Darum gehts
- Das Schweizer Tennis erlebt einen Aufschwung mit drei Spielerinnen in den Top 100
- Belinda Bencic erreichte den Wimbledon-Halbfinal nach Babypause
- Die Schweiz mischt mit drei Top-100-Spielerinnen bei 9 Millionen Einwohnern vorne mit
Es ist nicht allzu lange her, da schrieb das Schweizer Tennis negative Schlagzeilen. Im letzten Herbst war nach 46 Jahren keine einzige Schweizerin und kein einziger Schweizer in den Top 100 der Weltrangliste klassiert. Seit 1978 hatte immer jemand die magische Marke geknackt. Dass dem nun im Oktober 2024 nicht mehr so war, hatte vielschichtige Gründe. Es war eine Momentaufnahme, wenn auch eine bittere. Viktorija Golubic (32), die den Grossteil des Jahres als einzige Schweizer Grand-Slam-Vertreterin verbrachte, mahnte zur Geduld und kündigte an: «Das Schweizer Tennis mit seiner tollen Vergangenheit mit den grossen Erfolgen von Roger Federer, Stan Wawrinka und Co. wird auch in Zukunft wieder von sich reden machen.»
Sie sollte recht behalten. Das hat vor allem mit der grossartigen Rückkehr von Belinda Bencic (28) zu tun, die sich nicht einmal ein Jahr nach dem Ende ihrer Babypause in den Wimbledon-Halbfinal spielte und bereits wieder die Nummer 19 der Welt ist. Aber es liegt auch an Golubic selbst, die nach dem Schweizer Ranking-Tiefpunkt eine prompte, eindrückliche Antwort parat hatte. Die Stadtzürcherin gewann gegen Ende des letzten Jahres erst das WTA-250-Turnier in Jiangxi (China) und dann auch noch den 125er-Challenger-Bewerb in Limoges (Frankreich). Kürzlich stürmte sie in Warschau (125er) ins Endspiel. Aktuell steht sie auf Rang 75.
Und dann wäre da auch noch die Aufholjagd von Jil Teichmann (28), die sich nach schwierigen, von Verletzungen geprägten Jahren zurückarbeitete, den Challenger-Bewerb in Mumbai gewann und zuletzt im Final des WTA-250-Turniers in Iasi (Rumänien) stand. Der Lohn: Platz 83.
Weitere Schweizerinnen lauern
Mit Rebeka Masarova (25) steht als 105. gar noch eine weitere Schweizer Frau an der Schwelle zu den Top 100. Dahinter scharrt Simona Waltert (24, WTA 128) mit den Hufen. Céline Naef (20, WTA 168) kämpft seit längerer Zeit mit ihrer Form, doch auch ihr wird grosses Potenzial nachgesagt.
Drei Schweizerinnen unter den ersten 100 der Welt? Das ist diesmal eine schöne Momentaufnahme. Aber es ist auch ein beachtlicher Erfolg, wenn man die Anzahl Top-Spielerinnen ins Verhältnis zu den nur neun Millionen Einwohnern des Landes setzt. Grosse Nationen gucken da in die Röhre.
Tschechien steht bei den Frauen mit sieben Profis bei einer Bevölkerung von knapp 10,9 Millionen noch besser da. Ebenfalls stark: Kroatien mit zwei Spielerinnen bei knapp 3,9 Millionen Einwohnern. Und Lettland mit einer Spielerin bei knapp 1,9 Millionen.
Mit drei in den Top 100 mischt die Schweiz anzahlmässig vorne mit, im Gleichschritt mit um ein Vielfaches grösseren Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Auf dem Thron sitzen die USA mit 16 Spielerinnen, gefolgt von Russland mit 11. Tschechiens beeindruckende Quote schafft es auf Rang drei.
Bei den Männern sieht es aus Schweizer Sicht derweil immer noch mager aus. Bester Schweizer ist Stan Wawrinka (40) als aktuelle Weltnummer 152.