Trotz Millionen-Verlockung von ATP
Schweizer Tennis-Turniere lassen sich nicht von Saudis kaufen

Das neue Masters in Saudi-Arabien hat Folgen im Männertennis – gewisse Turniere sollen verschwinden. Die Schweizer Veranstalter in Basel, Genf und Gstaad zeigen sich jedoch unbeeindruckt von den lukrativen Angeboten, die im Briefkasten lagen.
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Die ATP will mit dem aus Saudi-Arabien erhaltenen Geld Turnierlizenzen zurückkaufen – auch Basel erhielt ein Angebot.
Foto: freshfocus

Darum gehts

  • Ab 2028 gibts auf der Männer-Tour einen neuen Masters-Event in Saudi-Arabien
  • ATP will Kalender reduzieren – vor allem 250er-Bewerbe sind betroffen, aber auch 500er
  • Schweizer Turniere haben kein Interesse, Lizenz abzugeben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Im Tenniskalender der Männer-Tour wird es in den nächsten Jahren rumpeln. Ab 2028 gibts nicht wie bis anhin neun Masters-1000-Turniere übers Jahr verteilt, sondern deren zehn. Das Stängeli voll macht ein neu aus dem Boden gestampfter Event in Saudi-Arabien. Der kürzliche Zuspruch kam nicht überraschend, er galt in Tenniskreisen vielmehr als der nächste, logische Schritt, nachdem es dem schwerreichen Wüstenstaat zuvor schon mit zahlreichen Avancen und Partnerschaften gelungen war, an Einfluss in diesem globalen Sport zu gewinnen.

Und bald ist das Land also auch Teil der prestigeträchtigen Masters-Serie. Allerdings bringt diese Neuerung auch ein gewisses Platzproblem im ohnehin schon proppevollen Turnierkalender mit sich. Die ATP muss eine Lücke schaffen – und wird dies darüber hinaus im grösseren Stil tun. Mit dem saudischen Einstieg geht ein Reduzierungsplan der Tour einher. Kurz: Mit dem Geld, das die ATP für das neue Masters-Turnier kassiert, will die Männer-Spielervereinigung Lizenzen von mehreren Turnieren der Stufe 250 zurückkaufen, aber auch einige vom 500er-Level.

Hintergrund dafür ist, dass sich die Top-Spieler hauptsächlich auf die grossen Events fokussieren sollen. Feliciano Lopez, Turnierdirektor des Masters in Madrid, bestätigt dies im Rahmen der Ischgl Trophy, bei der er Teil des hochkarätigen Teilnehmerfelds (u.a. Dominic Thiem, Jo-Wilfried Tsonga oder Mischa Zverev) war: «Die Idee der ATP besagt, dass die Spitzenspieler die Grand Slams sowie künftig zehn Masters spielen – und ergänzend dazu vielleicht noch ein paar wenige 500er.»

Klare Haltung bei den Turnierbossen

Was heisst dies nun für die Schweizer Turniere? Nach Blick-Informationen haben weltweit sämtliche 250er- und 500er-Wettbewerbe von der ATP ein Schreiben bekommen, das ein Angebot für den Rückkauf der Lizenz beinhaltet. Dies in der Hoffnung, dass das eine oder andere Turnier anbeisst. Die lukrativen Offerten dürften sich dabei wohl unterscheiden und im tieferen zweistelligen Millionenbereich beginnen.

Roger Brennwald, Präsident der Swiss Indoors Basel, dem einzigen 500er-Turnier der Schweiz, bestätigt den Brief der ATP, gibt gleichzeitig aber auch zu verstehen, dass er nicht gewillt sei, sein Lebenswerk zu veräussern: «Wir haben die Anfrage postwendend mit einem klaren Nein beantwortet.»

Ähnlich klingt es aus Genf. Rainer Schüttler, Direktor des im Mai vor den French Open stattfindenden ATP-250-Turniers, sagt auf Anfrage: «Wir hatten kein Interesse. Im Gegenteil, wir sind sehr happy mit unserem Event, der auch bei den Spielern – unmittelbar vor Paris – sehr beliebt ist.»

Und auch Jeff Collet, Boss des traditionsreichen 250er-Sandplatz-Turniers in Gstaad, lässt verlauten, dass eine Absage gegeben wurde: «Wir sind nach wie vor sehr motiviert, weiterzumachen.»

Radikale Linie im Februar?

Am meisten im Visier der Kalender-Macher dürften die Turniere im Februar sein. Denn gemäss ATP wird das neue Masters in Saudi-Arabien «Anfang Jahr» stattfinden, womit ziemlich klar scheint, dass es rasch nach den Australian Open über die Bühne gehen dürfte. Betroffen wären dann vor allem die ATP-500-Turniere in Rotterdam und Dallas sowie die 250er-Wettkämpfe in Marseille und Delray Beach. Und möglicherweise auch die Südamerika-Tour.

Inwieweit dies im einvernehmlichen Sinne über die Bühne gehen wird, oder mit Druck, bleibt abzuwarten. Die Schweizer Tennisfans hingegen dürfen trotz geplanter Kalender-Revolution aufatmen.

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