Djokovic sorgt auch im neuen Jahr für grosse Rätsel
«Es tönt so, als hätte er schon aufgegeben»

Wundertüte Novak Djokovic. Der erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten ist für die bevorstehende Saison kaum einzuschätzen. Die Zweifel der Beobachter wachsen: «Irgendetwas fehlt.»
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Marco PescioReporter Sport

Wer in seiner Sportart eigene Massstäbe gesetzt hat, muss sich selbst an anderen Grössen messen. Novak Djokovic (38), Tennis-Rekordmann mit 24 Grand-Slam-Titeln und nie zuvor erreichten 428 Wochen als Weltnummer eins, lässt sich von Basketball-Gigant LeBron James und Fussball-Ikone Cristiano Ronaldo inspirieren. Beide jenseits der 40-Jahre-Marke, beide nach wie vor hungrig. Djokovic, seinerseits, sagte im Herbst, Langlebigkeit sei eine seiner grössten Motivationen: «Ich will wirklich sehen, wie weit ich gehen kann.»

Nun, Djokovic wird Anfang Januar zunächst in Brisbane aufschlagen – und wenig später an den Australian Open das versuchen, was ihm seit den US Open 2023 nicht mehr gelungen ist: einem Grand-Slam-Turnier seinen Stempel aufzudrücken und am Ende mit der Trophäe dazustehen. Die Major-Bewerbe haben beim Serben glasklare Priorität, der Rest ist auch 2026 nur Beigemüse. Titel Nummer 25, womit er auch die mit ihm auf dem Thron sitzende Margaret Court (83) hinter sich lassen würde, ist sein grösstes Ziel.

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Macht die Physis von Novak Djokovic 2026 mit?
Foto: AP

So viel zur Ausgangslage auf dem Papier. Sie hat sich seit zwei Jahren nicht verändert, genauso wie sein Status, weiterhin der drittgefährlichste Spieler bei Grand Slams zu sein. Hinter den Dominatoren Carlos Alcaraz (22) und Jannik Sinner (24) war Djokovic in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York «the best of the rest». 2025 stand er an allen vier Orten im Halbfinal. Das ist beachtlich für einen Profi in seinem Alter, doch in der Djokovic-Währung ist das nicht der Lohn, der den super-ehrgeizigen Novak befriedigt.

Seine Fans, Experten und ja, auch Djokovic selbst stehen im neuen Jahr wieder vor einem Rätsel. 2026 ist erneut ein einziges grosses Fragezeichen. Zeigt er es allen noch einmal? Oder endet die Saison im Fiasko?

«Bei nur einem Zentimeter Lücke …»

Sein ehemaliger Weggefährte Jo-Wilfried Tsonga (40), der Djokovic 23 Mal gegenüberstand und 17 Mal verlor, sagte im Rahmen der Ischgl Trophy gegenüber Blick: «Wenn man ihn jetzt über Carlos und Jannik sprechen hört und sie auf ein anderes Level hievt, klingt es ein wenig so, als hätte er bereits aufgegeben. Aber ich denke, er ist nach wie vor absolut parat. Er spielt immer noch gutes Tennis. Und bei nur einem Zentimeter Lücke schlägt er zu.»

Ausserdem findet der 2022 zurückgetretene Franzose, man sollte Djokovics unbändige Ambition als Privileg betrachten: «Gefühlt jedes Mal, wenn er den Court betritt, bricht er neue Rekorde. Es wird auch im neuen Jahr aufregend sein, ihn zu verfolgen.» Und auch Mischa Zverev (38) glaubt, Djokovic könne mit dessen Erfahrung «ein, zwei Prozente herausholen», grundsätzlich ist die Haltung des Ex-Profis und Bruders von Alexander «Sascha» Zverev (28) aber skeptischer: «Bei Novak merkt man allmählich schon, dass irgendetwas fehlt. Vielleicht ist es das Tempo, das bei Alcaraz und Sinner schon ein Tick höher ist.»

Zweifel bei Mischa Zverev

Zverev spricht damit den wunden Punkt von Djokovic an: Seine immer fragiler werdende Physis. Der logische Prozess macht auch vom erfolgreichsten Tennisspieler aller Zeiten nicht halt. Der Körper baut ab, wird anfälliger für Verletzungen. Und dass im Spitzentennis schon nur winzige Details enorm viel ausmachen können, ist kein Geheimnis. Zverev sagt: «Wenn es in die finalen Phasen von Grand Slams und Masters geht, darf man Novak nie abschreiben. Aber sein Körper spielt definitiv eine Rolle – er hat wiederum ein paar Kilometer mehr auf dem Zähler.»

Zverev hat Djokovic nicht von vornherein auf dem Zettel fürs neue Jahr: «Alcaraz und Sinner sind vorne, dann kommt Sascha und dann ist offen, wer dahinter folgt.» Er ist damit nicht der Einzige, der an Djokovic zweifelt. Auch Paul Annacone (62), einst Coach von Roger Federer (44), meinte kürzlich gegenüber «Tennis.com»: «Mein Herz sagt ja, aber mein Kopf sagt nein.» Wie alle, lässt aber auch er sich ein Hintertürchen offen: «Wetten darf man nicht gegen Novak. Legenden sind die Ausnahme, nicht die Regel!»

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