Darum gehts
- Janik Riebli spricht offen über Sinnkrise während Vorbereitung
- Langläufer stellte sich vor Olympiawinter grundlegende Fragen
- Für den gelernten Landwirt bewirken ein paar Tage auf dem Hof Wunder
Janik Riebli (27) hat noch nie einen Hehl aus seiner Gefühlswelt gemacht. Laufen die Dinge für ihn gut, bringt er seine Freude mit einer solchen Überzeugung und Begeisterung rüber, dass sein Gegenüber gar nicht anders kann als im eigenen Stimmungsbarometer mithochzuklettern. Läufts hingegen nicht, hat der Obwaldner Top-Sprinter auch noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Kurzum: Der fünffache Weltcup-Podestläufer ist ein Mann der direkten Ansprache. Und im vergangenen Sommer merkte er, dass ihn im tiefsten Inneren etwas gewaltig störte. Ein Konflikt mit sich selbst. Ein Konflikt zwischen seinen beiden grossen Leidenschaften: Langlauf und Landwirtschaft.
Riebli gibt in einer Medienrunde unumwunden zu: «Ich hatte Mühe damit, mich in der Sport-Rolle zu sehen.» Dass der gelernte Landwirt die wenigen möglichen Tage im Jahr auf dem Hof seines Vaters geniesst, wie sonst nichts anderes, ist längst kein Geheimnis mehr. Ausgerechnet vor dem Olympiawinter drückte es ihm auf die Stimmung – und Riebli wäre nicht Riebli, wenn er sein Problem nicht gut formulieren könnte: «Es ist so: Wenn ich 30 Kühe melken gehe, dann habe ich am Ende 30 Kühe gemolken. Im Sport hingegen trainierst du monatelang und glaubst daran, immer besser zu werden, ohne den Fortschritt sofort zu sehen.» Das könne in der langen Wettkampfpause zwischen den Saisons, von April bis November, äusserst frustrierend sein: «Resultate zu sehen, ist für mich eine Wohltat. In der Landwirtschaft habe ich das.»
Auch sein Trainer «brauchte lange»
Riebli fiel regelrecht in eine Sinnkrise, stellte sich in Zusammenarbeit mit einer Mentaltrainerin grundlegende Fragen, wie: «Ist meine Passion für den Sport gar nicht so gross? Warum mache ich das? Warum nehme ich diesen Aufwand auf mich?»
Seine Hauptaussage beim Ausdrücken seiner Probleme sei gewesen: «Ich kann den Sport nicht geniessen. Dabei sollte ich doch eigentlich, denn es ist ein Riesenprivileg, was ich machen darf.» Das habe ihn sehr beschäftigt, weil er schliesslich seit Jahren im sozialen Bereich stark zurücksteckt, um auf Weltklasseniveau performen zu können.
Als er in der Vorbereitung einmal mit seiner Trainingsleistung nicht zufrieden war und seinen Frust ordentlich rausliess, griff Cheftrainer Erik Braaten Guidon durch, wie Riebli erzählt: «Er schickte mich am nächsten Tag heim. Er hat lange gebraucht, bis er verstanden hat, was mein Zuhause für mich bedeutet – nach dieser Episode hat er mich aber von sich aus in die Heimat fahren lassen.» Ein Kurzurlaub, um den Kopf durchzulüften. Denn auch Guidon weiss mittlerweile, dass ein paar Stunden auf dem Hof bei Riebli Wunder bewirken können.
Dasselbe hatte der Norweger auch bei Valerio Grond (25) lernen müssen. Der neben Riebli andere Spitzensprinter im Team geht im September auf die Bündner Hochjagd – komme, was wolle. Schon im letzten Winter sagte Guidon deshalb mit einem Schmunzeln: «Ich weiss, dass das nicht verhandelbar ist.» Dasselbe gelte für Riebli und den Hof in Giswil OW: «Wichtig ist einfach, dass wir gut kommunizieren.»
«Kann den Sport besser greifen»
Kommunikation war letztlich auch der Schlüssel dazu, dass Riebli seine Sinnkrise überwand. Er sprach das Thema intern an, hatte auch mit Kumpel Grond tiefgehende, ehrliche Gespräche. Mittlerweile sehe er sich so fest in der Sport-Rolle, dass er glaube, auch das volle Leistungspotenzial abrufen zu können – und das rechtzeitig für den Olympiawinter: «Ich fühle mich jetzt wohler und stehe an einem ganz anderen Punkt. Ich kann den Sport besser greifen.»
Die ersten beiden Sprints des Winters hätte er sich – mit den Plätzen 13 in Ruka (Fin) und 57 in Trondheim (Nor) – wohl insgesamt erfolgreicher vorgestellt. Erfreulich trotzdem: Mit ersterem Resultat hat er den noch fehlenden Teil für die Olympia-Selektionskriterien bereits geholt. Und ab Freitag beim Heim-Weltcup in Davos, wo traditionsgemäss auch sein Fanklub immer aufmarschiert, hofft er, dass seine Formkurve wieder aufwärts zeigt.
Freitag
17.00 Uhr: Teamsprint-Finals Frauen und Männer (Skating)
Samstag
16.15 Uhr: Einzelsprint-Finals Frauen und Männer (Skating)
Sonntag
9.50 Uhr: Einzel 10 km Männer (Skating)
13.45 Uhr: Einzel 10 km Frauen (Skating)
Freitag
17.00 Uhr: Teamsprint-Finals Frauen und Männer (Skating)
Samstag
16.15 Uhr: Einzelsprint-Finals Frauen und Männer (Skating)
Sonntag
9.50 Uhr: Einzel 10 km Männer (Skating)
13.45 Uhr: Einzel 10 km Frauen (Skating)