Darum gehts
- Urs Lehmann verlässt Swiss-Ski und wird neuer CEO der FIS
- Lehmann sieht Potenzial zur Stärkung der FIS und der Verbände
- Lehmann war 19 Jahre bei Swiss-Ski und tritt aus Olympia-Projekt zurück
Urs Lehmann, wie ist es zum Entscheid gekommen, Swiss-Ski zu verlassen?
Urs Lehmann: Der Schritt fällt mir nicht leicht. Die 19 Jahre waren wunderbar, aber nicht immer einfach. Zu Beginn war vieles nicht ganz optimal, aber wir haben es als Team geschafft, sodass wir heute einer der stärksten, wenn nicht der stärkste Verband der Welt sind. Das ist ein Verdienst der Athleten, aber auch des Teams. Die Situation mit der FIS hat sich dramatisch entspannt, es gab konstruktive Diskussionen und ich wurde immer wieder miteinbezogen. Im Juli kam die Anfrage von Präsident Eliasch, ob ich mir eine engere Zusammenarbeit vorstellen könnte. Ich war überrascht, aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr hat es mich gereizt. Swiss-Ski ist so stabil, dass meine Mission erfüllt ist.
Wie ist es dazu gekommen, dass sich die Beziehung zu Eliasch von aussen betrachtet so schnell verändert hat?
Ich bin vor einem Jahr aus dem FIS-Council ausgetreten. Ich glaube, der Schritt hat dazu beigetragen, dass Eliasch gemerkt hat, es ging nicht um ihn als Person, sondern um die Sache. Im Herbst hat er angerufen, wollte ein paar Dinge mit mir besprechen. Dann ist er zum Weltcup in St. Moritz gekommen, wir haben diskutiert und uns unterhalten. Irgendwann im Juli kam die konkrete Anfrage. Das Ganze war ein Prozess, hatte viel damit zu tun, einander zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Über Monate hinweg gab es intensive Gespräche, wir waren uns auch nicht immer einig.
Wird es keine Machtkämpfe mehr zwischen ihnen geben?
Natürlich gibt es keine Garantie, dass es funktionieren wird. Wir haben beide Erfahrung und eine starke Persönlichkeit. Bei vielem waren wir gar nicht unterschiedlicher Meinung, nur die Idee der Ausführung war unterschiedlich. Ich bin zuversichtlich, dass wir das nun gemeinsam lösen können. Aber wir brauchen Unterstützung von den Vorständen und Verbänden. Denn innerhalb der FIS gibt es zu viele Hahnenkämpfe. Ich habe Eliasch gesagt, wenn es ums politische Geplänkel geht, bin ich der Falsche, aber fürs Sportliche bin ich der Richtige.
Was ist nicht gut bei der FIS? Was sind Ihre Ziele?
Man soll nicht mit der Tür ins Haus treten. Es wird wichtig sein, behutsam vorzugehen. Diskussionen sind oft emotional. Wir wollen die Organisation stärken, vereinen. Es gibt einiges Potenzial, wenn wir die Prozesse verbessern, dann wird die FIS gestärkt. Und dann können auch die Verbände wieder wachsen – so wie Swiss-Ski das in den letzten Jahren recht gut gemacht hat.
Mit Ihrem neuen Job endet auch Ihr Engagement für das Projekt, die Olympischen Spiele in die Schweiz zu holen. Wie ist es für Sie, das hinter sich zu lassen?
Es ist emotional. Die Mission, den grössten Wintersport-Event in die Schweiz zu holen, ist eine Herzensangelehgenheit. Leider lässt sich das nicht mit der neuen Aufgabe vereinen. Aber das Dossier steht zu 95 Prozent, es steht nur noch der politische Teil an. Ich bin weiter überzeugt, dass wir dieses Projekt in die Schweiz holen können. Ich kann zwar nicht mehr mittendrin sein, aber werde es von der Seitenlinie sehr eng beobachten. Und wenn ich irgendwann noch etwas unterstützen kann, dann mit grosser Freude.
Wo ist Ihr neuer Job angesiedelt?
Der Präsident bleibt oben. Er kann sich mehr auf die strategischen Dinge organisieren. Der CEO ist als Posten neu geschaffen worden für alles, was mit dem Sport zu tun hat. Es gibt den kommerziellen und den finanziellen Aspekt, das ist alles beim CEO. Mir war es ein Anliegen, dass der Sport das Kerngeschäft ist. Es ist ein Full-Time-Job.