«Federer hat mir gestern noch geschrieben»
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Ski-Sensation Aicher hat grosse Verbindung zur Schweiz
«Odermatt ist mein Vorbild»

Die 22-jährige Emma Aicher setzt sich als einzige verbliebene Allrounderin im Ski-Weltcup durch. In St. Moritz besiegt die Deutsche überraschend Lindsey Vonn und zeigt ihre Stärke in allen Disziplinen.
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Grosse Verbindung zur Schweiz: Emma Aicher. Die Deutsche lebte drei Jahre in Engelberg. Und fuhr auch für den Skiclub. Sie gewinnt die zweite Abfahrt von St. Moritz.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Emma Aicher: 22-jährige Allrounderin überrascht im Ski-Weltcup
  • Aicher lebte als Teenager drei Jahre in Engelberg, Schweiz
  • Lindsey Vonn (41) zollt der 19 Jahre jüngeren Aicher Respekt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Sie ist 22 und trotzdem ein Dinosaurier. Eigentlich überholt. Und vom Aussterben bedroht. Die Rede ist von Emma Aicher. Die Deutsche ist die einzige verbliebene Allrounderin im Ski-Zirkus. Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom – sie fährt alles. Und wie! In St. Moritz GR schlägt Aicher die grosse Favoritin Lindsey Vonn (41). «Ich bin sehr zufrieden», sagt sie. Von Euphorie? Keine Spur. «Ich bin eher eine ruhige Person», sagt sie.

Für die Speed-Queen aus den USA ist es keine Überraschung, dass sie bei der zweiten Abfahrt nicht mehr dominiert. Sie kann auch mit Platz 2 leben. «Sorry guys, ich muss noch in einen Becher pinkeln», sagt sie vor dem Gespräch. Dopingkontrolle. Heisst: Die Journalisten sollen sich beeilen.

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Vonn ist gut gelaunt. «Ich habe gestern zu viel Energie gebraucht. Und in der Mitte hatte ich einen Fehler. Du kannst nicht siegen, wenn du auf die Hüfte fällst», sagt sie. Sie zollt der 19 Jahre jüngeren Aicher Respekt. «Sie ist beeindruckend. Einfach toll. Sie wird noch viele Jahre vorne mitfahren.»

Aicher fuhr für den Skiclub Engelberg

Was viele wissen: Aichers Mutter ist Schwedin, der Papa Deutscher. Sie wuchs in Sundsvall auf, fuhr lange für Schweden, entschied sich aber im letzten Moment, als Profi für Deutschland an den Start zu gehen. «Ich bin halb, halb», sagt sie. Was viele nicht wissen: Aicher lebte als Teenager drei Jahre in der Schweiz. Genauer: in Engelberg OW.

«Ich verstehe Schweizerdeutsch, spreche es aber nicht», sagt sie. Die Zeit in Engelberg sei toll gewesen, sagt Aicher. Das hat auch mit der Gisin-Familie zu tun. Michelles, Dominiques und Marcs Vater Beat war Präsident des Skiclubs, in dem Aicher trainierte. «Michelle ist etwas älter, hat aber bei Klubmeisterschaften immer wieder mit mir geredet. Und natürlich auch im Weltcup, in den letzten Jahren.»

Nach den drei Rennen im Engadin wird Aicher sofort nach Courchevel (Fr) reisen, wo am Dienstagabend ein Slalom ansteht. Keine andere wird dies tun. Wie bringt sie alles unter einen Hut? «Ich hab einfach Spass am Skifahren», sagt sie. So einfach kann es sein.

«Odermatt bleibt sich selbst»

Aichers grosser Traum ist der Gewinn des Gesamtweltcups. Sie will das, was ihr Vorbild Marco Odermatt (28) schon viermal schaffte, auch erleben. Was beeindruckt sie am Ski-Überflieger? «Klar, wie er fährt. Einfach super. Aber ich habe auch das Gefühl, dass er sich selbst bleibt.» So wie sie – Aicher verstellt sich nicht.

Fakt ist: Aicher bringt Deutschland wieder auf die Ski-Karte. Das ist auch für den Werbemarkt des Weltcups wichtig. «Yes, baby!», jubelt ARD-Experte Felix Neureuther (41) ins ARD-Mikrophon, als sie die Ziellinie überquert. Und der Kommentator meint: «Aicher vor Vonn und Goggia. Halleluja!» Da steigt der Druck auf Aicher wohl schon bald. Sie wirkt, als könne sie damit gut umgehen. «Den grössten Druck mache ich mir sowieso selbst», sagt sie. 

Flury darf sich wie eine Siegerin fühlen

Und die Schweiz? Bäckt nach dem Dreifach-Out von Lara Gut-Behrami (34), Corinne Suter (31) und Michelle Gisin (32) erneut kleine Brötchen. Fünf Fahrerinnen holen Punkte, aber nur wenige. Die Beste? Jasmine Flury (32).

Sie darf sich nach Platz 11 wie eine Siegerin führen. Zwei Jahre fiel sie wegen Knieproblemen aus. «Das Comeback gestern war sehr emotional. Die ganze, lange Reise, kam nochmals hoch. Nun bin ich mega happy, dass ich einen weiteren Schritt gemacht habe.»

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