Darum gehts
- Marco Odermatt erhält eine Gondel in Kitzbühel
- Beat Feuz vermutet, Super-G-Sieg kostete Odermatt Energie für Abfahrt
- Odermatt denkt über Rücktritt vom Tennis nach, nachdem er kein Spiel gewann
Das Verhältnis zwischen Marco Odermatt und Österreich war in den letzten Wochen und Monaten nicht ungetrübt. Hintergrund: Es waren in erster Linie Funktionäre des ÖSV, die sich beim Internationalen Ski-Verband (FIS) für das Verbot der Schienbein-Protektoren eingesetzt haben. «Es handelt sich um eine Trotzreaktion der Österreicher! Die meisten ÖSV-Athleten haben die Schienbeinschoner ausprobiert. Weil sie dadurch nicht schneller geworden sind, haben sie sich für ein Verbot eingesetzt», sagte der vierfache Gesamtweltcupsieger, welcher aufgrund einer lädierten Schienbeinhaut seit 2018 auf diese Schoner gesetzt hat, zu Blick.
In diesem Moment hat das keine Rolle gespielt: Zum Abschluss dieser Woche sind es ausgerechnet die Tiroler, die dem Superstar aus dem Kanton Nidwalden einen Bubentraum erfüllen. Bei der Hahnenkamm-Bahn wird zu Ehren des Triumphators des letzten Kitzbühel-Super-Gs die Gondel mit der Nummer 35 und der Aufschrift «Marco Odermatt» in Betrieb genommen. «Eine Gondel in Kitzbühel ist etwas vom Grössten, was man in unserem Sport erreichen kann», hält der 27-Jährige fest.
Zur feierlichen Einweihung dieser Gondel hat Odermatt neben seiner Freundin Stella, Schwester Alina, den Teamkollegen und den Trainern auch den dreifachen Hahnenkammsieger Beat Feuz (38) eingeladen. «Beat hat mir in meinen ersten Jahren im Ski-Zirkus enorm viele wichtige Ratschläge erteilt. Ohne seine Hilfe hätte ich mich in den schnellen Disziplinen wohl nicht so schnell an der Weltspitze etablieren können. Deshalb war es mir ein Anliegen, dass Beat bei dieser Zeremonie dabei ist.»
Beat Feuz' Verdacht
Der Abfahrts-Olympiasieger hat die Einladung dankend angenommen. Während der Gondel-Party äussert der Emmentaler im Gespräch mit SonntagsBlick aber den Verdacht, dass die erfolgreiche Jagd nach dieser Super-G-Trophäe Odermatt mit grosser Wahrscheinlichkeit den Sieg auf der Streif-Abfahrt gekostet hat. «Wenn du in Kitzbühel im Super-G gewinnst, kostet das im Hinblick auf die Abfahrt enorm viel Substanz. Marco ist am Freitag nach Siegerehrung und Dopingkontrolle erst um 15.30 Uhr ohne Mittagessen im Magen ins Hotel zurückgekehrt, um 18 Uhr musste er schon wieder zur Siegerehrung mit anschliessendem Besuch im TV-Studio beim ORF. Es dauerte bis 19.30 Uhr, ehe er endlich im Teamhotel zu Abendessen konnte. Somit ist es verständlich, dass er die ultimative Spannung für die Abfahrt nicht mehr aufbringen konnte.»
Zur Erinnerung: Odermatt musste sich bei der jüngsten Hahnenkamm-Abfahrt mit dem sechsten Rang begnügen. Besteht die Möglichkeit, dass er im nächsten Winter für den ersten Kitzbühel-Sieg in der Königsdisziplin auf den Super-G verzichtet? «Das nicht. Aber wenn ich im Super-G erneut reüssieren sollte, würde ich sehr wahrscheinlich, um Energie zu sparen, am Abend vor der Abfahrt auf den Gang ins TV-Studio beim ORF verzichten.»
Vom ersten Schock über das FIS-Verbot der Schienbeinschoner hat man sich im Swiss-Ski-Lager übrigens erholt. Walter Reusser, der sich mit Diego Züger den CEO-Posten teilt, erkennt in der reglementarischen Auslegung Schlupflöcher, weil die Höhe der Skischuhzunge nicht festgeschrieben ist. Auch Odermatt glaubt, «dass die neue Regel einen gewissen Interpretationsspielraum zulässt».
Marco Odermatt erfolglos beim Tennis
Trotzdem kündigt Odermatt am Ende dieses besonderen Tages seinen baldigen Rücktritt an. Aber zum Glück nicht im Ski, sondern im Tennis. «Weil meine Freundin Stella gerne Tennis spielt, habe auch im letzten Jahr angefangen, Interclub zu spielen. Aber nachdem ich in diesem Sommer noch kein Spiel gewinnen konnte, denke ich ernsthaft darüber nach, damit aufzuhören.»