Darum gehts
- Mahela Indeewara: Sri-lankischer Volleyball-Star in der Schweiz
- Familie Wilders bietet ihm Zuhause und Unterstützung in der Schweiz
- Mit 1,90 m Grösse erreicht er eine rekordverdächtige Sprunghöhe von 3,67 m
In seiner Heimat ist Volleyballer Mahela Indeewara (23) ein Superstar. Wenn er in Sri Lanka auf der Strasse gesichtet wird, wollen die Leute ein Autogramm von ihm. Auf Social Media folgen ihm Zehntausende. Hier in der Schweiz hingegen ist er abseits der Volleyballwelt vollständig unbekannt – Besuch beim vielleicht unbekanntesten Superstar der Sport-Schweiz.
Denn 2022 wechselt der Asiate mit der unfassbaren Sprungkraft in die Schweiz – zu Volley Schönenwerd. Er ist der erste Volleyballspieler, der die Insel im Indischen Ozean verlässt, um seinem grossen Traum nachzugehen: in Europa zu spielen. Bei Schönenwerd schlägt er auf Anhieb ein und gewinnt mit dem Verein aus dem 5300-Seelen-Ort im Solothurnischen den ersten Meistertitel der Geschichte. Ein Jahr später können sie diesen auch gleich verteidigen – zweimal ist Indeewara als Topskorer mittendrin.
Sportlich ist der Wechsel ein Märchen. Aber der junge Sri Lanker kämpft in seiner neuen Heimat mit verschiedensten Herausforderungen.
Sein Wechsel in die Schweiz hat nicht nur sportliche Gründe. Während Indeewara hier Volleyball im Grunde nur zum Spass spielt – wenn auch auf Schweizer Profiniveau – war seine Ausbildung ein zentraler Grund für seinen Transfer. «Ich will Ingenieur werden», sagt er gegenüber Blick.
«Ich nenne sie Mama und Papa»
Gerade wegen der sehr tiefen Entlöhnung im Schweizer Volleyball – in Sri Lanka würde er noch weniger verdienen – gestaltet sich dieses Abenteuer jedoch äusserst schwierig.
Dann aber trat die Familie Wilders an den vielversprechenden Sportler heran. Sie wusste um die schwierigen Bedingungen, unter denen Indeewara lebte, und bietet ihm ein Zuhause. Sie versorgt ihn mit Unterkunft, Essen und seiner kompletten Volleyballausrüstung – eine enorm wichtige Unterstützung.
«Ich nenne sie Mama und Papa», sagt Indeewara. Marc und Monika Wilders sind Apotheken-Inhaber in Safenwil AG. Sie sind einer der Hauptpartner und daher sehr eng mit dem Verein verbunden.
An sich fühlt sich der Volleyballer in der Schweiz sehr wohl. Er mag die Freundlichkeit der Leute und die gesamte Gesellschaft. «Es ist mir aber ein bisschen zu teuer», sagt Indeewara und lacht. Auch privat trägt er grosse Verantwortung: In Sri Lanka hat Indeewara eine Freundin, die er im nächsten Jahr heiraten will.
Beim Essen hat er jedoch grosse Mühe – obwohl er Schweizer Gerichte grundsätzlich mag. «Es ist mir hier einfach alles zu mild.» Die nötigen Gewürze findet er zwar, aber bei externen Anbietern gibt es kaum etwas, das ihm scharf genug ist. Besonders schwierig: Als er in die Schweiz kam, wusste er selbst noch gar nicht, wie man kocht. In Sri Lanka isst er normalerweise dreimal pro Tag Reis: Hier musste er sich vollkommen neu anpassen.
Körperlich stellt der Diagonalangreifer für die Schweizer Liga eine grosse Herausforderung dar. Dass Indeewara bei einer Körpergrösse von 1,90 Metern eine Höhe von 3,67 Metern mit der Hand erreicht, macht ihn zum höchsten Springer ganz Asiens.
Das Kapitel Schweiz endet Knall auf Fall
Auch in der Schweiz springt er höher als der Rest der Liga. Doch das ist nicht nur ein Vorteil. Der enorme Klimaunterschied zwischen Sri Lanka und der Schweiz belastet Indeewara stark. «Im Sommer ist es fast genug warm, im Winter – während der Saison – ist es mir viel zu kalt.»
Die Kälte wirkt sich direkt auf seine Leistung aus: Sobald sein Körper hier nicht mehr richtig warm ist, steigt für ihn das Risiko von Verletzungen dramatisch. Kein Wunder bei dieser Sprunghöhe. Für Indeewara ist klar: «Mit diesen Bedingungen fühle ich mich in Sri Lanka viel wohler als hier in der Schweiz.»
Die Worte wirken im Nachhinein wie eine Ankündigung. Denn nur zweieinhalb Wochen nach dem Blick-Besuch beendet der unbekannte Superstar mitten in der laufenden Saison sein Engagement – Vertragsauflösung.
Am letzten Mittwoch spielt Indeewara beim Sieg im Europacup gegen Brasov (Rum) letztmals für «Schöni». Offiziell ist es eine nicht vollends auskurierte Schulterverletzung, die ihn zur sofortigen Rückkehr nach Sri Lanka bewogen hat. Ob doch auch die Herausforderungen in der Schweiz eine Rolle gespielt haben?