«Würde nichts versprechen, was man nicht halten kann»
Schweizer Slalom-Stars nerven sich über Preisgeld-Zoff

Die Slalom-Crew um Weltmeister Loïc Meillard bereitet sich am Gardasee auf die neue Saison vor. Trainer Matteo Joris lobt Ehrgeiz seiner Athleten. Dieser zeigt sich besonders beim Padel-Tennis.
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Foto: Dennis Pasini/Vitesse
Ski: Schweizer Slalom-Stars laufen für Olympia-Winter heiss

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Publiziert: 29.05.2025 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2025 um 13:14 Uhr

So emotional hat man Daniel Yule (32) noch selten erlebt. Doch der Slalom-Fahrer hat dafür eine schlüssige Erklärung parat: «Beim Skifahren sieht es mir nicht so richtig an. Aber wenn ich Sport mache, ist schon Feuer drin.» Auf der Piste kann der Zickzack-Star ja schlecht mitten in der Fahrt durch die Stangen eine Fluchpause einigen. Beim Padel-Spielen geht das. Wie Tennis-Rüpel John McEnroe zu besten Zeiten rohrspatzt Yule nach einem verlorenen Punkt. «Mir hilft das, um beim nächsten Punkt besser zu spielen», sagt er schmunzelnd.

Slalomfahrer schwitzen im Trainingslager am Gardasee
2:43
Polysportive Vorbereitung:Slalomfahrer schwitzen im Trainingslager am Gardasee

Es hilft aber nichts. Das Doppel mit Weltmeister Loïc Meillard (28) an der Seite verliert Yule – die Sieger heissen Ramon Zenhäusern (33) und Tanguy Nef (28). Das Schweizer Slalom-Team hat sich in diesen Tagen für den Auftakt in das Sommertraining am Gardasee in Norditalien einquartiert.

In der Padel-Halle gehts zur Sache: Meillard haut wuchtig drauf.
Foto: Sven Thomann

Der Schweiss fliesst für Olympia 2026

Für das Quintett, auch Luca Aerni (32) ist dabei, ist es der Start in den Olympia-Winter. Während die Riesenslalom-Fahrer um Marco Odermatt in Spanien die ersten schweisstreibenden Schritte unternommen haben, waren die Abfahrer auf Mallorca. Die Slalom-Crew hat es hingegen einmal mehr nach Italien verschlagen. Wie Trainer Matteo Joris zu Blick sagt, aus gutem Grund: «Wir sind Gäste der Region Garda Trentino, hier können wir unsere Batterien für die neue Saison aufladen. Und wir haben hier alles, wir können von Mountainbike bis Wassersport alles machen. Und zudem ist die Schweizer Heimat nahe. Das ist praktisch, wenn jemand kurzfristig etwas braucht.»

Für einmal im Neopren-Anzug: Die drei Slalom-Artisten Meillard, Yule und Zenhäusern (v.l.).
Foto: Zvg

Da sich das Wetter nicht jeden Tag von der besten Seite zeigt, gehts dann für die Athleten eben neben den Einheiten im Kraftraum auch zum Indoor-Sport in die Padel- und Squash-Halle, um sich auszupowern. Dass immer viel Ehrgeiz dabei ist, überrascht Joris nicht. «Für die Jungs ist immer alles eine Challenge, sie pushen sich ständig gegenseitig.»

Preisgelderhöhung hat sich in Luft aufgelöst

Am Gardasee sorgt aber nicht nur der interne Wettkampf für Gesprächsstoff. Auch die durchgesickerte Neuigkeit, dass es entgegen der Versprechungen von FIS-Boss Johan Eliasch keine Preisgelderhöhung um 20 Prozent geben wird, wird diskutiert. Meillard war letzten Winter mit 450'350 Franken hinter Überflieger Marco Odermatt der Schweizer mit dem zweitmeisten eingefahrenen Preisgeld. Der Walliser siehts nüchtern: «Am Ende können wir nichts machen. Natürlich wäre es gut, mehr zu kriegen, denn in den letzten Jahren wurden die Preisgelder nicht einmal an die Teuerung angepasst. Aber ändern können wir es nicht.»

Yule ist bekannt für Klartext. Er schildert, dass er froh ist, überhaupt vom Sport leben zu können. Dann ergänzt er: «Ich würde solche Sachen nicht versprechen, wenn man sie nicht halten kann. Es zeigt, wie es bei der FIS oft abläuft, betroffene Parteien werden nicht involviert.» Yule erklärt, dass es ja die Rennveranstalter sind, welche das Preisgeld auszahlen. «Doch diese wussten nichts vom Versprechen, das der Präsident abgegeben hat.»

Auch Nef hofft auf Besserung: «Wenn nicht mehr für uns, dann hoffentlich für die nächste Generation.» Der Genfer gibt zu bedenken, dass es für mehr Geld womöglich auch eine bessere Promotion braucht. Als Beispiel bringt Nef die Formel 1 ins Spiel, die dank der Doku-Serie «Drive to survive» neue, ungeahnte Popularität erlangte. «Ich finde es schade, dass wir so etwas nicht haben. Die Persönlichkeiten wären bei uns vorhanden. Eine Doku könnte selbst ausserhalb der Schweiz und Österreich im Mainstream gut ankommen.»

Nicht nur bei Meillard ist der Rücken das grosse Thema

Aber ein grosses Thema am Gardasee ist auch der Kampf gegen den eigenen Körper. Laura Herr ist bei Swiss Ski Physiotherapeutin und betreut das Slalom-Quartett. «Sie sind alle schon im etwas höheren Alter, da ist es normal, dass im Winter der Rücken mal zwickt. Deshalb liegt der Fokus momentan darauf, da einen guten Aufbau zu machen.»

Physio Laura Herr weist Zenhäusern an.
Foto: Sven Thomann

Gerade um den Rücken von Meillard kümmere sie sich besonders intensiv. Denn wir erinnern uns: Den Auftakt in Sölden verpasste der Walliser mit einer Rückenblessur. Die wundersame Wende des Patienten, der kaum mehr aus dem Auto steigen konnte bis zum historischen Slalom-WM-Titel, erlebte Laura Herr aus nächster Nähe mit: «Loïc hatte ein sehr gutes Team um sich herum, sodass er aus der Saison dennoch das Maximum herausholen konnte.»

Ganz Geschichte sind die Rückenprobleme bei Meillard auch zu Beginn des Sommertrainings nicht – aber sie sind im Griff. Trainer Joris schildert, dass der dreifache Medaillengewinner von Saalbach im Camp bei den Ausdauerwerten überragt. «Aber es sind alle auf einem guten Niveau.» Vielversprechende Aussichten für den Olympia-Winter.

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Der Weltmeister macht sich wieder an die Arbeit: Loïc Meillard nimmt die Olympia-Saison in Angriff.
Foto: Sven Thomann
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