Darum gehts
- Henry Bernet über die Doppel-Erfahrung mit Stan Wawrinka
- Der Basler bezeichnet das Spiel als Lehrstunde in Sachen Mentalität
- Wo das Tennis-Juwel als Nächstes aufschlagen wird
Vor zehn Jahren war Henry Bernet acht Jahre alt – und er hätte wohl nie daran geglaubt, einst mit Stan Wawrinka ein Doppel spielen zu dürfen. Auch, weil man nicht davon ausgehen konnte, dass der Romand 2025 im Alter von 40 Jahren tatsächlich noch auf der Tour spielen würde. Doch am Montagabend bekam Bernet beim ATP-250-Turnier in Gstaad tatsächlich die Gelegenheit, mit dem dreifachen Grand-Slam-Champion den Platz zu teilen.
Das Duo schied zwar in Runde eins gegen Hendrik Jebens (De)/Albano Olivetti (Fr) mit 4:6, 4:6 aus, doch Bernet spricht trotzdem von einem «unvergesslichen Erlebnis»: «Ich weiss noch, wie ich 2015 die French Open mitverfolgt habe, als er in Paris den Titel holte. Als Kind bin ich mit Stan als Star aufgewachsen. Nun mit ihm gespielt zu haben, war etwas ganz Spezielles. Eine grosse Ehre.»
Eingefädelt übers gemeinsame Management, kam Bernet so doch noch zu einem grossen Auftritt in Gstaad. Im Einzel war er zuvor in der zweiten Quali-Runde bereits ausgeschieden.
«Das halbe Jahr war schwierig für mich»
Für den Basler, der Ende Januar den Juniorenbewerb der Australian Open gewann, geht es aktuell darum, den Übergang vom Nachwuchsbereich in die Profistufe zu meistern. Und dies nach einem halben Jahr, das nach seinem sensationellen Erfolg in Melbourne alles andere als wunschgemäss verlief.
Schon in Australien hatte Bernet mit einer Rippenverletzung gespielt. Ein MRI in der Schweiz ergab später, dass es sich um eine Haarriss-Stressfraktur handelte, die ihn letztlich monatelang ausser Gefecht setzen sollte. Erst im Juni gab er bei einem kleinen ITF-Turnier in Klosters sein Comeback. Seither spielte er auch noch in Getxo (Sp) und erreichte dort die zweite Runde.
Doch insgesamt, das hat auch Gstaad gezeigt, ist sein Anfang im Männertennis eine Geduldsprobe. Bernet selbst meint: «Momentan bin ich einfach froh, dass es mir körperlich wieder gut geht. Das halbe Jahr war schwierig für mich.» In erster Linie, weil die Planung wegen des sich hinziehenden Heilungsprozesses laufend angepasst werden musste, wie er sagt.
Er spüre aktuell noch, dass ihm der Rhythmus fehle: «Physisch habe ich noch Luft nach oben. Aber insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Entwicklung. Ich habe hier in Gstaad gemerkt, dass ich das Niveau habe, das es auf dieser Stufe braucht.»
Bernet bleibt in der Schweiz
Das Doppel mit dem dreifachen Grand-Slam-Champion Wawrinka war für Bernet letztlich auch eine Lehrstunde in Sachen Mentalität, wie er erzählt: «Ich muss mir Stans Coolness abschauen. Es ist eindrücklich, wie er sich immer die Chance gibt, das Spiel doch noch zu gewinnen, auch wenn es nicht mehr danach aussieht. Er bleibt ruhig und geduldig. Deshalb war er in seiner Karriere auch so erfolgreich.»
Bernet bezeichnet die Geduld nicht als seine Stärke, doch er hat gelernt, wie wichtig es ist, dem Körper «Sorge zu tragen» und nichts überstürzen zu wollen. Und so bleibt der Rechtshänder mit der einhändigen Rückhand vorerst auf den kleinen Bühnen der Tenniswelt. Kommende Woche schlägt er beim Challenger-Turnier in Zug auf.