Darum gehts
- Franjo von Allmen steht unter Druck nach erfolgreicher Saison
- Von Allmen übertrifft Odermatts Ausdauerleistung bei Red-Bull-Test
- Swiss Ski sichert Trainingsrechte in Zermatt mit zweistelligem Millionenvertrag
Im Ski-Zirkus gibt es nicht wenige, welche Franjo von Allmen (24) einen besonders schwierigen Winter vorhersagen. Warum? In der letzten Saison hat kein Mensch sportliche Grosstaten vom gelernten Zimmermann erwartet, der Berner Oberländer konnte deshalb unbeschwert attackieren.
Doch nach zwei Goldmedaillen bei der WM (Abfahrt und Team-Kombi) sowie drei Weltcupsiegen lasten auf dem 24-Jährigen gewichtige Erwartungshaltungen.
Im Swiss-Ski-Team zweifelt aber niemand daran, dass der 1.83-Meter-Mann aus dem oberen Simmental auch mit dem gigantischen Druck in weltmeisterlicher Manier umgehen wird. Zumal sich von Allmen über den Sommer als Athlet noch einmal in eindrücklicher Manier entwickelt hat.
Besonderer Test-Erfolg
Ein Beleg dafür sind die Tests, welche der Boltiger im Juli im Leistungszentrum von Red Bull abgeliefert hat. Hier werden von Formel-1-Champion Max Verstappen bis hin zu Wintersportlern sämtliche Stars, die bei den roten Bullen unter Vertrag sind, zur ultimativen Kraft- und Konditionsprüfung aufgeboten.
Marco Odermatt (28) war zwischen 2022 und 2024 bei den Tests seines Hauptsponsors nahezu unantastbar. Doch nun verrät Swiss-Ski-Athletiktrainer Gabriel Gwerder, «dass Franjo beim diesjährigen Red-Bull-Test im Ausdauerbereich die Odermatt-Marke übertroffen hat».
«Seine Ausfall-Quote ist stark gesunken»
Gwerder gehörte zu den Betreuern, die auch in den Gold-Tagen an der WM in Saalbach bemängelten, dass von Allmens Fahrstil trotz des kometenhaften Aufstiegs zu instabil sei. Genau an diesem Punkt hat Speed-Cheftrainer Reto Nydegger in der Vorbereitung auf die Olympia-Saison den Hebel angesetzt.
Offensichtlich mit Erfolg. «Wir sind mit Franjo viel weiter als vor einem Jahr», bestätigt Nydegger und liefert die Details: «Weil sich Franjo im September 2024 am Kniegelenk verletzt hatte, konnte er damals nicht ins Trainingscamp nach Südamerika reisen. Im letzten Sommer und Herbst hat Franjo dagegen uneingeschränkt trainiert, was sich sehr positiv auf die Stabilisierung von seiner Fahrweise ausgewirkt hat. Seine Ausfallquote ist stark gesunken.»
Die Quote von Bestzeiten hat «FvA» gleichzeitig erhöht – von Allmen hat die teaminternen Abfahrts- und Super-Trainings gemeinsam mit Alexis Monney dominiert.
Vorteil dank Swiss-Ski-Millionen
Und dann ist da ja noch die Gletscherpiste in Zermatt, dieser besondere Trumpf für von Allmen und Co. Zur Erinnerung: Franz Julen hatte im Frühling 2024 ein Trainingsverbot der Weltcup- und Europacup-Teams ausgerufen. Weil FIS-Präsident Johan Eliasch (63) schnell erkannte, dass eine längerfristige Trainingssperre auf den Pisten in der Matterhorn-Region verheerende Folgen für den Skirennsport hätte, erteilte er gemeinsam mit Swiss Ski den Zermattern eine schriftliche Garantie, dass ab der Saison 2027/28 bis 2033/34 Weltcuprennen auf der renovierten Gornergrat-Abfahrt durchgeführt werden können (letzte Abklärungen bezüglich der Machbarkeit laufen).
Damit die Schweizer bestimmen können, wer hier wann trainieren kann, hat Verbands-CEO Walter Reusser mit Julen einen aussergewöhnlichen Deal abgeschlossen: Mit einem zweistelligen Millionenvertrag sicherte sich Swiss Ski bis im Jahr 2034 die Verwaltungsrechte von diesem Trainings-Skigebiet.
«Grandiose Bedingungen in Zermatt»
Diese Investition scheint sich bereits jetzt bezahlt zu machen. Fakt ist: Vor- und nach den Camps in Südamerika (Mitte August bis Mitte September) war die Schweiz die einzige Ski-Nation, welche richtig Abfahrt trainieren konnte. «Es ist tatsächlich so, dass es in Europa im Sommer und Herbst nur die Piste in Zermatt gibt, die sich für Abfahrtstrainings eignet. Die Schweiz hat damit gegenüber dem Rest der Ski-Welt einen riesigen Vorteil», seufzt Österreichs Abfahrts-Cheftrainer Andy Evers.
Reto Nydegger hingegen schwärmt: «Wir haben in Zermatt speziell im Oktober grandiose Bedingungen vorgefunden.» Deshalb käme es einer Überraschung gleich, wenn am 5. Dezember bei der ersten Abfahrt dieser Weltcup-Saison kein Schweizer triumphieren würde.