Darum gehts
- Schweizer Frauen kämpfen im Billie Jean King Cup um Anschluss an die Weltspitze
- Vier der fünf besten Schweizerinnen fehlen in Argentinien
- Simona Waltert, aktuell Nummer 86 der Welt, ist Hoffnungsträgerin
Die Ausgangslage für die Schweizer Frauen im Billie Jean King Cup (BJKC) ist verzwickt. An diesem Wochenende kämpft die Equipe von Captain Heinz Günthardt (66) in den Playoffs um ein Ticket für die Qualifiers, also die Vorstufe des Final-Turniers. Es geht damit faktisch um den Anschluss an die Weltspitze. Doch die Voraussetzungen sind aufgrund mehrerer Faktoren herausfordernd. Wie es das Los wollte, trifft die Schweiz in der Dreiergruppe, in der nur ein Team weiterkommt, auf die Slowakei (Samstag) und auf Argentinien (Sonntag). Als Austragungsort der Partien wurde die argentinische Millionenstadt Cordoba bestimmt, womit die Chancen auf eine Bestbesetzung bereits früh schwanden.
Nach einer langen, intensiven Comeback-Saison fehlt der Name Belinda Bencic (28, WTA 11) im Aufgebot. Die zweifache Turniersiegerin und Wimbledon-Halbfinalistin hatte zuletzt in Hongkong angeschlagen Forfait gegeben. Sie weilt bereits in den Ferien und nimmt demnächst die Vorbereitung für die Australian Open in Angriff. Auch Viktorija Golubic (33, WTA 69) hat schon einen Schlussstrich unter das Jahr gezogen. Die beiden bestklassierten Schweizerinnen tourten zuletzt wochenlang durch Asien. Günthardt zeigt Verständnis: «Für beide wäre es ein Rieseneffort gewesen, nun zum Saisonende hin noch nach Argentinien zu gehen.» Zumal dies auch mit einer Umstellung in Sachen Belag einherkommt. Im warmen Cordoba, wo aktuell Sommer herrscht, werden die BJKC-Partien auf Sand gespielt.
Mit Rebeka Masarova (26, WTA 118) fällt eine weitere Spitzenspielerin wegen einer Ellenbogenverletzung aus – zudem erklärte auch Jil Teichmann (28, WTA 126) ihre Saison aus persönlichen Gründen schon Anfang Oktober für beendet. Heisst: Vier der fünf aktuell besten Schweizerinnen fehlen in Argentinien. Aus dem Top-Quintett bleibt einzig Simona Waltert (24, WTA 86).
Waltert in ihrer Bestform
Die Churerin bildet mit Susan Bandecchi (27, WTA 240), Céline Naef (20, WTA 266) und Valentina Ryser (24, WTA 274) ein Viererteam – und ist die eidgenössische Hoffnungsträgerin, weil sie aktuell so erfolgreich spielt wie noch nie in ihrer Karriere. In dieser Saison spielte sie sich vor allem dank starker Resultate auf Challenger-Ebene sowohl im Einzel als auch im Doppel in die Top 100 der Welt. Ausserdem ist Waltert akklimatisiert, da sie seit Wochen in Südamerika weilt. Sie gewann den WTA-125-Sandbewerb in Rio de Janeiro und stand auf gleicher Turnierstufe in Florianapolis (Bra) und Tucuman (Arg) im Viertel- respektive Halbfinal.
Günthardt lobt die Entwicklung der Bündner Aufsteigerin, die das Jahr noch als Nummer 179 begann: «Rein von den Schlägen her müsste sie seit Jahren unter den ersten 100 sein, doch es fehlte früher die Konstanz – und sie verlor viele enge Matches. Diesen Herbst hat sie das umgekehrt und sehr viel Selbstvertrauen getankt.»
Schwer wird die Quali-Hürde für die Schweiz trotzdem. Rankingmässig bewegen sich die drei Teams der Gruppe C auf ähnlichem Niveau. Beste Argentinierin ist Wimbledon-Achtelfinalistin Solana Sierra (21, WTA 66). Die Slowakinnen werden von Rebecca Sramkova (29, WTA 74) angeführt. «Ich kann mir vorstellen, dass jeder Match brutal offen ist – wir sind auf dem Papier nicht die Stärksten, aber auch nicht in einer klaren Aussenseiterrolle», so Günthardt.
Zur Wahrheit gehört auch, dass Waltert in diesem Jahr erst zwei Top-100-Spielerinnen schlug. Für ein Schweizer Weiterkommen bedarf es in Cordoba also von ihr sowie von ihren Teamkolleginnen eines veritablen Exploits.