Darum gehts
- Jérôme Kym: Vom Juniorenstar zum Schweizer Tennis-Hoffnungsträger bei French Open
- Kym trainierte früher mit Carlos Alcaraz und anderen heutigen Top-Spielern
- Aktuell auf Weltranglistenposition 127 und Schweizer Nummer eins im Tennis
Das Foto ist schon älter und nicht von allzu guter Qualität, doch es steht für eine Phase in Jérôme Kyms Tennis-Laufbahn, in welcher der heute 23-jährige Fricktaler international ganz vorne mitmischte. Die Rede ist von einem Gruppenbild im Rahmen des U14-Bewerbs von Roland Garros. Darauf zu sehen: Kym mit dem heutigen spanischen Superstar Carlos Alcaraz (ATP 3), dem Dänen Holger Rune (ATP 10) sowie den weiteren Talenten Maks Kasnikowski (Polen, ATP 244) und Giorgio Tabacco (Italien, ATP 1271). Wo das Quintett damals essen ging, weiss Kym nicht mehr. «Aber es war eine coole Zeit», meint er schmunzelnd. Auch der Italiener Luca Nardi (ATP 95), der im Vorjahr in Indian Wells sensationell Novak Djokovic schlug, zählt zu jenem starken 2003er-Jahrgang.
Besonders mit Alcaraz versteht sich Kym noch immer gut. Dem mittlerweile vierfachen Grand-Slam-Sieger hat er früher empfindliche Niederlagen zugefügt: Etwa, als es 2017 um den U14-Team-Weltmeistertitel ging. «Ich habe oft gegen ihn gespielt und mit ihm trainiert. Wenn ich ihn jetzt an Turnieren sehe, dann ist er für mich wie ein alter Freund. Wir reden ganz normal miteinander. Er vergisst die alten Weggefährten nicht. Das schätze ich an Carlos sehr», so Kym.
«Drehe nicht gleich durch»
Während sich Alcaraz nach der Juniorenzeit aufmachte, die Tenniswelt zu erobern, hatte Kym immer wieder mit verletzungsbedingten Rückschlägen zu kämpfen. Erst 2024 – viele Rehas und bezahltes Lehrgeld hinter sich – stiess er von Rang 485 weit in die Top 200 der Welt vor. Aktuell steht er auf Position 127 und ist damit die Nummer eins der Schweiz. «Damit habe ich schon mal ein erstes, kleines Ziel erreicht», sagt der 1,98-Meter-Aufschlagriese. Eine anderes seien die ATP-Masters gewesen, an denen er kürzlich in Madrid und Rom die Quali bestritt. Kym macht seinen eigenen Weg. Er sagt: «Ich arbeite hart an mir. Aber ich bleibe ruhig und drehe nicht gleich durch, wenn es mal nicht läuft.»
Anfang Jahr hätte er dies allerdings gut und gerne tun können, als er rund sechs Wochen ausfiel, weil der Körper komplett rebellierte. Erst war es der Rücken, der zwickte. Dann hatte er sich nicht nur eine Lebensmittelvergiftung eingefangen, sondern auch noch eine Grippe samt Nasennebenhöhlenentzündung, die eine Antibiotikabehandlung erforderte. Kym sagt folglich mit Blick auf seine aktuelle Form: «Ich kann deshalb nicht erwarten, dass ich schon jetzt wieder mein bestes Tennis spiele – doch viel fehlt nicht mehr.»
Hauptfeld als nächster Meilenstein?
In der vergangenen Woche stand er beim Challenger-Turnier in Zagreb im Viertelfinal. Jetzt steht in Paris die Quali für die French Open an (ab Montag). In Roland Garros wird er auf der Anlage wohl wieder auf Alcaraz treffen. Dieser ist Titelverteidiger an der Rue d’Auteuil und steht an einem ganz anderen Punkt in der Karriere als Kym, der seinerseits hofft, an diesem Ort endlich die Hauptfeld-Premiere auf Grand-Slam-Stufe zu feiern.
Vor einigen Jahren teilten die beiden bei jenem Abendessen in Paris denselben Bubentraum: Jener von der grossen Tennisbühne. Kym hat nun die Chance, diese ebenfalls zu betreten.