durchmischt aus: Einige waren mit ihrem Aufenthalt zufrieden und loben das Konzept von bereits möblierten Wohnungen in Bahnhofsnähe.
Andere monieren jedoch fehlende Privatsphäre aufgrund der angrenzenden Büroräume, die teilweise direkt gegenüberliegen. Bei zwei Bewohnern funktionierten die Jalousien nicht richtig: «So ist das ohnehin schon geringe Gefühl von Privatsphäre völlig verschwunden», heisst es von einem der Gäste. Ausserdem wird mehrmals erwähnt, dass die Mietbeträge in sehr unregelmässigen Abständen abgebucht werden.
Die Bauarbeiten rund um die Wohnungen stören ebenfalls, heisst es mehrfach. Denn «Konnex» ist noch nicht ganz fertig. Beispielsweise öffnet das zugehörige Restaurant «Nexus» erst am 2. Februar 2026 seine Tore. Der Lärm der Bauarbeiten mache Arbeiten in den Apartments unmöglich, schreibt jemand. Von einem anderen Gast heisst es: «Hier ist überall Baustelle und die Bauarbeiter fangen morgens um sieben Uhr an lautstark zu reden und mit ihren Maschinen zu bohren. Es ist eine absolute Zumutung.»
Kanton Aargau lockt mit weiteren Mega-Siedlungen
Dass Zürcherinnen und Zürcher vermehrt in den Aargau flüchten, zeigt sich auch beim neuen Tivoli-Garten in Spreitenbach AG, wo in drei wuchtigen Wohntürmen gleich 445 neue Wohnungen entstanden sind. Nach kurzer Zeit haben diese schon 250 Menschen aus der Stadt Zürich angelockt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.
Ausschlaggebend waren die vergleichsweise günstigen Mieten: Eine 2,5-Zimmer-Wohnung gibts ab 1885 Franken, die günstigsten 1,5-Zimmer-Wohnungen starten bei 1075 Franken. Normale 3,5-Zimmer-Wohnungen kosten je nach Stockwerk zwischen 1805 und 2545 Franken. Damit liegen die Preise bis zu 40 Prozent unter Zürcher Niveau.