Darum gehts
- Henry Bernet steht vor seinem ersten Hauptfeld-Auftritt bei den Swiss Indoors
- Bernet wohnt während Turnier im Elternhaus in der Stadt
- Was der 18-Jährige über das verrückte Jahr 2025 erzählt
Wie lenkt man sich vom grössten, anstehenden Profi-Match der Karriere ab? Nun, man tut so, als wäre nichts. Henry Bernet (18) steht dank einer Wildcard vor seinem ersten Hauptfeld-Auftritt bei den am Montag beginnenden Swiss Indoors. Nebst Altmeister Stan Wawrinka (40, in der 1. Runde gegen Miomir Kecmanovic) ist der junge Basler das Schweizer Aushängeschild des ATP-500-Turniers. Alle Augen werden auf den Junioren-Australian-Open-Sieger gerichtet sein – er trifft in Runde eins auf den Tschechen Jakub Mensik (20, ATP 19). Was zeigt das Riesentalent vor seiner Haustüre?
Nicht wenig Druck für einen Mann, der erst im Januar volljährig wurde. Doch Bernets Herangehensweise ist vielleicht gar nicht mal so verkehrt: Der 1,93-m-Schlaks sucht nicht verkrampft den vielzitierten «Tunnel» vor dem Turnier. Er besucht am Samstagabend auf der Schützenmatte ein Fussballspiel des BSC Old Boys, weil dort ein Kolleg von ihm im Cup gegen Wohlen antritt. Ausserdem schläft und isst Bernet während der Swiss Indoors im Elternhaus mitten in der Stadt. Und am ersten Montag nach dem Turnier, am 27. Oktober, wartet auch noch die Autoprüfung. Das ganz normale Teenie-Leben eben.
Der jähe Stopp nach dem Höhenflug
Dazwischen hofft er, die Hauptrunden-Feuertaufe in der St. Jakobshalle «hoffentlich erfolgreich» gestaltet zu haben. Eigentlich wäre seine Wunschvorstellung gewesen, nun in diesem Oktober bereits an einem anderen Punkt zu stehen. Doch nach seinem grossen Triumph in Melbourne im Januar setzte ihn eine hartnäckige Rippen-Stressfraktur unerwartet lange ausser Gefecht. Fünf wertvolle Monate. Es verstrich also viel Zeit, die er bereits in die Umstellung vom Juniorentennis zur Profistufe hätte investieren können.
Stattdessen musste er erst pausieren – und dann dosieren. «Lange Zeit durfte ich nicht allzu viel machen – das war ziemlich eklig», sagt Bernet und lässt durchblicken, dass er die Geduld nicht unbedingt erfunden habe. Jene Phase im ersten Halbjahr 2025 habe ihn gelehrt, wie wichtig es sei, auf den eigenen Körper zu hören und ihm Zeit für Ruhe und Regeneration zu gewähren. Und er sagt auch: «Natürlich würde ich am liebsten nur Turniere wie Basel spielen, aber das ist momentan einfach nicht die Realität.»
Allenfalls erhalten die beiden noch Schweizer Verstärkung aus der Qualifikation, wo Rémy Bertola (ATP 259) am Sonntag gegen den Franzosen Quentin Halys um den Einzug ins Hauptfeld spielt. Der 27-jährig Tessiner gewinnt gegen den Franzosen Adrian Mannarino (ATP 59) klar in zwei Sätzen. Einen ähnlichen Coup verpasst hingegen Mika Brunold (ATP 309) auf bittere Weise. Der sechs Jahre jüngere Basler unterliegt der Weltnummer 62 Reilly Opelka, nach gut drei Stunden Spielzeit und nachdem er im Tiebreak des zweiten Satzes sechs Matchbälle, davon zwei bei eigenem Aufschlag, nicht nutzen kann.
Ein Duell der 1. Runde sticht besonders heraus: Der topgesetzte Taylor Fritz, US-Open-Finalist des letzten Jahres und Nummer 4 der Welt, trifft auf Valentin Vacherot, den Sensationssieger des Masters-1000-Turniers von letzter Woche in Schanghai.
Allenfalls erhalten die beiden noch Schweizer Verstärkung aus der Qualifikation, wo Rémy Bertola (ATP 259) am Sonntag gegen den Franzosen Quentin Halys um den Einzug ins Hauptfeld spielt. Der 27-jährig Tessiner gewinnt gegen den Franzosen Adrian Mannarino (ATP 59) klar in zwei Sätzen. Einen ähnlichen Coup verpasst hingegen Mika Brunold (ATP 309) auf bittere Weise. Der sechs Jahre jüngere Basler unterliegt der Weltnummer 62 Reilly Opelka, nach gut drei Stunden Spielzeit und nachdem er im Tiebreak des zweiten Satzes sechs Matchbälle, davon zwei bei eigenem Aufschlag, nicht nutzen kann.
Ein Duell der 1. Runde sticht besonders heraus: Der topgesetzte Taylor Fritz, US-Open-Finalist des letzten Jahres und Nummer 4 der Welt, trifft auf Valentin Vacherot, den Sensationssieger des Masters-1000-Turniers von letzter Woche in Schanghai.
Tatsächlich sind die Swiss Indoors gerade so etwas wie ein Bonus für Bernet. Ansonsten verdient er sich in dieser Saison die Sporen auf ITF- und Challenger-Stufe. Es geht um Punkte für die Weltrangliste, in der er aktuell Position 479 belegt. Vor allem aber um die Adaptierung an das viel rauere, schnellere Klima auf der Profi-Tour. Bernet hat schnell gemerkt, dass im Männer-Tennis ein ganz anderer Wind weht als bei den Junioren: «Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Aufschlag eine Stärke ist. Das ist er immer noch, doch hier auf Profi-Level ist ein guter Service einfach Standard.»
Die beiden verbindet nicht nur die Körpergrösse von 1,93 Metern, sondern auch der gemeinsame Schweizer Ausrüster On. Henry Bernet (18) und Ben Shelton (23) sind sich in ihren Karrieren schon ein paar Mal über den Weg gelaufen – und verfolgen einander auf der Tour. Shelton hat genau mitbekommen, wie der junge Schweizer in den letzten Monaten performt hat. Erst der Australian-Open-Sieg, dann der Sommer mit Erfolgen auf ITF-Stufe (in Muttenz und Lausanne) und zuletzt in Roanne (Fr) der zweite Sieg gegen einen Top-100-Spieler, Filip Misolic (24). «Wir haben alle gesehen, was Henry kann», sagt Shelton, seinerseits Weltranglistensechster und letztjähriger Basel-Finalist.
Shelton und Bernet haben sich schon im On-Hauptquartier in Zürich getroffen – und nun trainierten sie in Basel bereits zweimal gemeinsam. Der Amerikaner bezeichnet das junge Talent als «nice kid» mit einer «tollen Familie»: «Henry ist zuletzt noch einmal grösser und stärker geworden – er hat meiner Meinung nach eine grosse Zukunft».
Die beiden verbindet nicht nur die Körpergrösse von 1,93 Metern, sondern auch der gemeinsame Schweizer Ausrüster On. Henry Bernet (18) und Ben Shelton (23) sind sich in ihren Karrieren schon ein paar Mal über den Weg gelaufen – und verfolgen einander auf der Tour. Shelton hat genau mitbekommen, wie der junge Schweizer in den letzten Monaten performt hat. Erst der Australian-Open-Sieg, dann der Sommer mit Erfolgen auf ITF-Stufe (in Muttenz und Lausanne) und zuletzt in Roanne (Fr) der zweite Sieg gegen einen Top-100-Spieler, Filip Misolic (24). «Wir haben alle gesehen, was Henry kann», sagt Shelton, seinerseits Weltranglistensechster und letztjähriger Basel-Finalist.
Shelton und Bernet haben sich schon im On-Hauptquartier in Zürich getroffen – und nun trainierten sie in Basel bereits zweimal gemeinsam. Der Amerikaner bezeichnet das junge Talent als «nice kid» mit einer «tollen Familie»: «Henry ist zuletzt noch einmal grösser und stärker geworden – er hat meiner Meinung nach eine grosse Zukunft».
Ein verrücktes Jahr – mit Wawrinka, Lüthi und Shaqiri
Bernets Auftritt an der gut besuchten Pressekonferenz in Basel ist souverän. Er ist wortgewandt, wirkt für sein Alter bemerkenswert reif und reflektiert. Er strahlt ein gesundes Selbstvertrauen aus, lässt sich aber auch nicht davon blenden, heuer in Gstaad mit Wawrinka Doppel gespielt zu haben oder bei den Junioren die Nummer eins der Welt gewesen zu sein. Und auch nicht davon, dass Ex-Federer-Coach Severin Lüthi (49) – neben Sven Swinnen (44) – zu seinem Trainerteam gehört. Oder, dass Xherdan Shaqiri (34) ihn im Frühjahr in einem Podcast mit einer Grussbotschaft überrascht hat. Bernet will trotz der vielen Highlights lieber von einem «lehrreichen Jahr» sprechen. Und davon, dass er sich «wirklich in jeder Hinsicht» noch steigern müsse. In erster Linie physisch. Das hat nicht zuletzt sein Auftritt im Davis Cup im September gezeigt (1:6, 3:6 gegen den Inder Sumit Nagal, 28).
Mit den vielen Federer-Parallelen – von der einhändigen Rückhand, über den TC Old Boys bis hin zum Fakt, dass auch sein Vater Robert heisst – hat er gelernt, umzugehen. Davor retten kann er sich ohnehin nicht. Sollte er dieser Tage sein erstes Hauptrundenmatch in Basel gewinnen, wäre er gleich alt wie Federer damals bei seinem ersten Sieg im Hauptfeld der Swiss Indoors.
Das war 1999. Zu einem Zeitpunkt, als die Fans in Basel ähnlich aufgeregt waren wie jetzt, weil da ebenfalls ein vielversprechender, junger Lokalmatador im Begriff war, in der Tenniswelt Tritt zu fassen.