Darum gehts
- In der Olympiavorbereitung von Niklas Hartweg ist vieles anders als früher
- Wohin es den Schwyzer zog – und warum dort das Training so angenehm ist
- Warum er in diesem Sommer an einem neuen Gewehr tüftelt
An der Heim-WM im Februar schrammte er als jeweils Vierter, Fünfter und Sechster in Single-Mixed-Staffel, Einzel und Mixed-Bewerb an einer Medaille vorbei. Viel dramatischer hätte die Weltmeisterschaft in Lenzerheide für Niklas Hartweg (25) nicht verlaufen können. Aber: Er zeigte der internationalen Konkurrenz auch, dass man ihn an den Olympischen Winterspielen ein Jahr später auf dem Zettel haben muss. Reichts in Antholz für den erlösenden Coup? Hartweg lässt zumindest nichts unversucht.
In der Vorbereitung vor dem Olympiawinter sind viele Dinge nicht mehr so, wie sie früher waren. Auf den ersten Blick direkt ersichtlich: die Optik. Hartweg hat sich die Haare abrasiert – und das «tatsächlich zum ersten Mal», wie er lachend erklärt. Neu wartet er mit kurzen Stoppeln auf. Dann: Im Vergleich zu anderen Jahren hat er sich in diesem Sommer bewusst für einen eigenständigen Trainingsblock entschieden. Fernab vom Grossteil der Schweizer Equipe und nur in Begleitung von Teamkollege Sandro Bovisi (28). Die beiden zogen für einen Monat nach Norwegen, mieteten sich in Lillehammer eine Wohnung und trainierten so auf eigene Faust.
Hartweg erklärt: «Sandro ist damit schon im letzten Winter auf mich zugekommen. Ich fand die Idee gut, mal für längere Zeit an einem Ort ankommen zu können.» Der vierwöchige Block sei in Absprache mit dem Trainerteam geschehen – und auch mit den Athleten: «Ich habe abgewägt, was für mich am besten ist. Und ich stellte mir auch die Frage, ob es schlecht für die anderen wäre, wenn jemand im Training fehlt. Doch wir stehen noch an einem sehr frühen Punkt in der Vorbereitung, deshalb war es für alle Seiten kein Problem.»
Norweger sind toleranter auf den Strassen
Dass die Wahl auf das Biathlonmekka Norwegen fiel, überrascht nicht. Und dass mit Lillehammer ein Ort auf bloss rund 150 Meter über Meer gewählt wurde, hat ebenso seinen Grund: «Bei uns in der Höhe von Lenzerheide (1476 m ü. M.) zu trainieren, hat natürlich viele Vorteile. Doch für einen Block, in den wirklich viele Einheiten reingepackt werden, ist es auch mal gut, für kurze Zeit fast auf Meereshöhe zu sein.» Ausserdem schätzt Hartweg den Verkehr in Norwegen: «Er läuft immer ruhig. Die Leute sind es sich gewohnt, dass Sportler mit Rollskiern unterwegs sind. Da gibt es keine gefährlichen Überholmanöver und niemand fährt mit dem Auto nahe auf. Man spürt förmlich, dass der Sport hier einen sehr hohen Stellenwert hat.» Und: «Man kann auf diesen Strassen endlos laufen. Ich habe wohl so viele Rollski-Kilometer wie noch nie gesammelt.»
Die dritte und gewichtigste Neuerung? Das ist sein Gewehr. Hartweg liess sich in Lillehammer vom Hersteller, der auch die meisten norwegischen Topathleten beliefert, ein komplett neues Sportgerät zimmern: «Ich wollte einen neuen Blickwinkel aufs Schiessen gewinnen. Und der Hauptgrund war, dass ich mir bei meinem Gewehr mehr Verstellbarkeit wünschte.» Im Stehendschiessen will er so zuvor «verkrampfte Situationen» umgehen können. Neu ist sein Gewehr flexibler einstellbar, windoptimierter und verfügt überdies über anders gesteckte Magazine, womit er sich erhofft, in den Abläufen am Schiessstand «ein paar weitere Sekunden herauszuholen».
Die Änderungen würden nun viel Zeit brauchen, meint Hartweg. Doch die hat er in diesem Stadium der Vorbereitung auf seinen Olympiatraum noch.