Darum gehts
- Victoria Mboko gewinnt WTA-1000-Turnier in Montreal
- Mbokos Eltern flohen aus der Demokratischen Republik Kongo in die USA
- Ihr Vater arbeitete nachts, damit die Kinder Tennis spielen konnten
Das Tennis verneigt sich vor «Queen Victoria». Die kanadische Lokalmatadorin Victoria Mboko (18) hat ihr Märchen beim WTA-1000-Turnier in Montreal vollendet. Sie macht die Sensation im Final gegen Naomi Osaka (27) mit einem Dreisatzsieg (2:6, 6:4, 6:1) perfekt – und schlägt damit bereits die vierte Frau, die schon einen Grand-Slam-Titel im Palmarès hat. Zuvor hatte sie während des Wettbewerbs bereits Jelena Rybakina (26), Coco Gauff (21) und Sofia Kenin (26) eliminiert. Turnierorganisatoren, Fans und Konkurrentinnen – alle staunen, was Mboko, die mit einer Wildcard gestartet war, da auf den Hartplatz zaubert.
Ihre Geschichte ist die einer klassischen Senkrechtstarterin. 2025 schoss sie in den Tennishimmel wie eine Rakete, anders ist dies gar nicht zu beschreiben bei einer Spielerin, die zunächst auf ITF-Stufe 22 Siege aneinanderreihte und dann auch auf WTA-Level für manch eine Überraschung sorgte. An den French Open marschierte sie als Qualifikantin bis in die dritte Hauptrunde. Und auch in Wimbledon kämpfte sie sich durch die mühselige Quali und erreichte letztlich Hauptrunde zwei. Anfang Jahr stand sie noch auf Position 333 in der Weltrangliste. Jetzt grüsst sie von Platz 24. Und ist auf einen Schlag die neue Nummer eins in Kanada.
Papa deckte sich im Walmart mit Bällen ein
Ihre Eltern flohen Ende der 90er-Jahre vor den politischen Unruhen in der Demokratischen Republik Kongo und liessen sich in den USA nieder. Mboko wurde in Charlotte (North Carolina) geboren. Ihr Vater Cyprien schob als Maschinenbauingenieur Nachtschichten, um seine Kinder tagsüber zum Tennistraining fahren zu können. «Ich habe ihnen bei Walmart wohl 1000 Tennisbälle gekauft, und alle schienen irgendwo im Gebüsch zu landen», meinte der Papa kürzlich gegenüber «Tennis Canada».
Victoria ist die jüngste der Familie, doch sie versuchte schon früh alles, um einst gross herauszukommen. Als ihre zehn Jahre ältere Schwester Garcia an einem Frauenturnier in Ontario teilnahm und ihre Gegnerin in letzter Minute absagte, sprang Victoria kurzfristig ein. Als Neunjährige notabene. Sie verlor das Geschwister-Duell erwartungsgemäss 0:6, 0:6. Resultatmässig ist dies für jeden im Tennissport eine Demütigung. Doch die kleine «Vicky» zog daraus die Motivation, immer besser zu werden. «Sie wollte von da an jeden Tag auf den Tennisplatz, sie war nicht mehr zu bremsen», erinnert sich ihr Vater. Selbst eine hartnäckige Knieverletzung im Jahr 2024 sollte sie auf ihrem Weg nach oben nicht stoppen können.
Die Nadal-Anekdote
Zu ihren grössten Idolen zählt Rafael Nadal (39), mit dem sie zu ihrer Juniorenzeit einst in der Garderobe der Australian Open eine lustige Begegnung hatte. «Ich begann ein kurzes, witziges Gespräch darüber, wie kalt die Eisbäder waren. Doch danach war ich geschockt», erzählte Mboko 2022 in einem ITF-Blog. Diesen Moment würde sie wohl nie vergessen, meinte sie.
Drei Jahre später ist sie selbst an der Weltspitze angelangt. Und das ausgerechnet in Montreal, in jener Stadt, in der sie als junge Spielerin einst bei einer Gastfamilie lebte, um ihren Tennistraum zu verfolgen.