Sie fährt für ihre verstorbene Freundin
Riesen-Spezialistin Kasper überwand Schicksalsschläge

Nach Kader-Ausschluss und persönlichen Tragödien erkämpft sich Vanessa Kasper (28) zurück. Die Bündnerin blickt optimistisch auf die kommenden Weltcup-Rennen in Nordamerika.
Publiziert: vor 16 Minuten
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Vanessa Kasper ist endgültig zurück auf der grossen Ski-Bühne. Und das nach einem Jahr, bei dem sie ohne Kaderstatus fuhr und eine gute Freundin verlor.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Vanessa Kasper kehrt nach Ausschluss ins Swiss-Ski-Kader zurück
  • Freundin Sophie Hedigers Tod motiviert Kasper weiterzumachen
  • 372 Europacup-Punkte sicherten Kasper fixen Weltcup-Startplatz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Am 28. März 2024 wird Vanessa Kasper Schweizer Meisterin im Riesenslalom. Befreit jubeln kann sie nicht. Ein Damoklesschwert hängt über ihrem Kopf. Gehört sie im kommenden Winter überhaupt noch zu den Swiss-Ski-Kadern?

Die Frage quält sie. Wenige Tage später folgt die Antwort: Nein. Ihre Punkte reichen nicht. Gnade gibt es keine. Kasper fragt sich: Soll sie die Ski an den Nagel hängen? Die Antwort kommt schnell: nein. «Ich will selbst entscheiden, wann ich aufhöre – und nicht, weil ein Verband mich nicht mehr will.»

Heute hat sie der Verband zurück. Kasper ist wieder im B-Kader. Schon beim Saisonauftakt in Sölden punktet sie als 29. – nur Lara Gut-Behrami (3.) und Camille Rast (15.) sind aus Schweizer Sicht besser. Weil die Tessinerin nach ihrem Sturz wohl lange ausfallen wird, ist man besonders froh, dass Kasper wieder da ist.

«Teile des Gepäcks kamen zu spät, aber inzwischen ist alles da», meldet sie aus Nordamerika. Es gehe ihr gut. Sie freue sich riesig auf die Riesenslaloms in Copper Mountain (USA) und Tremblant (Kanada). «Da bin ich noch nie gefahren. Ich will mit möglichst vielen Punkte heimreisen.»

Kasper fährt auch für verstorbene Freundin

Viele Punkte holte Kasper schon im letzten Winter – nicht im Weltcup, sondern im Europacup: 372. Das brachte ihr Platz 2 und einen fixen Weltcupstart. Wie gelang ihr das? Rückblick: Nach der Degradierung steht Kasper vor einem Scherbenhaufen: kein Trainer, kein Auto, keine organisierten Trainings. Reise- und Hotelkosten trägt sie selbst.

Doch die Freundin von Lakers-Hockeyprofi Yannick-Lennart Albrecht (31) hat Glück. Hauptsponsor, Familie und Umfeld halten zu ihr. Das ist entscheidend. Denn: Vorbereitung mit dem Trainingslager in Ushuaia (Arg) und der Winter kosten sie geschätzt 80'000 Franken.

Und dann ist da noch die emotionale Ebene. Kasper beweist Mut. «Zeig es ihnen», sagt ihre beste Freundin Sophie Hediger. Monate später stirbt die Top-Snowboarderin: Am 23. Dezember 2024 verschüttet sie in Arosa GR eine Lawine. Sie wird nur 26 Jahre alt.

Ein weiterer Schlag, diesmal mitten im Winter. Wieder fragt sich Kasper, was noch Sinn ergibt. Doch sie hält sich an Hedigers Worte – und macht weiter. «Sophie ist bei jedem Lauf bei mir. Ganz nah. Ich fahre jetzt auch für sie.»

«Viele haben wohl nicht mehr an mich geglaubt»

Kasper wird schneller und schneller, dreimal punktet sie sogar im Weltcup. «Sophie war diejenige, die mich so fest unterstützt hat, als ich im Frühling nicht mehr zu Swiss-Ski gehörte. Wir hatten fast täglich Kontakt, und ich habe mit ihr unglaublich schöne Stunden erlebt. Diese werde ich nie vergessen.»

Hat Kasper heute das Gefühl, es den Kritikern gezeigt zu haben? «Viele haben wohl nicht mehr an mich geglaubt. Das ständige Organisieren war hart. Aber ich habe viel über mich gelernt – und bin stolz auf meinen Weg.»

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